Kyle kniete neben Katjas Leiche und stand auf. Er nahm ihren Körper in seine Arme und trug sie aus der Tankstelle hinaus. Er versteckte ihre Leiche in einem anliegenden Maisfeld. Den toten Kassierer ließ er, wo er war.
Am Rand der Straße holte er das Funkgerät unter seiner Lederjacke hervor und sprach ins Mikrofon: "Erledigt. Holt mich ab."
Ein paar Minuten später landete ein Hubschrauber auf dem Parkplatz vor der Tankstelle und Kyle stieg ein.
Während der Fahrt sprach er kein Wort. Er wusste wohin sie gehen würden und die Piloten waren seine Männer.
Bevor sie landeten, sagte einer der Piloten: "Sie ist bereits dort."
Dann kamen sie vor den Gleisen zum Stehen. Der Schwarze Zug wartete, die Fenster beleuchtet. Kyle stieg aus dem Hubschrauber aus und in den Zug ein.
Das Innere des Schwarzen Zuges war luxuriös eingerichtet, aber das war ihm egal. Die Lampen wie Edelsteine, die Bänke an den Wänden, mit Leder bespannt, alles in einem stilvollen Schwarz.
Wachen standen dort, ihre Gesichter nicht verhüllt. Sie ließen ihn durch die Wagen passieren, bis zum zweiten, wo er Viola antraf.
Sie schaute ihn mit einem seltsamen Blick an.
"Du bist...", sagte Kyle. Sein Gesicht verriet das Erstaunen nicht, das er bei ihrem Wiedersehen empfand.
"Unsterblich. Ich bin 204 Jahre alt. Wie ich sagte, mein Herz schlägt für immer." Wieder dieser Blick.
"Mach schon, der Boss wartet", sagte eine der Wachen.
"Natürlich", sagte Kyle.
Die Klinke der Tür zum ersten Wagen war golden und Kyle würde sein Leben darauf verwetten, dass es echtes Gold war.
Kyle führte Viola mit in den Raum dahinter.
Dort dominierte ein altes Eichenholzbett den Raum und in ihm lag ein Mann, dessen Gesicht Kyle bekannt vorkam, nur konnte er es kurz nicht einordnen. Dann wusste er es. Er erkannte es von den zahllosen Zeitungsartikeln, die er in letzter Zeit gelesen hatte.
Es war Max Carter, der angeblich tote Multimilliardär.
"Ich bringe Ihnen die Ware", sagte Kyle zu der massigen Figur unter den Decken.
Als Carter sprach, war seine Stimme unverkennbar alt, alt und schwach. Er lag zusammengesunken dort, hatte aber noch einen Teil seiner Autorität behalten.
"Gut. Ich fühle mich nicht besonders. Können wir es schnell hinter uns bringen?"
Viola stand still dort, ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
"Die Wachen müssen verschwinden." Er zeigte auf die zwei Männer, die mit teilnahmsloser Miene auf die beiden Neuankömmlinge schauten.
"Noch nicht. Du willst doch nicht derjenige sein, der ihr das Herz aus der Brust schneidet, oder?"
"Ihr Herz?", fragte Kyle.
"Ja. Wie ich sagte, lass es uns schnell tun."
Viola schaute Kyle an. "Keine Sorge", sagte sie zu ihm. "Meine Zeit ist gekommen. Sorg dafür, dass es Bedeutung hat."
"Das werde ich", sagte Kyle.
Kyle wandte sich ab, als die Wachen sie bearbeiteten. Es machte fast keine Geräusche und als er sich umdrehte, war kein Blut auf dem Boden. Die eine Wache hatte den Körper mitgenommen, die andere überreichte ihm einen faustgroßen Rubin.
"Ihr Herz", sagte die Wache und Kyle nahm es mit verwundertem Blick. Dann waren nur noch er und Carter in dem Raum.
"Ich werde es essen", sagte Carter. "Reich es mir einfach, dann kann ich es hinunterschlucken."
"Es ist ein Edelstein", sagte Kyle, aber er wusste, dass das nicht stimmte. Denn der Stein pochte in seiner Hand, wie ein echter Herzschlag.
"Es ist unsterblich. Es wird mir das ewige Leben geben."
"Warum?", fragte Kyle.
"Du verhälst dich seltsam, Kyle. Du bist doch meine rechte Hand. Du weißt doch, warum."
Seine kleinen Augen waren wie die eines Schweins. Sie richteten sich auf ihn. Als er wieder sprach, war seine Stimme anders. Härter.
"Blinzle einmal für ja, zweimal für nein."
"Ich wüsste nicht-", aber Carter unterbrach ihn. Ich will deine Augen sprechen sehen, nicht deinen Mund. "Bist du Kyle?"
Blinzeln. Blinzeln
"Ist dort jemand in dir?"
Blinzeln.
Das hatte Viola also damit gemeint, seine Augen könnten ihn verraten. Nun, es machte keinen Unterschied.
Carter sagte: "Ich werde deine Frage, warum beantworten und dann wirst du mir sagen, warum. Ich will das unendliche Leben, weil ich ein Erfinder bin. Die Welt ist ohne mich verloren. Ich mache einen größeren Unterschied als hunderte Menschen. Außerdem bin ich reich. Also, was willst du von mir? Ich gebe dir jede Summe an Geld."
Kyle ging hinüber zu Carter und zog das Kissen unter seinem Kopf weg.
"Was tust du da?", sagte dieser, aber seine Stimme wurde erstickt, als Kyle das Kissen auf sein Gesicht presste. Carter war zu schwach, um irgendeine Form von Gegenwehr zu leisten.
Eine Minute später hob Kyle das Kissen wieder an. Carter war tot.
Er steckte das Herz in seine Tasche, rief die Wachen und erklärte, dass Carter das Herz nicht vertragen hatte und daran erstickt sei. Es dauerte eine Zeit, bis sie ihn gehen ließen, aber ohne ihren Boss hatte er die Befehlsgewalt.
Kyle stieg aus dem Schwarzen Zug aus, Jacke im Wind wehend. In seiner Tasche pochte Violas Herz.
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Endlose Schienen
ParanormalJohannes Kastan ist auf einer Reise mit dem Zug, um jemanden verloren geglaubtes wiederzufinden. Doch der Zug wird von Unbekannten entführt und befindet sich nun auf einer Geisterfahrt durch den niemals weichenden Nebel. Und alles scheint so, als be...