Kapitel 45: Zuhause

85 4 1
                                    

Letztes Kapitel AHHHHHHH

__________

Die Wolken hatten sich nicht verzogen. Stattdessen prasselten nun tausend kleine Wassertropfen auf die Erde hinab. Die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren. Trotzdem konnte Jules kaum etwas erkennen.

"Hoffentlich bauen wir keinen Unfall", flüsterte er.

"Was?", fragte Poline panisch.

"Ach nichts."

Sie beäugte den Mann zu ihrer Linken skeptisch, doch beschloss, die Thematik auf sich beruhen zu lassen. Gemeinsam fuhren sie deshalb in Schweigen gehüllt weiter, bis sie ihr Ziel erreichten.

"Ich fürchte, wir müssen durch den Schlamm laufen."

Poline seufzte. "Haben wir wenigstens Regenschirme?"

Jules sah sie an und schüttelte vorsichtig den Kopf.

"Na toll", meinte Poline, öffnete die Tür und lief einfach so hinaus in den Regen.

Auch Jules seufzte. "Wozu habe ich eigentlich meine Haare gewaschen?", fragte er, bevor er es ihr gleichtat und sich in dem strömenden Regen begab.

Poline war bereits vorangeeilt und trat nun durch das große schwarze Gitter hindurch auf den kleinen Platz. Sie musste aufpassen nicht auszurutschen. Nahezu der gesamte Boden war mit Matsch bedeckt. Ihre weißen Schuhe würde sie wegschmeißen können.

Am Ende des Weges bog sie nach rechts ab und steuerte zielsicher auf die letzte Ecke des Platzes zu. Der Regen war bereits weniger geworden, sodass es nur noch vom Himmel herab tropfte.

Direkt vor dem Stein blieb sie stehen.

'JAMES VEGA' stand in schwarzen Großbuchstaben auf der weißen Mamorplatte geschrieben.

"Ich kann's immer noch nicht glauben...Dass das hier tatsächlich steht", murmelte Poline, als sie Jules' Präsenz neben sich spürte.

"Ja, schon komisch das zu sehen, wo er doch noch vor ein paar Tagen–"

"Ich weiß", sagte Poline nur, um das Thema zu beenden. "Wenigstens sieht es ganz schön aus. Und es passt zu ihm – klassisch, aber irgendwie trotzdem extravagant."

Jules lachte. "Tja, protzen konnte er eben schon immer."

Poline lächelte, als sie sich an das erste Mal, an dem James sie am Bahnhof abgeholt hatte, erinnerte. Mit seinem schwarzen, teuren Auto war er unglaublich schnell vorgefahren, sodass einige Leute sich nach ihm umdrehten. Was ein Angeber, war Polines erster Gedanke gewesen. Oh, wie hatten sich die Zeiten geändert!

"Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?", wollte sie von Jules wissen.

"Hab die Jahre gar nicht mitgezählt. Da müsstest du ihn fragen."

"Zu dumm, dass er gerade nicht hier ist."

"Ja, zu dumm", flüsterte Jules. "Kommst du? Die Blumen müssen wir ja heute nicht gießen."

Poline nickte und folgte ihm nach einem letzten Blick auf das Grab zurück zum Lieferwagen.

_____

Nach ungefähr zwei Stunden Fahrt waren sie angekommen. Ein schmaler Waldweg führte zu einem versteckten Grundstück mitten im Wald.

"Oh Gott, ich hoffe, ich finde den Weg, wenn ich mal Auto fahre."

"Dafür benötigst du zuerst mal einen Führerschein, Schätzchen", lachte Jules.

"Bin ja schon dabei."

Das kleine Haus war umgeben von riesigen Nadel- und Laubbäumen, zwischen denen Poline garantiert versuchen würde, Kirschbäume zu pflanzen. Hinter dem Haus befand sich ein wunderschönes Blumenbeet, auf dem die ersten bunten Blumen bereits zu blühen begannen. Ein See, dessen Wasseroberfläche unter dem gerade wieder aufblitzenden Sonnenlicht glitzerte, rundete das idyllische Bild ab.

Jules parkte den Wagen neben der kleinen Holzhütte. Der Motor war noch nicht aus, da sprang Poline schon förmlich aus dem Auto und rannte zur Haustür. Sie griff in ihre Hosentasche und bemerkte schnell, dass diese leer war. Panisch tastete sie sämtliche Taschen ihres Outfits ab, doch gab schnell wieder auf.

"Mist, hab meinen Schlüssel vergessen", meckerte sie, bevor sie auf die Klingel drückte.

Ihr Herz pochte plötzlich wie wild und sie musste Grinsen. So lange hatte sie darauf gewartet. Jetzt war es endlich soweit.

Als sich die Tür nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete, wurde ihr Lächeln breiter und ihre Augen leuchteten auf. Zu lange war ihr dieser Anblick verwehrt geblieben.

Eine Hand legte sich an ihre Wange und sofort waren alle ihre Sorgen vergessen.

"Hallo, Liebling."

Endlich war sie Zuhause.

Zuhause bei ihrem James.

Ihrem James.

James.

_________________

Forbidden Attraction [Old Version]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt