schtajim.

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Mein Wecker klingelte. Es war sieben Uhr dreißig. Nachdem ich mich ausgiebig gestreckt hatte, quälte ich mich aus dem Bett und zog die Vorhänge auf. Hell und warm lachte mich die Sonne an, als ich das Bett richtete. Kris war schon seit sechs Uhr wach, da er in der Verwaltung des Informationshauses arbeitete und sie dort früh starteten. Fertig angezogen und aufgehübscht schlurfte ich zum Kühlschrank. Leider war da jedoch nicht viel drinne. Heute, Mittwoch, 04. September war aber auch einer der zwei Wochenmärkte auf Amrum. Bloß bevor ich mich auf den Weg zur Stadtmitte begeben konnte, brauchte ich aber dringend einen Kaffee, ein bis zwei Tassen am Tag sind in der Schwangerschaft okay.

Langsam lenkte ich mein Hollandfahrrad zwischen den beiden Strandpfeilern auf den Holzweg zum Strand durch. Mein Lieblingsweg zur Inselmitte führte mich über die Bühnenstege. Am jungen Vormittag waren kaum Touristen unterwegs. Auf dem, 1,3 km langen, Strand war nur eine kleine Gruppe von Reitern zu sehen. Silke wollte mit ihren Shettys, die sie immer am Vormittag versorgen musste, bevor sie zum Dienst müssen würde. Gedankenversunken schweifte mein Blick über den Horizont dort, wo Himmel und Land zu verschmelzen scheinen füllten sich die Priele langsam wieder, da die Flut kam. Mit dem immer lauter werdenden Gezwitscher der Vögel schmälzten nun auch der letzte Tau von den Gräsern. Das Geschrei der Ferienkinder brachte mich weg von meinen Gedanken wieder in die Realität zurück. Seufzend stieg ich erneut auf mein Fahrrad und lenkte es aus dem Sand zurück auf die Holzstege. Als ich vor dem Markt parkte läutete die große Glocke neun Uhr...

Als erstes musste ich erstmal zu Gisela, sie kam jeden Mittwoch und Samstag vom Festland und brachte mit ihrem Stand frisches Gemüse und Obst mit. Ich hatte sie am Samstag gebeten mir doch bitte Rhabarber mitzubringen, da am nächsten Tag eine Einweihungsparty von dem neuen Surfstand gefeiert werden würde. Thies, der Besitzer, auch ein guter Freund von mir, mochte meinen Käse-Rhabarber Kuchen immer so gerne. <Moin Avy! Schöner Tag heute, wa?> lächelnd begrüßte Gisela mich. Sie hatte helles, von der Sonne gebleichtes Haar und blaue, helle Augen. Ihre Haut war von dem Küstenleben braun gegerbt. Obwohl ich beide nicht so wirklich kannte, erinnerte Gisa mich sehr oft an meine Großmutter, man, wie ich sie vermisste. <Natürlich, dein Rhabarber, klar habe ich den nicht vergessen> geschäftig lief die ältere Dame hinter den Windfang des Standes. Ohne, dass ich etwas sagen musste, erinnerte sie sich sofort an meine Bitte... Während Gisela das bestellte Gemüse suchte, schweiften meine Gedanken wieder ab.

Wollte ich hierbleiben? Sollte ich meinem ewigen Traum aufgeben? Alles wegwerfen, wie als wäre es eine unerreichbare Idee? Wie lange hatte ich dafür gekämpft? Ungefähr jeden Tag und jede Nacht, seit ich meinen Freund gefunden hatte. Seit jener Nacht noch bedeutend mehr. Hierzubleiben war vielleicht Krissans Wunsch. Um ehrlich zu sein hatten wir darüber nie geredet. Die Momente, die wir allein hatten, waren mit Baby zu geplant. Er war ein Gentleman. Auch, wenn es mich oft nervte, es bedeutete, dass er nie sagte, was er wollen würde, sondern es immer mir recht machen wollte.

Im Augenwinkel sah ich, dass Gisa den Rhabarber gefunden hatte und damit zur Kasse lief. Baba, Baby, Baby.... Irgendetwas war da noch...

Ich merkte, wie sich ein schwarzer Schleier über meine Augen legte. Es schien so, als ob sich alles um mich herumdrehen würde, wer war ich? Wo war ich? Ich schwankte. Kurz darauf ein lauter Knall. Stille...

Wie wir uns getroffen haben.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt