A song for you [Semi x Shirabu]

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Shirabu PoV

Gut. Heute werde ich das ganze beenden.

Grimmig schaute ich auf die Neonröhren, die den Schriftzug der kleinen Musikbar in bunten Farben beleuchteten und musste tief seufzen. Seit einigen Wochen lief diese Sache zwischen uns jetzt schon. Und immer folgte das Ganze dem gleichen Schema: ich ging in diese Bar, er trat mit seiner Band auf, er bekam vom Barmann einen Drink ausgegeben, wir unterhielten uns, wir küssten uns, wir hatten Sex. Wahlweise hinter der Bar in der dunklen Gasse, auf dem Männerklo oder in seinem Auto.

Ich konnte es nicht leugnen: ich war hoffnungslos verliebt in ihn. Semi Eita. Das war ich schon immer, schon seit ich auf die Oberschule gewechselt und dem Volleyballclub beigetreten bin. Er war mein Senpai, mein Vorbild, er war der Grund weshalb ich auf dem Feld stehen durfte. Zuerst dachte ich, er wäre sauer, dass ich ihm seinen Stammplatz abgeluchst hatte, doch letztendlich half er mir in so vielen schwierigen Situationen, dass ich irgendwann das nervöse Kribbeln in meinem Bauch nicht mehr ignorieren konnte.

Dass ich ihn ausgerechnet in einer solchen Bar wiedersehen und sich daraus auch noch so eine Bettgeschichte entwickeln würde hätte ich niemals erwartet. Doch das sollte heute ein Ende haben. Ich konnte einfach nicht mehr so tun als ob ich keine Gefühle für ihn hatte. Außerdem wusste ich, dass er sich seit einer Woche auch noch mit jemand anderen traf. Ich hatte die beiden heimlich beobachtet, wie sie eng zusammen in der Bar saßen und miteinander sprachen. Semi ist in den letzten Tagen sogar mit ihm heim gegangen, statt mit mir noch...

Ich schüttelte den Kopf. Mein Herz schmerzte wieder, wie schon die letzten Tage bei den Gedanken an meinen Senpai und ich versuchte es wie immer gekonnt zu überspielen. Besser ich zog jetzt einen Schlussstrich unter die Sache als mich noch weiter von ihm an der Nase herumführen zu lassen.

Ich betrat das Lokal, das ungewöhnlich voll war und ließ mich auf meinen üblichen Platz direkt an der Bar nieder. „Das übliche?", fragte der Barkeeper und ich nickte. Wenige Minuten später schob er mir einen Gin Tonic zu und ich schaute mich im geräumigen Bereich vor der Bühne um. Hier tummelten sich schon zahlreiche Studenten des Campus und tanzten zu der voreingestellten Musik aus den Lautsprechern, während auf der Bühne schon die Band aufbaute.

Ich entdeckte sogleich Semi, wie er seine Gitarre stimmte und über einen Witz seines Bassisten lachte. Mein Herz vergaß kurz, dass es eigentlich gebrochen war und schlug vor Aufregung schnell in meiner Brust. Sein Anblick ließ mich einfach nicht kalt.

Mein Gin Tonic wurde schon ein weiteres Mal aufgefüllt, als Semis Band anfing zu spielen. Die Stimmung war ausgelassen, es wurde sogar zu einigen Songs mitgesungen und auch ich ertappte mich dabei, wie mein Knie vergnügt im Takt mit wippte. Ich kannte ihr Repertoire mittlerweile sehr gut und schmolz regelrecht dahin, wenn Semis weiche Stimme erklang.

Genervt kippte ich den Rest nach hinten und sah schon ein neues Glas auf dem Tresen. Ich schaute zu dem Barkeeper, der meinen Blick auffing und nur mit den Schultern zuckte. „Du sahst aus als könntest du heute etwas mehr vertragen", rief er über die jubelnde Menge hinweg. Ich nickte und zog mir das Glas näher. Die Band hatte gerade einen weiteren bekannten Song beendet und es entstand einiges Gewusel auf der Bühne, als sich Semi einen Barhocker heran zog und eine andere Gitarre umhängte. Er stellte sich das Mikro neu ein und grinste dann in die irritierte Menge.

„Der nächste Song ist neu. Ich habe ihn tatsächlich erst vor ein paar Tagen fertig geschrieben und die anderen Bandmitglieder ziemlich überrascht, als ich ihn heute mit ins Repertoire aufnehmen wollte. Er... ist ein wenig anders, als das übliche, was ihr von uns kennt. Lasst euch einfach überraschen. Der Song ist... für jemand ganz besonderen...", sagte Semi und wurde bei den letzten Worten ganz rot. Die Menge pfiff und klatschte und bald legte sich eine gespannte Stille über den Raum.

Lemon Soda || Haikyū Lemon OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt