Luca und Alex waren jetzt schon seit 4 Stunden mit der Deutschen Bahn unterwegs. In Hamburg hatten sie eben vom ICE in eines der kleinen Bummelbähnchen für den Landverkehr gewechselt und jetzt noch etwa eine Stunde Fahrt vor sich.
Lu kannte diese Bahnstrecke. Die Hälfte davon war er öfter gefahren, wenn er damals früher am Tag im Theater sein musste und der Bus erst ab 6. 30 Uhr fuhr, die erste Bahn aber schon ab 5 Uhr.
Je näher sie der bekannten Strecke und der bekannten Umgebung kamen, umso nervöser wurde er.
Alex lehnte auf der Doppelsitzbank gegen das große nicht zu öffnende Fenster, Luca ruhte mit dem Rücken gegen seine Brust, etwas seitlich auf ihm und wurde von den Armen seines Freundes umfangen. So saßen sie schon ein Weilchen jetzt, irgendwie völlig automatisch, weil diese Position Luca angenehme Geborgenheit und Ruhe vermittelte.
Am liebsten hätte er seine Koalaposition eingenommen, also Alex zugewandt auf dessen Schoß sitzend, die Beine links und rechts neben ihm kniend, den Kopf an seinem Hals versenkt und fest in den Arm genommen, aber das hätte vermutlich noch mehr Aufmerksamkeit und Blicke geschuldet als die, die sie seit der zweiten oder dritten Ortschaft hinter Hamburg eh schon bekamen, weil sie so vertraut aneinander lehnten und Alex Luca immerwieder kleine Küsse auf seine wunderschönen, zum Dutt zusammengehefteten, Haare gab.
Luca hatte einmal versucht sich aufzurichten und von Alex wegzurutschen, weil zwei frisch pubertierende Typen in den Zug gestiegen waren, nicht älter als 15 oder 16, schräg gegenüber von ihnen Platz genommen hatten und immerwieder dümmlich grinsend zu ihnen rüber schielten, mit so dummen Gesten wie einer abfallenden, hochgerissenen Hand oder näselnden Kommentaren wie. " Huch, so warm hier drin. "
Alex ließ das jedoch nicht zu. Er zog Luca als Reaktion noch viel kräftiger an sich, hob den Kopf, blickte einem der glotzenden, lachenden Idioten fest in die Augen und sagte laut: "Hey Schnuckelchen, du und dein Süßer seht wirklich hübsche zusammen aus....aber, du schaust so interessiert zu uns rüber, gibt er dir nicht genug Liebe? Also, wenn du möchtest, wir haben hier noch Platz."
BÄÄÄÄM!
Der völlig geschockte Teenager drehte sich sofort um, rutschte vom Rand seines Sitzes weg Richtung Fenster, um nicht mehr von Alex gesehen zu werden, während der andere knallrot zu Boden schaute und den Sitz wechselte, um auch nicht in Alex mutigem Fokus zu sitzen.
Zu Luca sagte er nur ein paar wenige Worte, bevor er dessen Kopf kurz ein Stückchen drehte und ihm einen zärtlichen kleinen Schmatzer auf die Lippen gab.
"Lu, bitte....denk dran.....mutig bleiben....wir gehören zusammen....wir machen das zusammen....die Anderen sind völlig egal! ALLE! EGAL WER!!"
Luca nickte überglücklich und blieb an Alex gekuschelt, egal wer an ihnen vorbei ging und glotzen würde.Das Interessante war allerdings, dass trotz häufig wechselndem Publikumsverkehr von Ortschaft zu Ortschaft, plötzlich überhaupt keiner mehr wirklich unangenehme Notiz von ihnen nahm, wie vorhin. Es kam eben nicht auf die Region an, sondern den Menschen der einstieg.
Die einzigen Blicke, die Alex auffielen, wenn er darauf achtet, waren die, die Luca anschauten und plötzlich einen beindruckt verklärten Blick zeigten, weil sie mit einem derartig hübschen Menschen irgendwie auf ihrer üblichen Bahnstrecke, wohl nicht gerechnet hatten.
Schließlich fuhr der Zug in den kleinen Bahnhof ein, eine Ortschaft von Lucas Heimatdorf entfernt, das selbst keine Zuganbindung hatte.
Dort waren sie mit Cordula verabredet, die sie abholen wollte.Alex hatte Luca geholfen seinen Koffer aus dem Zug zu heben und nun standen sie dort, kein Mensch weit und breit nachdem das Schienenmonster zischend und quietschend weitergefahren war.
Sie wurden umhüllt vom kalten, trüben, diesigen November Wetter, an diesem frühen Nachmittag, unter dem kleinen Vordach des Bahnhogfsvorplatzes. Sie standen dort Hand in Hand, die beiden großen Koffer im Anschlag und hielten Ausschau nach ihrer Mitfahrgelegenheit.
DU LIEST GERADE
Roswitha wird's schon richten - Möpse, Queens und wahre Liebe
RomansaLuca lebt bei seinen schwulen Onkeln, dem Nachtclubbesitzer Michael und der Dragqueen Famous Miss Gloria, alias Peter. Auch Familienmops Roswitha, oft nur Röschen genannt, gehört zu der außergewöhnlichen kleinen Familie und wirbelt ihren Alltag orde...