Der Raum, indem ich aufwachte, war hell, weiß eingerichtet, auf dem Nachttisch und auf einer langen Anrichte, gegenüber des Bettes standen große Sträuße, von bunten Hortensien. Auf dem Flur näherten sich schwere Schritte, danach öffnete sich die Tür. Der Windstoß schien mich umzuwerfen, auszuknocken. Mein Kopf war mit Zuckerwatte gefüllt& ich wurde von einer Klippe geschmissen. So zumindest fühlte es sich an, denn ich wachte wieder in demselben Raum auf. Die Schwester war immer noch anwesend und lächelte mich an <Guten Tag Mrs Hansen, geht es?> fragte sie mich, während sich die Bettstütze langsam aufrichtete. Bevor ich reden konnte, musste ich diesen Druck aus meinem Kopf runterschlucken. <<Frau Digniton, wir sind nicht verheiratet>> Obwohl es freundlich gedacht war, klang es ziemlich schnippisch. An ihren Lippen sah ich, wie sie wieder zu mir redete. Meine Umgebung verschwamm vor meinen Augen, erneut dachte ich, ich würde fallen. Die Schlucht unter mir wurde immer dunkler, bis sie sich schwarz um mich drehte, sodass über mir ein dunkler Tunnel schwebte. Aus der Ferne hörte ich Stimmen, konnte aber nicht zu ihnen. Ich war in meinem Kopf gefangen. Die Tür öffnete sich, ein Arzt überprüfte meinen Puls, sagte etwas von "instabil, Bewacht..." Man hatte sich darauf geeinigt mich in Ruhe zu lassen und mir eine Pause zu geben. Inzwischen war mir klar geworden, daß ich auf dem Festland in einem Krankenhaus lag. Warum jedoch, war mir noch unklar.
Minuten später erwachte ich wieder. So langsam, wie es mir möglich war, setzte ich mich auf. Der Raum war groß, hatte zwei Kingsized Betten, eines von mir besetzt und ein einladendes Sofa. Auf meinem Nachttisch lag eine creme, weiße Karte, daneben ein Papierbündel. Informationen, die über mich aufgetrieben wurden, waren mit feiner Schrift zusammengetragen.
Die Zeit, bis endlich jemand zu mir kam, überbrückte ich mit Gegenständen zählen:
11 runde LED-Lampen an der Decke
43 weiße Deckenbretter
13 Herzförmige Schubladen Griffe
An den Fenstern fand man 7 rechte Winkel In dem Raum hatte es 18 Ecken
Ein Klopfen an der Zimmertür ließ mich hochschrecken. Eine Schwester kam für eine Untersuchung, ihre hüftlangen brauen Haare fielen ihr leicht geflochten, als Zopf, über ihre Schulter. Nachdem sie mein Blutdruck gemessen hatte und sie meine Reaktionszeit, die stark eingeschränkt war, überprüft hatte, brachte sie mein Mittagessen. Eine kleine Schüssel war mit sehr komisch aussehendem Kartoffelbrei mit gedickter brauner Soße gefüllt. In einer anderen schwarzen Schüssel befand sich Frostgemüse, Karotten, Erbsen und schrumpeligem Blumenkohl. Besonders lecker war es nicht, jedoch konnte man es essen. Auch der Kuchen war zu trocken und es fehlte Creme.
Nach dem Essen ging die Langeweile wieder los.
Mit der Wolle, die die Schwester mir mitgebracht hatte, häkelte ich. Erst ein Schal, dann entschied ich mich um und es wurde ein Strampler. Stellten sich jedoch heraus, daß dies nicht so einfach war. Ein paar Tage dauerte es, bis ich endlich einen zimtfarbenen Body herumzeigen konnte. Jedem, der in mein Zimmer kam, wurde das Prachtexemplar vor das Gesicht bekommen, ob er es wollte oder nicht.
Nach vier Tagen auf Station war Krissan das erste Mal hier. Gestern. Da er viel für sein Studium lernen muss, war er so beschäftigt, daß der Weg aufs Festland zu lang und auf Dauer auch zu weit wäre. Trotz alledem kam er mit der 8:00°° Fähre zu mir. Wie immer hat er mich liebevoll umsorgt& zugehört. Zusammen lachten wir, uns gesorgt& gegessen. Er hatte eine Erdbeerroulade mitgebracht und anders als sonst hatte ich auch nicht so viel an ihr auszusetzten.
Auch heute hatte ich wieder Besuch, und zwar von Nelia zwei Stunden lang liefen wir im Park, bis ich ziemlich erschöpft war. Ich erzählte Nelli, was passiert war und sie, was sich inzwischen zuhause zusammengetragen hatte. < Wie geht s dir jetzt? Kannst du noch sitzen> fragte sie besorgt. <<Ja, es geht wieder. Ich würde so gerne Nachhause, soll aber zur Überwachung mindestens drei Tage warten, da ich, um zurückzukommen, ja die Fähre nehmen muss. Man ey, das nervt echt!>> Ich wollte weg. Weg von diesem sterilen weißem. Weg von dem Druck, nicht zu wissen, was zuhause war. Mir graute es schon davor so viel Aufsehen zu erregen: Krissan hatte mir schon erzählt, wie sich viele Sorgen machten. Am liebsten wäre es mir, hätte es niemand mitbekommen, jedoch fällt nicht jeden Tag jemand mitten auf dem Marktplatz um. Nachdem Nelia mir Mut zugesprochen und wir noch miteinander geredet hatten, ging es mir schon viel besser. Obwohl der Tag sehr anstrengend gewesen war, wollte ich noch irgendetwas unternehmen. Und da es im Krankenhaus am Abend nicht besonders viele Attraktionen gab, musste ich mich selbst beschäftigen Mit dem Briefpaper, welches mir Nelia mitgebracht hatte, und meinem Füller schrieb ich mit großer, geschwungener Schrift an meine Eltern.
Dear Mum, Dear Dad,
I know it had been a long time since we lastly wrote...
In diesem Monat ist nicht viel passiert. Wie geht es euch? Ich hoffe, daß Charly noch lebt... Krissan hat bald, also nächste Woche, Klausurenphase. Diese Professoren haben echt keine Gnade. Ah, Mum, ich hatte kürzlich eine richtig leckere Erdbeerroulade gegessen. Sobald ich das Rezept habe, schicke ich es dir. Dad, mir ist eine Idee gekommen. Ihr könntet mal Dan fragen, daß er euch neben der Ranch- E-Mail-Adresse noch eine private einrichtet. Dann könnten wir uns einfach per E-Mail unterhalten. Das Geschlecht des Babys weiß ich noch nicht, aber ich habe so ein Gefühl, daß es eine mini Ally wird...
Schreibt mir doch mal wieder, ich freue mich drauf. Vermisse euch dolle!
Ganz liebe Grüße an alle und besonders an Charly.
In Love Ally
Avary Scarlet Jean Digniton -> Ana Scarlet/ William Bill Digniton
Allein diesen Brief zu schreiben, hatte mich an meine körperliche Grenze gebracht. So langsam wurde ich wieder traurig. Nach Hause wollte ich. Zu Mum & Dad. Zu Charly. Zu Tence, ach Quatsch, ich muss ihn vergessen. Obwohl ich mir vorgenommen hatte stark zu bleiben, weinte ich mich leise in den Schlaf...
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Wie wir uns getroffen haben.
Roman d'amourEine Junge Amerikanerin auf dem Weg sich selbst zu finden...