Priorität: Mission

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Lauter Geheimnisse lauern hier, die etwas hervorbringen, dass das wahre Ich zum Vorschein bringt und doch muss der Schein bewahrt werden. Kann die Sehnsucht nach Freiheit die Motivation trüben oder ist lediglich ein äußerer Faktor für die tiefe Veränderung verantwortlich?

Meine Atmung geht schwer. Kalter Schweiß tropft von meiner Stirn, als die Schritte in meinen Ohren widerhallen und die Wände immer näher kommen. Laute piepsende Geräusche nehmen mich gänzlich ein. Schweißgebadet starre ich auf die Glasfront vor mir, durch die ich direkt auf mehrere Betten sehen kann. Schreie ertönen in meinem Kopf. Schmerzverzerrt halte ich mir diesen, als ich kraftlos auf meine Knie falle. Shiraze schaut auf mich herab und hält mir eine kleine Glasflasche hin. Meine Hand greift danach, doch meine Sicht verblasst. Ich umfasse Luft und lasse meinen Arm einfach fallen. Mein ganzer Körper bebt und zittert.

"Immer wieder musst du mir Ärger machen." Er greift mein Kinn grob und flößt mir die kalte, sanfte Flüssigkeit ein. Das Wasser rinnt wohltuend meiner Kehle runter. Nach mehreren Schlucken lässt er von mir ab und seufzt genervt.

"Warte hier, ich bin gleich wieder da. Ich muss uns beide anmelden, damit wir passieren können."

Reflexartig halte ich seine Hand fest. Verwundert blickt er mich an und verdreht brummend seine finsteren Augen, bevor er mich hochhievt, die Ladungen aneinander bindet und hinter sich her schleift.

Wankend folge ich ihm, doch immer noch höre ich seltsame Stimmen um mich, die meine Sinne betäuben. Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Hüfte. Shiraze stützt mich und legt einen meiner Arme um ihn.

"Wieso gedenkst du, dass ich es mag, wenn deine Wenigkeit es zornig macht?" Sein Gesicht ist nah an meinem, als er mich mit einem undefinierbarem Blick entgegnet.

"Ich mache das für die Mission. Alles andere interessiert mich nicht."

Seine Kaltherzigkeit hat mich wieder eiskalt erwischt. Meine Mundwinkel verziehen sich ungewollt. Seine Nähe lässt mich unbewusst aufatmen. Auch wenn er einen starken Schweißgeruch verströmt, so beruhigt es mich. Die Stimmen verschwinden gänzlich um mich herum.

Wir laufen Arm in Arm durch eine große Luke, die wie ein Pentagramm geschnitten ist. Sie dreht sich, als wir diese passieren und piept, bevor wir uns in eine der vielen Minen befinden, in der die Arbeiter kleine Kristalle abbauen. Sie glitzern und verströmen eine Aura, die mich gänzlich umschließt. Es kommt mir unbeschreiblich vertraut an und... fühlt sich gut an. Es löst etwas in mir aus, das mir neue Kraft schöpft.

Als sie uns bemerken, hören sie sofort auf zu arbeiten und begutachten uns.

Ein blondhaariger Mann mit Bart und Helm schreitet auf uns zu und streckt uns grinsend seine dreckige Hand hin.

"Wir haben euch schon erwartet." Weder Shiraze noch ich reagieren, weshalb er sich kurzerhand räuspert und durch seinen Bart fährt. Mein Kollege lässt mich los und deutet dann auf die Ladungen.

"Nicht hier", der Arbeiter schaut um sich und ruft einen in Rüstung gehüllten Mann zu sich. Doch seine Präsenz erinnert an die von Tzegel, dem Anführer unserer Organisation.

Stumm bedeutet dieser ihm zu folgen. Wir heben das Proviant erneut an und folgen ihm mitten durch den Nebel der Sprengungen und steigen in einen wackligen, alten Fahrstuhl ein, der lediglich mit Drahten und Seilen geschützt ist. Der Mann in der silbernen Rüstung spricht kein einziges Wort, doch bedient er einen Hebel, wodurch wir mit Karacho hochschnellen. In letzter Sekunde schaffe ich es mein Gleichgewicht zu finden, um nicht mitsamt dem Gepäck aus dem Fahrstuhl zu fallen.

Shiraze hingegen verschränkt gelangweilt seine Arme vor seiner Brust und blickt ruhig um sich. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich mich auf meine Standfestigkeit konzentriere, hält er endlich an. Sie eilen stumm voraus, während ich verwundert um mich blicke. Grüne, blaue und gelbe Kugeln erleuchten die Umgebung. Was sind das für blasenartige Lichter, die um uns herumschweben? Mein Inneres hat das Bedürfnis mehr über sie herauszufinden und möchte sie anfassen.

Eine fehlende MenschlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt