☾︎ 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝗱𝗿𝗲𝗶 | 𝗕𝗿𝗼𝗼𝗸𝘀 ☽︎

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 Kapitel drei

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Kapitel drei

°Brooks°

Träge öffne ich die Augenlider und blinzle gegen das helle Licht an, welches von der Decke der Flughafenhalle in alle Richtungen strömt. Neonröhren sorgen dafür, dass jeder noch so kleine Winkel beleuchtet wird. Irgendwo schräg über mir flackert eine und macht mich im Kopf ganz wuschig.

George, der neben mir sitzt, gibt grunzende Geräusche von sich und ich verwette alles darauf, dass er schon wieder Mario Kart spielt und dabei ist, zu verlieren. So wie eigentlich immer. Obwohl wir das Spiel mittlerweile schon so oft gespielt haben. Die anderen Spieler sind einfach immer besser als er.

Ein Gähnen steigt meine Kehle nach oben und ich halte mir eilig die Hand vor den Mund, damit nicht alle Welt meine Zähne zu sehen bekommt. Ich bin einfach noch so schrecklich müde. Aber das kommt davon, wenn man knappe vierundzwanzig Stunden keinen Schlaf bekommt. Es ist jetzt dreiundzwanzig Uhr dreißig. In fünfzehn Minuten geht mein Flug nach London, Großbritannien. Und obwohl es mitten in der Nacht ist und jeder normale Mensch um diese Uhrzeit für gewöhnlich schläft, ist es recht voll hier. Die meisten Menschen, die ich bis jetzt gesehen habe, scheinen aber Unternehmer, Marketing Manager oder verrückte Urlauber zu sein, die alle pünktlich in London (oder irgendeiner anderen Stadt, die man von hier aus erreichen kann) ankommen wollen. Der Grund dafür, warum auch ich jetzt hier sitze, die Schmetterlinge in meinem Bauch Tango tanzen und ich mich gleich übergeben muss. Claire fand, dass es am Besten ist, wenn ich so früh wie möglich in England lande, damit ich das ganze Wochenende Zeit habe, um mich einzugewöhnen.

Eine der größten Hürden – mal abgesehen von den sozialen Kontakten – wird die Zeitverschiebung sein. Fünf Stunden hängt Boston hinter Englands Hauptstadt her. Wenn mein Flug hier also um dreiundzwanzig Uhr fünfundvierzig geht, ist es da, wo ich später lande, schon vier Uhr fünfundvierzig in der Früh. Das wird eine ziemliche Veränderung werden und ich weiß nicht, wie schnell ich es schaffen werde, mich daran zu gewöhnen. 

»Okay, Schatz, du muss jetzt langsam los«, erinnert Mum mich und tippt auf ihre Uhr. Sie sitzt im Sessel vor mir und hat die ganze Zeit, in der wir hier sind, nichts anderes getan als auf die Uhr zu schauen. Dad war für das Essen verantwortlich gewesen und hat uns mit Sandwiches von Subway versorgt. Dadurch, dass wir relativ früh losgefahren und dann auch noch gut durchgekommen sind, hatten wir ziemlich viel Zeit, die wir vertrödeln mussten, bis es für mich los ging. Aber jetzt ist es so weit und ich weiß absolut nicht, ob ich das gut, oder doch eher schlecht finden soll.

Alle um mich herum sind der Meinung, dass England für mich die Chance ist, alles wieder gerade zu biegen, was zerstört worden ist. Aber meine Seele ist nun einmal zersplittert und mit Narben verziert, die jeden Tag neu aufreißen können. Das heilt sich nicht innerhalb von sechs Monaten, wenn ich allein schon drei Jahre gebraucht habe, um jede einzelne Narbe oberflächlich zu flicken. Das geht einfach nicht. Also tu ich so, als wäre ich auch dafür. Als glaubte ich daran, dass England alles repariert. Ich lasse alle denken, dass es Zeit für Brooks ist und ich Tilly hinter mir lassen kann. Aber in meinem Inneren weiß ich, dass ich nicht mehr zu retten bin. Niemand hat das Werkzeug dazu, meine kaputten Stellen wieder zu reparieren. Ich lasse mich äußerlich flicken, aber für meine Seele und meine Gedanken kann ich nichts versprechen. Weder anderen, noch mir selbst. Also mache ich mir einfach nichts vor. Niemand, nicht einmal ich selbst, kann mich heilen.

BOSTONS PAST: Weil ich glaubte dich zu kennenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt