4. Kapitel: Auf der Suche

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Wir hatten beschlossen an der Grenze nach möglichen Hinweisen zu suchen, immerhin ging es ja um diese und ihren Zauber. Als wir dort ankamen sagte Loelia zu mir:
„Du warst schon öfter hier. Stimmt's? Nisha und ich haben dich schon mehrmals hier gesehen, aber was machst du immer hier und wieso kommst du so oft hierher?"
Jetzt wusste ich, warum ich mich so beobachtet gefühlt hatte.
„Ja, es stimmt. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich komme aus dem selben Grund her, wie ihr auch"
„Und der wäre?", fragte sie irritiert.
„Ganz einfach. Ich bin neugierig und will mehr über die zwei Reiche erfahren. Ich will wissen, wie es auf der Sonnenseite ist, auch wenn ich Angst davor habe. Und ich will wissen, was es mit der Magie der Grenze auf sich hat. Eben genau dasselbe, wie ihr "
„Woher willst du wissen, dass wir das auch tun?"
Loelia wurde langsam wütend.
„Um mit euren Wirten zu sprechen. „Ich sehe es in deinen Augen". Ich sehe, wie sehnsüchtig du für einen kurzen Moment auf die andere Seite siehst und wie du kurz davor bist, zu versuchen, ob du die Magie nicht doch überwinden kannst. Das ist es doch, weshalb ihr die Grenze erforscht, um sie zu überwinden. Aber Yuna darf davon natürlich nichts erfahren, denn sie würde versuchen, es zu verhindern. Na? Habe ich jetzt recht?
Loelia nickte stumm, bevor sie sagte:
„Ich wusste gar nicht, dass du mich so beobachtest"
„Ich beobachte dich so, wie ihr mich die ganze Zeit", sagte ich und wir lachten.
Wir suchten eine halbe Ewigkeit alles, was maximal fünf Meter von der Grenze entfernt war ab. Aber da wir nicht einmal wussten, wonach wir überhaupt suchten, fanden wir auch nichts, außer das, was man halt auf gewöhnlichem Boden fand. Dann kam Loelia zögerlich auf mich zu. Sie wirkte schon wieder so, als ob es etwas geben würde, bei dem sie sich nicht sicher war, ob sie es mir erzählen sollte oder lieber nicht.
„Was ist los?", fragte ich sie deshalb. Es klang viel zu genervt und viel zu auffordernd, als ich es beabsichtigt hatte.
„Ich habe etwas gefunden", flüsterte sie und gab mir einen kleinen Papierschnipsel. Ich drehte ihn auf die andere Seite, aber es stand nichts darauf.
„Und wie soll uns das weiterbringen? Hier steht nicht ein Buchstabe. Es könnte von jedem möglichen Papier stammen", seufzte ich verzweifelt.
„Ist es aber nicht!"
Loelia klang sehr überzeugt, ich wusste nur noch nicht wieso.
„Sieh mal", sagte sie, während sie den Schnipsel ziemlich ziemlich nah an die Grenze hielt. Ein kleiner Funken der Magie sprang darauf über und es wurde so hell, dass wir die Augen zukneifen mussten. Das Licht verschwand und ein Zeichen, das mir ziemlich bekannt vorkam wurde auf dem Schnipsel sichtbar:
Es war ein schnörkeliges „A" mit einer Sonne auf der der linken Seite und einem Mond auf der anderen.

Jetzt erkannte ich das Zeichen: Es war das Symbol und die Unterschrift von

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Jetzt erkannte ich das Zeichen:
Es war das Symbol und die Unterschrift von... „Alessia", murmelte ich.
„Wer?", fragte Loelia verwirrt.
„Meine .... Mutter"
„Was?! Aber...aber das, das....kann nicht sein!"
„Wieso nicht?", fragte ich völlig überfordert.
„Das Zeichen ist bei der Berührung mit der Grenze sichtbar geworden"
„Ja und?"
„Das heißt, dass es von der anderen Seite stammt"
„Was?! Aber wie? Wie konnte sie auf die andere Seite kommen?", fragte ich ratlos. Ich verstand gar nix mehr.
„Ich habe keine Ahnung"

