Kapitel 3

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„Erik!"

Ruckartig öffnete ich meine Augen und schnappte nach Atem. Über mir befand sich eine kahle, weiße Decke, die ich nicht kannte, zudem gab es piepende Geräusche, die mir Ohrensausen bescherten. Wo war ich nur?

Eine eisige Kälte umfasste mein Herz und zog es schmerzhaft zusammen. War alles nur ein Albtraum gewesen? Ich fühlte nichts, doch die Enge in der Brust erschwerte mir das Atmen.

„Freyja ...", erklang plötzlich eine Stimme.

Eilig drehte ich meinen Kopf in die Richtung und ich erkannte die hagere Figur von Eriks Bruder Sven. Er trug schwarze Kleidung, die mich an die Dunkelheit erinnerte. „S-Sven?", fragte ich rau. „Wo bin ich?"

„Du bist im Andenes Helsesenter", antwortete er bedrückt mit dem Blick auf den Boden gerichtet.

Langsam richtete ich mich auf und sah mich um. Das Zimmer im Gesundheitszentrum war schlicht eingerichtet und ich ließ meinen Blick über die Geräte neben dem Bett schweifen. Von ihnen ging das grässliche Piepen aus. „Wo sind die anderen?", hakte ich vorsichtig nach.

Bitte sag, dass das alles nur ein Albtraum ist!

Sven fasste nach meiner Hand und ich erkannte, wie seine blauen Augen unter einem Schleier an Tränen blasser als sonst wirkten. „Es tut mir leid, Freyja", flüsterte er.

Die Kälte überzog meinen Körper und lähmte mich und meine Gedanken. Nein, nein! Das ist nicht wahr! Sag, dass das nicht wahr ist!

Ich wollte Sven anschreien, dass er mich nicht anlügen sollte, doch seine Niedergeschlagenheit traf mich wie ein Schlag. Es war wahr. Mein Vater hatte nicht mehr bremsen können und wir waren abgestürzt.

Tränen schossen in meine Augen und ich schüttelte den Kopf. „Nein ... Das ist nicht wahr", sagte ich zitternd.

„Erik und deine Eltern haben den Unfall nicht überlebt, Freyja. Für sie kam jede Hilfe zu spät."

Zu spät ... zu spät ... zu spät ...

Wie ein Echo hallten die Worte in meinem Kopf. Svens Worte rissen mir den Boden unter den Füßen weg und ich begann hemmungslos zu weinen. „Warum lebe ich?" Warum hatte nur ich überlebt?

„Erik hat dich so gut es ging geschützt, Freyja", erklärte Sven und streichelte über meinen Handrücken. Eine tröstende Geste, die mich allerdings noch mehr in Aufruhr versetzte.

„Nein!", schrie ich verzweifelt und schlug die Hände vor mein Gesicht. Ich hatte alles verloren, was mir wichtig war! Meine Eltern ... meinen Verlobten ... All unsere Träume hatten sich in Nichts aufgelöst und in mir herrschte plötzlich eine gähnende Leere.

Ich fiel in die Dunkelheit wie in meinem Traum und alles um mich herum wurde schwarz. Ein unangenehmes Kribbeln durchzog meinen Körper, als wäre er eingeschlafen. Verzweifelt und unter Tränen schlug ich auf die Decke, bis Sven dem ein Ende setzte.

Er erhob sich und setzte sich zu mir aufs Bett. „Bitte beruhige dich, Freyja", sagte er sanft und nahm mich in den Arm.

Seine Umarmung war tröstlich, brachte aber nicht das zurück, was ich gerade am meisten brauchte, nämlich meine Eltern und Erik. Wie sollte es jetzt weitergehen? Was sollte ich machen? Fragen einer ungewissen Zukunft, die mich zusätzlich belasteten, doch jetzt war die Trauer um meine verlorenen Geliebten das Präsenteste.

Ich konnte mich nicht beruhigen und es wurde so schlimm, dass Sven sich gezwungen sah, jemanden zu holen. Dazu drückte er einen Knopf neben dem Bett.

„Ich verspreche dir, alles wird gut", flüsterte er an mein Haar.

Midnight Sun - Ein Jahr zum Verlieben [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt