Feelings come with silent wings *pausiert*

Prolog

Die Türen der JVA öffnen sich und eine Frau tritt in die Freiheit.
"Viel Glück Frau Sommer" sagt der Beamte der sie bis zur Tür begleitet hat und sie antwortet leise "ja, danke."

Niemand holt sie ab, nicht mal ein Taxi wartet auf sie und Lea macht sich, mit ihrer wenigen Habe, zu Fuß auf den Weg zu dem Campingplatz, wo sie ab jetzt leben wird.

Am Campingplatz empfängt sie der Platzwart Mirko und bringt sie zu ihrem neuen zu Hause.
Ein alter größerer Bauwagen, Bett aus Paletten, Sitzgelegenheiten aus Weinkisten, Tisch aus Autoreifen mit MDF-Platte, kleiner Gaskocher, ein Regal aus Weinkisten und ein kleiner Küchenschrank mit Spüle und Kühlschrank.
Hier wird sie also nun wohnen und als Dauercamperin leben.
Mirko zeigt ihr noch die Gemeinschaftsbaderäume und wo der Supermarkt ist, danach geht er wieder.

'Fast wie im Knast. Klein, unpersönlich und karg' denkt Lea und verstaut ihre wenigen Sachen.

Drei Stunden später steht sie vor der Rettungswache und sieht sich ihren zukünftigen Wirkungskreis von außen an.
Nick bemerkt sie auf der Videoüberwachung und geht zu ihr raus.
"Hallo, die Klinik ist da drüben. Wir sind nur die Feuer- und Rettungswache" spricht er sie höflich an und fragt "oder brauchen sie nur eine Auskunft?"
Lea versucht ein kleines Lächeln und antwortet "ich bin vermutlich schon richtig. Frau Sandra Meister schickt mich mit Empfehlung, ich suche das Büro vom DGL Uwe Baumann."
"Ach, dann bist du wohl Lea Sommer, die Wiedereingliederung nach Knast?! Na dann komm mal mit" reagiert Nick und sein Lächeln gefriert gleich.
Leas Mut sinkt und sie folgt Nick.

Uwe steht gerade mit Marion im Flur und Nick ruft ihm zu "Uwe, die Lea Sommer von der JVA für dich!"
Aus etlichen Räumen tauchen Köpfe auf und starren Lea an, während Nick hinzufügt "Leute, Ex-Knacki, aber zu Unrecht, also harmlos, ihr könnt weiterarbeiten. Viel Glück Lea."
Leas mühsam zusammengesuchte Selbstsicherheit ist bereits geflüchtet und Marion merkt, Lea möchte am Liebsten gleich wieder weglaufen.
Sie geht auf die zierliche Frau zu, stellt fest, Lea ist auch um die 160 cm groß, rotblond, sehr hübsch und hat grüne Augen.
Genau diese Augen zeigen gerade Angst, Panik, Verzweiflung und Scham.

"Hey, ich bin Marion und ich freue mich, dass du hier bist" versucht Marion ihr die Scheu zu nehmen.
Lea antwortet eher leise und zurückhaltend "ich bin Lea."
Uwe kommt ran, reicht ihr die Hand und sagt "willkommen im Tollhaus von Team Delta112, ich bin Uwe und ich zeig dir erstmal alles."

Lea wird auf der Tour misstrauisch von allen beobachtet und eher distanziert behandelt.
Hinter ihrem Rücken wird sogar leise getuschelt und sie hört Sätze wie "das ist die, die zu Unrecht im Knast war" oder "neue Beweise für Unschuld, da hoffe ich mal die sind nicht manipuliert" oder "immer bekommen wir diese Sozialfälle, das nervt einfach nur. Wieder die Mitleidstour."
Es versetzt ihr jedes Mal einen Stich in ihre Seele und führt dazu, dass sie sich immer mehr verschließt.

Nach der Besichtigung fängt sie auch gleich an zu arbeiten und räumt die Küche auf.
Oli kommt rein, schaut sie kurz an und murmelt nur "ich hol mir grad mal einen Kaffee."
Er geht wieder und Lea räumt weiter still auf.

Marion kommt irgendwann rein, sieht sie an und fragt "seit wann bist du denn nun eigentlich raus?"
Lea sieht sie an und antwortet leise "seit heute morgen um 8 Uhr. Warum?"
"Oh und dann gleich hier bei uns arbeiten?! Das nenn ich Einsatz" sagt Marion anerkennend und geht wieder.

Zum Abend hin geht Lea zu Fuß los um zun Campingplatz zu kommen und die anderen sehen wie sie mit gesenktem Kopf und herabgesunkenen Schultern den Weg in die Rheinauen einschlägt.

Am Bauwagen findet Lea dann den Brief vom Anwalt, der hat versucht ihre Familie zu finden und hat keine guten Nachrichten für Lea.

Sehr geehrte Frau Sommer,

nach ausführlicher Suche muss ich Ihnen leider mitteilen, ihre Mutter ist seit 15 Jahren tot und wurde in Marokko beigesetzt.
Ihr Vater starb vor 12 Jahren und wurde in Marrakesch beigesetzt.
Ihr älterer Bruder Falk lebt in Mexiko, hier fand sich keine Adresse.
Ihr jüngerer Bruder Noel lebt irgendwo in Brasilien, leider auch hier keine Adresse.
Ihre Eltern haben ihr 70.000,-€ Schulden hinterlassen, diese müssen nun zurück gezahlt werden.
Bitte informieren Sie mich zeitnah in welchen Raten dies möglich ist.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Berger

Lea sinkt geschockt auf ihr Bett und rechnet auf die Schnelle im Kopf was sie zahlen kann und erkennt, es bleiben ihr zwischen 30,-€ oder 50,-€ zum Leben.
Traurig legt sie sich schlafen und macht sich noch Gedanken bevor sie endlich müde und erschöpft einschläft.