Feelings come with silent wings *pausiert*

Alltag?! Entdeckungen

Lea ist am nächsten Morgen schon um 5 Uhr in der Wache und sorgt für Frühstück, damit die Frühschicht etwas zu Essen hat.

Franco kommt an den Küchentresen und mault gleich "moin, ich hoffe du kannst anständigen Espresso."
Lea sieht ihn an, versucht freundlich zu bleiben und antwortet höflich "guten Morgen, ich geb mir Mühe. Brauchst du sonst noch was?"
"Wann hab ich dir eigentlich das Du angeboten? Kann ich mich nicht dran erinnern" mault Franco sie schlecht gelaunt an.
Leas Lächeln gefriert und sie dreht sich weg um ihm den Espresso zu bringen.
Nach ein paar Sekunden stellt sie ihm das Gewünschte hin, sagt nur leise "hier bitte" und wendet sich wieder ab.
Franco nimmt seinen Espresso ohne ein weiteres Wort und geht.

Oliver bekam die Situation mit und tritt an den Küchentresen.
"Hey, guten Morgen" reagiert Lea zurückhaltend und Oli bittet "ich nehm bitte einen Kaffee und ein Schinkenbrötchen auf die Hand."
Lea nickt nur still, besorgt das gewünschte und reicht ihm beides mit einem leisen "hier bitte."
"Danke Lea, nett von dir" antwortet Oli und lächelt sie freundlich an.
Lea bringt ein zögerliches Lächeln auf, aber Oli bemerkt gleich, dieses Lächeln kommt bei der zierlichen Frau nicht in den Augen an.

Er setzt sich zu Franco und sagt "nett die Kleine."
Franco blickt ihn an und fragt "von wem redest du?"
"Lea" antwortet Oli und fügt an "sehr freundlich, auch wenn sie angemault wird. Und der Kaffee ist auch endlich mal genießbar. Aber wenn sie lächelt kommt es nicht in ihren Augen an."
"Ja und?! Nicht mein Problem" mault Franco und konzentriert sich wieder auf den Kölner Stadtanzeiger.

Etwas später sucht Oliver etwas um im RTW das Blut zu beseitigen und entdeckt Lea in ihrem kleinen Aufenthaltsraum.
Sie sitzt auf dem Boden, umklammert einen Brief und hat ein ausgefühltes Formular in der anderen Hand.
Ihm fällt auf, dass sie ihn gar nicht wahrnimmt und wirft einen unauffälligen Blick auf das Schreiben.
Vollstreckungsbescheid liest er und auf dem Formular liest er Ratenzahlungsvereinbarung.
Er sieht auch, dass Lea dort 650,-€ pro Monat stehen hat und das wohl auch unterschrieb.
Auf dem Tisch sieht er drei Kopien, er liest Mietvertrag 350,-€/Monat, Versicherung 50,-€ und Arbeitsvertrag 1.100,-€.
Es erschreckt ihn wie wenig ihr zum Leben bleibt und er fragt leise "äh, da bleibt dir aber nicht mehr viel, oder?"
Lea reagiert erschreckt, sammelt alle Unterlagen schnell ein, wischt sich beim Aufstehen schnell unauffällig die Tränen weg und fragt leise "was brauchst du?"
Er wundert sich über ihre Reaktion und sagt nur "ich hab ein Blutbad im RTW und brauch den Spezialreiniger."
Lea nickt, geht an den Käfig mit dem Spezialreiniger und reicht ihm das Mittel.

Etwas später begegnet Oliver seiner Kollegin Marion und fragt "weißt du wie lange Lea zu Unrecht in Ossendorf war?"
Marion antwortet leise "ich glaube sie war gerade 20 und bekam wohl 30 Jahre, aber die wurden verfrüht beendet als die neuen Beweise aufgetaucht sind. Sie hat wohl immer gesagt, dass sie unschuldig war, aber niemand hat ihr geglaubt."
Oli zieht Marion ins Arztzimmer und erklärt "sie bekommt 1.100,-€ hier, zahlt 350,-€ Miete irgendwo, 50,-€ Versicherung und muss 650,-€ monatliche Rate an irgendwelchen Schulden abtragen. Marion, sie saß eben völlig apathisch auf dem Boden in ihrem Pausenraum und ich glaube sie wird diesen Kampf verlieren. Das ist doch kein würdiges Leben."
Marion sieht ihn geschockt an und schluckt.
Der nächste Alarm unterbricht ihr Gespräch und sie müssen zu einem Einsatz.

Am Abend hat Marion unter einem Vorwand Leas Anschrift erfahren und fährt zum Campingplatz.
Lea kommt gerade vom Supermarkt und Marion folgt ihr unauffällig bis zum Bauwagen.
Beim Anblick dieser schäbigen Unterkunft verschlägt es Marion die Sprache und es stimmt sie unendlich traurig.
Lea stellt drei Campinglampen auf und macht sich zwei Scheiben Brot, die sie mit Mineralwasser zu sich nimmt und Marion entdeckt wie armselig Lea lebt.

'Für sowas zahlt sie 350,-€ im Monat?! Heftig' denkt Marion und geht.
Sie fährt zu Oliver und berichtet ihm was sie gesehen hat.
Wibke, Olis Frau sieht überrascht aus und fragt "ist das die Kleine, die zu Unrecht im Knast war?"
"Ja, genau die ist das" erklärt Oli und fragt Marion "wie könnten wir ihr helfen?"
Marion überlegt und antwortet "ich glaube bei den Kollegen hat sie auch noch keine Akzeptanz bekommen. Alle sind ihr gegenüber distanziert und halten sie außen vor."
Oli nickt und sagt "wenn wir zwei den Anfang machen und ihr ein wenig Freundlichkeit entgegen bringen ziehen vielleicht die anderen nach."
"Ja, das klingt nach einem Plan" antwortet Marion und macht sich auf den Heimweg.

Lea sitzt derweil zu Hause und stolpert über die Anzeige vom Sommerbiergarten.
Dort werden Kellnerinnen gesucht und sie meldet sich sofort um abends dort zusätzlich arbeiten zu können.
Sie hat Glück und kann direkt am nächsten Abend vorbeikommen.
Sie wird wohl auch mit Uwe reden müssen und ihm erklären warum sie diesen Job zusätzlich braucht.

Sie räumt noch ein wenig in ihrem kleinen bescheidenen Zuhause auf und setzt sich noch etwas auf die Stufen an ihrem Bauwagen.
Weiter hinten grillen Leute an einem Wohnwagen, in einem anderen Wohnwagen vergnügt sich ein Paar und irgendwo spielen noch Kinder, eine Party in einer der entfernteren Reihen und ein paar Spaziergänger schlendern vorbei.
Als es kühler wird geht sie rein und setzt sich still mit ihrem Zeichenblock auf ihr Bett und zeichnet drauf los.

Als sie fertig ist stellt sie erschreckt fest, sie hat Franco gezeichnet und sie spürt den Wunsch von ihm beachtet zu werden.

'Er will eh nichts von mir, so wie er mich heute früh anging, aber träumen darf ich, auch wenn es weh tut. Der will bestimmt keine Frau mit Schulden' denkt sie.

Traurig räumt sie den Block weg, kuschelt sich in ihr Bett und denkt darüber nach, wie gern sie sich jetzt in ein paar schützende Arme kuscheln würde.
Sie sehnt sich nach Wärme, Geborgenheit und Liebe, aber in ihrer Situation bleibt es beim Träumen.
Traurig und einsam rollt sie sich weinend zusammen und schläft endlich erschöpft ein.