Wir waren beide komplett überfordert mit der Situation. Meine Mutter hatte die Grenze überquert. Es war unglaublich! Wahrscheinlich hatte Yuna sie gemeint, als sie gesagt hatte, dass es eine Person gegeben hatte, die wusste, wie man die Grenze überquert. Dennoch war es sehr seltsam. Meine Mutter konnte nicht einfach so verschwunden sein, ohne irgendwelche Hinweise zu hinterlassen. Sie hatte dich bestimmt geahnt, dass ich das eines Tages brauchen würde. Immerhin war ich noch so klein gewesen, als sie verschwunden war. An diesem Alter hatte ich allein gelebt, bis mein kleiner und süßer Baldur kam.
„Was machen wir denn jetzt?", riss Loelia mich aus meinen Gedanken.
„Ich weiß es nicht. Aber meine Mutter muss irgendwelche Aufzeichnungen oder sowas in der Art hinterlassen haben! Es ist oder besser es war nicht ihre Art, einfach zu verschwinden, ohne wichtige Erkenntnisse zu hinterlassen "
„Wo könnten denn solche Aufzeichnungen sein? Vielleicht da, wo sie das herausgefunden hat?"
„Na schön, dann lass uns zu unserem alten Haus gehen", beschloss ich und wir flogen in den Wald hinein. Wir flogen nah an der Grenze entlang, denn von unserem früheren Haus aus konnte man die Grenze sehen. Auch das hatte bestimmt einen Sinn. Nach knappen fünf Minuten war da. Unser altes, kleines Haus war wunderschön. Es war um einen Baumstamm herum gebaut, allerdings auf dem Boden. Es sah freundlich aus und überhaupt nicht so, als ob es ins dunkle Schattenreich gehören würde. Vielleicht war es deshalb so nah an der Grenze erbaut wurden, weil sich meine Mutter gewünscht hatte, auf die andere Seite der Grenze zu gehen. Diesen Wunsch hatte ich auch schon oft gespürt, aber ich wusste mittlerweile, dass ich hierher, ins Schattenreich gehörte. Ich sah kurz zu Loelia und dann betraten wir entschlossen das Haus. Ich sah mich um.
Es wirkte fremd, aber auch vertraut.
Hier hatte ich bis zum Verschwinden meiner Mutter gelebt, aber ich konnte mich an nichts mehr erinnern.
Seltsam.
„Darf ich?", fragte Loelia und zeigte auf eine große Truhe, die unter einem Spiegel stand. Ich nickte stumm, woraufhin sie sie öffnete, dich die Truhe war leer. Ich ging zu ihr und betrachtete sie ganz genau. Sollte keine Mutter hier irgendetwas verstecken, musste es gut genug verborgen sein, um es vor einer kleinen Almina fernzuhalten. Aber es sollte auch nicht zu schwer versteckt sein. Deshalb probierte ich den alten Trick aus und tastete innerhalb der Truhe nach versteckten Luken, Klappen oder Einkerbungen. Denn eine ganz leere Truhe kam nur dann doch sehr verdächtig vor. Ich tastete jede Ecke ab, aber ich konnte nichts finden. Loelia zickte ratlos mit den Schultern und stand gerade auf, um etwas anderes zu durchsuchen, als ich etwas Ungewöhnliches bemerkte. Denn im Deckel der aufgeklappten Truhe war ein kleiner, hauchdünner Riss zu erkennen. Ich versuchte irgendwie, da von Riss durchzogene Stück Holz herauszunehmen, aber es ging nicht. Loelia nahm ein Messer aus ihrem Gürtel und hebelte damit das Holz aus dem Deckel. Ein großes Stück Holz brach dabei heraus und einige Seiten Papier kamen zum Vorschein. Sie waren zwischen zwei Holzschichten eingeklemmt und so versteckt gewesen. So clever konnte nur keine Mutter sein. Schade, dass ich das nicht geerbt hatte.
Vorsichtig zog ich die Zettel aus dem Holz. Es waren so viele, aber sie waren rissig, alt und vergilbt. Ein paar vereinzelte waren auch nur abgerissene Stücke. Aus alle Zettel aus dem Deckel der Truhe entfernt waren, konnte ich mich kaum zurückhalten, auf der Stelle jeden einzelnen Brief, wie ich erkannte, durchzulesen. Denn so würde ich vielleicht endlich etwas aus dem geheimnisvollen Leben meiner zurückgezogenen Mutter Alessia erfahren. Doch ich musste mich zurückhalten, denn es wäre unhöflich gegenüber Loelia gewesen. Immerhin ist sie nur meinetwegen mitgekommen. Sie schien meine Ungeduld und Unsicherheit zu spüren, denn sie sagte:
„Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für dich sein muss, dich nicht sofort den Briefen und Aufzeichnungen zuzuwenden. Deshalb werde ich versuchen, Yunas Truppen fürs erste zu stoppen. Außerdem finde ich in ihrem Palast sicherlich auch noch noch nützliche Hinweise. Also fang ruhig an, all die Zettel zu lesen, aber halte mich auf dem Laufenden. Ja?"
„Und wie?", fragte ich. Sie griff in ihre Tasche und holte ein Säckchen hervor, was sie öffnete. Zum Vorschein kam schwarzer Staub, den sie nun aus ihrer Hand pustete. Mit der anderen Hand schien sie den Sand zu bewegen. Es entstand ein Tier, eine Krähe, die nun auf dem Boden landete. Ich ächzte.
„Ein Atroxia-Rabe! Heißt das, er kann.."
„Ja genau", antwortete sie und strahlte mich an.
Ich brauchte diesem Rabe nur eine Nachricht mitzuteilen und er würde sich auflösen und bei ihr wieder erscheinen. Genial!
„So, aber jetzt muss ich los. Es wird ohnehin schwer genug, die Leute vom Kampf zurückzuholen. Also bis dann", sagte sie nun und streichelte der Krähe über den Kopf.
„Viel Glück", rief ich ihr noch hinterher und konnte mich jetzt endlich meinen oder besser gesagt Mamas Briefen zusenden.

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