Der große Überlebenskampf

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Die Sternen fallen vom Himmel. Der Traum von Freiheit entzündet in mir das Bedürfnis von Sehnsucht und ein Puls, der mein wahres Selbst offenbart. Doch was passiert mit einer Person, die mit der Rücken an der Wand steht und direkt auf die Unendlichkeit blickt, die sich direkt vor ihr erstreckt? Wird sie sich in den ewigen Abgrund hinabstürzen und den Frieden im Tod finden oder wird sie den Kampf annehmen, um wie ein Phönix aus der Asche aufzuerstehen und ihre Hand nach einer fremden Welt auszustrecken, um nach dem zu suchen, nachdem sie sich sehnt?

Während die Teilnehmer einzeln aufgerufen werden und sich nach und nach der flackernde, triste Raum leert, kommt meine Ausbilderin auf mich zu. Kurz betrachte ich sie. Ihr rotblondes langes Haar leuchtet manchmal golden. Sie hat braunschwarze Augen und trägt üblicherweise eine lilafarbene Ninja-Rüstung, die durch ihren großen Vorbau eng wirkt. Ihr Schönheitsfleck unter ihrem Auge irritiert mich immer wieder. Sie ist in etwa 1,63 Meter groß.

„Bist du bereit?"

Mit einem Nicken atmet sie erleichtert aus. Sie strahlt für eine Sekunde, doch ihre Miene verhärtet sich augenblicklich. Sie scheint nervös zu sein – nervöser als ich. In mir herrscht nun wieder eine gähnende Leere, die möglicherweise durch ihre Anwesenheit verursacht wird.

„Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Ich weiß nicht wieso. Am liebsten würde ich dich von hier fortschicken."

Überrascht blinzle ich sie mehrfach an und schaue um mich, ob nicht jemand lauscht. Die restlichen Teilnehmer, die sich noch in dem Raum befinden, sind mit Vorbereitungen beschäftigt, während ein weiterer von Dirgal aufgerufen wird. Eine schattenhafte Person ohne Emotionen. Er wird einer großen Stahltreppe raufgeführt und verschwindet dann mit ihr aus unserem Sichtfeld. Ich nähere mich dem Ohr meiner Ausbilderin und flüstere ihr vorsichtig ein paar Worte zu.

„Sie sollten aufpassen, was Sie laut sagen. Ich teile Ihre Meinung dazu."

Sie beißt sich auf ihre Unterlippe und geht auf und ab. Meine Ausbilderin würde gerne etwas tun, um mir aus dieser prekären Situation zu helfen. Sie weiß, dass ihr die Hände gebunden sind. Anscheinend ist sie mehr Mensch als sie in der Öffentlichkeit vorgibt.

Mein Handy vibriert. Schnell blicke ich um mich, ob mich jemand auf frischer Tat erwischen könnte. Doch jeder konzentriert sich auf sich selbst. Die Gelegenheit nutze ich ruhig. Jede Auffälligkeit und Nervosität würde auffallen. Ich schiele auf meinen Display. Eine Nachricht von Shiraze ploppt auf.

Dieses Jahr soll die Kampfsimulation schwer sein. Zeig kein Erbarmen. Ich erwarte dich morgen in ganzem Stück vor meinem Haus.

Seine Erwartungshaltung lässt mich kalt. Niemals würde ich morgen zu ihm gehen, um den Kampf zwischen uns fortzusetzen. Mich tangiert seine unsinnige Rivalität nicht.

Um mich abzulenken, sehe ich mir meine ganzen Waffen an. Leise zähle ich sie durch. Meine zwei Kunais, die ich liebevoll Ying und Yang getauft habe, sind in der Farbe Schwarz und Weiß gehalten. Sie sind mit uralten Ornamenten verziert. Auf dem weißen Kunai ist eine hellblaue Wolke abgebildet, auf dem schwarzen eine Flamme. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie zeigen meine Kampfkraft und meinen Freiheitswillen.

Als Kind habe ich sie unter Anleitung selbst entworfen. Dennoch schien meine Ausbilderin sehr erschrocken über diese uralten Schriftzeichen zu sein. In ganz Reedell gibt es niemanden, der sie lesen kann. Außer mir, die diese wie meine Muttersprache beherrscht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, wann ich sie hier jemals gesehen oder erlernt haben soll.

Ein drittes Kunai habe ich immer dabei. Es ist sehr einfach gehalten und dient nur dem Schein. Trotz der Unscheinbarkeit ist es mein wertvollster Besitz. Das ist einer der Gründe, warum ich es nicht im Kampf benutze. Und doch kann ich es nicht im Schrank verstauen. Selbst an Tagen wie diese. Es ist wie eine Art Glücksbringer.

Eine fehlende MenschlichkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt