Ich sortierte erstmal alle Briefe danach, an wen sie gerichtet waren. Es waren einige Briefe an Yuna adressiert und auch einige an Miriel, den Herrscher der hellen Seite. Viele Amen kannte ich auch nicht. Zwischen all den Briefen fand ich schließlich einen braunen Umschlag. Ich zögerte. Sollte ich ihn wirklich öffnen? Ich atmete tief durch, bevor ich ihn vorsichtig aufriss. Darin lag ein Stein an einer Kette. Ich nahm ihn heraus. Es war ein schimmernder dunkelblauer Stein. Ich strich sanft über deine glatte Oberfläche. Ein wenig Staub löste sich dadurch und ich erkannte eine Gravur:
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, welche Bedeutung dieses Symbol hatte, aber ich wusste, dass die Kette von meiner Mutter war, denn ich hatte sie auf Gemälden mit dieser Kette gesehen. Ich konnte nicht anders, als sie mir sofort umzuhängen. Ich sag zu einem Porträt von ihr und sah an mir herab.
Ich wünschte, ich wäre wie sie.
Wenn ich nur mehr von ihr wüsste, könnte ich das vielleicht auch irgendwann und deshalb musste ich unbedingt die Briefe lesen. Dann würde ich sicherlich mehr erfahren.
Und so machte ich mich wieder an die Arbeit und sortierte die Briefe die ganze Nacht lang, denn ich musste feststellen, dass es einen ganzen Schrank voller Briefe gab und dass die Briefe aus der Truhe wahrscheinlich geheime Botschaften waren, von denen nicht jeder unbedingt etwas wissen durfte.Als der Mond aufging beschloss ich, erst einmal schlafen zu gehen, damit ich am nächsten Tag ausgeschlafen und konzentriert anfangen konnte, all die vielen Briefe zu lesen. Als ich am nächsten Morgen aufstand und wieder nach unten ging um die Briefe zu lesen, bekam ich einen riesigen Schreck. Ich hatte gestern drei Stapel gebildet und jetzt war alles durcheinander und wie ich nach kurzer Zeit feststellte, fehlten zwei Briefe von meiner Mutter an Miriel. Panisch rannte ich nach draußen in der Hoffnung, dass einfach der Wind die Briefe durcheinandergebracht hatte und dass die zwei Briefe einfach draußen irgendwo rum lagen. Aber ich fand rein gar nix. Von den Briefen gab es keine Spur und dass, obwohl ich das gesamte Umfeld abgesucht hatte. Das konnte kein Zufall sein! Ausgerechnet jetzt, wo Miriel die Grenze überqueren wollte, verschwanden zwei Briefe an ihn, die auch noch von meiner Mutter geschrieben worden waren, die wohl die einzige Person war, die wusste, wie man die Grenze überqueren konnte. Ich musste Loelia sofort warnen! Panisch rannte ich ein weiteres Mal aus dem Haus und hielt Ausschau nach der Krähe, die sich hier irgendwo in einem Baum niedergelassen hatte. Als ich sie endlich entdeckte löste sie sich auf und erschien vor meinen Füßen. Wow. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Schnell kritzelte ich eine Nachricht auf einen herumliegenden Fetzen Papier und band es der Krähe um den Fuß. Ich wusste nicht, ob ich noch etwas sagen musste, als sich die Krähe bereits in schwarzem Stein auflöste und verschwunden war. Hoffentlich bekam Loelia meine Nachricht. Ich setze mich auf den Boden und wartete. Es vergingen einige Minuten und ich wurde langsam ungeduldig. Aber ich wusste ja, dass es eine Zeit lang dauern würde. Immerhin musste die Krähe erst einmal wissen, wo Loelia gerade war. Dann musste Loelia die Nachricht von mir lesen und hoffentlich antworten. Danach würde die Krähe hoffentlich wieder auftauchen. Ich musste mich nur kurz geduld...
Auf einmal sammelte sich wieder der schwarze Staub vor mir und die Krähe saß plötzlich vor mir. Sie hatte ein kleines zusammengerolltes Papier zwischen ihren Zehen. Vorsichtig zog ich es heraus und sobald ich es in der Hand hatte, flog sie hoch, landete auf einem Ast und sah misstrauisch zu mir herunter.
„Was ist?", rief ich zu ihr hoch, doch natürlich kam keine Antwort.
„Ach und wenn du was essen willst, dann komm einfach ins Haus. Ich lasse das Fenster offen. Und äh...danke"
Ich sag nochmal nach oben und dann ging ich einfach wieder ins Haus. Eine Antwort würde ich ja sowieso nicht mehr bekommen.
Hektisch rollte ich Loelia Nachricht auseinander und begann sie zu lesen:
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Im Schattenreich
FantasyAlmina lebt ein gewöhnliches Leben im Schattenreich. Jedoch ändert sich das schlagartig als die andere, die Sonnenseite plötzlich die scheinbar unüberwindbare Grenze überquert. Völlig überstürzt versucht Almina die Vergangenheit herauszufinden, um d...