Kapitel 5 - Manchmal braucht es nur Mut

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Luca's Sicht ~

Nun stand er da im Schulflur und schaute Marko hinterher, wie dieser aus der Tür nach draußen stürmte. Ohne Worte und mit einem Herzen aus Stein ging Luca nun in das Lehrerzimmer und ließ sich stumm auf seinen Platz fallen. "Was soll ich jetzt nur machen?", fragte er sich selbst und starrte dabei auf seinen Notizblock auf dem Tisch. "Vielleicht hätte ich ihn nicht küssen dürften!", kam ihn in dem Kopf und er kniff seine Augen zusammen, damit er nicht anfangen musste. "Ist alles okay bei dir?", fragte ihn jemand und riss ihn dabei aus seiner kleinen Gedankenblase. "Wie bitte? Sorry bin gerade in Gedanken", antwortete er darauf und schaute dann Melissa mitten ins Gesicht. "Ich wollte wissen, ob alles okay ist. Du siehst so traurig aus", wiederholte Melissa ihre Worte. "Ja. Es ist schon alles okay. Muss es ja oder?", erwiderte Luca. "Müssen tust du gar nichts, außer irgendwann sterben. Also. Was ist los? Marko war gerade eben auch schon komisch drauf", fragte sie erneut. "Das liegt wahrscheinlich an mir", sagte er, schluckte kurz und fuhr dann weiter fort, "Ich hab ihn vorhin geküsst." "Du hast was?!", fragte Melissa etwas lauter und ein paar Kolleg*innen schauten sie an. Danach fuhr sie fort: "Entschuldige, aber was? Warum hast du das getan? Habt ihr beide eine romantische Vergangenheit oder sowas? Ich hab natürlich damit kein Problem. Versteh das bitte nicht falsch."   "Also. Wir beide waren ja auf der Oberstufe im selben Leistungskurs und ich habe damals schon gemerkt, dass er etwas von mir wollte, aber ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, wer ich ich bin", erzählte Luca. "Und jetzt hat sich das offensichtlich geändert", merkte Melissa an, "Aber fühlst du wirklich was für ihn?". Für einen kurzen Moment dachte Luca nach und sagte anschließend: "Ja! ich fühle wirklich was für ihn, aber ich hab einfach nur Angst, dass ich ihm nicht gerecht werde." "Denkst du denn, dass er diese Angst nicht hat? Ich kenne Marko noch nicht so lange als Kollegen, aber schon damals als Schüler war er sehr sensibel und ängstlich", merkte sein Gegenüber an. "Wahrscheinlich hast du recht. Ich hätte ihn einfach nicht küssen sollen. Auch wenn er gesagt hat, dass ich es machen soll", seufzte Luca und legte dann seinen Kopf auf den Tisch. "Ich glaube, dass Marko immer noch was für dich empfindet. Ruf ihn später an und bei ehrlich mit deinen Gefühlen und Gedanken. Er braucht wahrscheinlich einfach eine Sicherheit, dass du es ernst meinst", fügte Melissa lächelnd noch hinzu. "Danke dir, Melissa. Ich werde schauen, was ich machen werde", gab er ebenfalls lächelnd zurück und schloss dann kurz seine Augen.

Der Rest des Schultages verlief ziemlich ruhig. Es gab keinen erwähnenswerten Vorfall und die beiden Biostunden waren um ehrlich zu sein langweilig. Das Thema Sinnesorgane hatte er schon sooft in den letzten Jahren durchgekaut, dass es ihm aus den Ohren kam. Trotzdem bedankte er sich am nach der Stunde bei der Lehrerin und machte sich auf dem Weg nachhause. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu Marko ab. Immer wieder dachte er an den Kuss und an diese unbeschreibliche Wärme, die seinen Körper dabei durchströmte. Bei Marko zu sein fühlte sich nach Unendlichkeit an und nach etwas, das niemals versiegen kann, weil Marko ein Teil davon ist. Die frühherbstliche Sonne schien ihm auf dem Spaziergang nachhause ins Gesicht  und bestätigte seine Gefühle Marko, aber trotzdem wusste Luca nicht, was er machen sollte. Er wollte das heutige Ereignis nicht so auf sich ruhen lassen. Er musste etwas tun! Zuhause angekommen kochte er was, machte sich die letzten Notizen für den Tag und stand dann eine Stunde später vor seinem Spiegel. "Du schaffst das!", sagte er zu sich und nahm sein Handy aus der Hosentasche und starrte dieses dann an. "Oder vielleicht schaffst du es auch nicht", flüsterte dann uns lies sich auf sein Bett fallen. Traurig schaute durch sein Zimmer und blieb mit seinem Blick an der Pinnwand hängen. Es waren nicht die ganzen Fotos, die ihn in den Bann zogen, sondern ein kleiner gefalteter Zettel. Dort stand "Für Luca" drauf. Dieser Zettel war der Brief, der Marko ihm zum Abschluss geschenkt hatte und wo er alles aufgeschrieben hatte, was ihm zu Luca eingefallen ist. Luca fing an zu lächeln, stand auf, nahm die Zettel und lies ihn sich nochmal durch. Auch wenn der Inhalt nur für ihn bestimmt war, freute er sich über die letzten vier Worte die da standen - Ich hab dich lieb. Er nahm also durch diese Worte all seinen Mund zusammen, nahm sein Handy und rief bei Marko über Facetime an. Es klingelte einmal und ein zweites Mal und ein drittes Mal. Luca wollte gerade auflegen, als eine verschlafenen Stimme auf der anderen Seite sich meldete: "Hallo? Hier ist Marko. Wer ist da?" Luca's Herz schlug bis zum Hals. Man konnte Marko nicht erkennen. "H-Hallo. Hier ist Luca", antwortete er stotternd. In wenigen Sekunden ging das Licht auf der anderen Seite an und ein verschlafender Marko schaute in die Kamera. "Was kann ich für dich tun?", fragte die Schlafmütze. "Können wir uns kurz unterhalten", fragte Luca sichtlich nervös. "Ähm ja klar. Was gibt's?", erwiderte Marko und schaute Luca mit seinen blauen, müden Augen an. "Ich wollte mich nochmal für heute vormittag entschuldigen. Ich hätte dich nicht einfach so küssen dürfen", begann der junge Mann. Markos Augen weiteten sich. "Ist schon okay. Ist ja nicht so, als hätte der Kuss mir nicht gefallen", gab er dann von sich und lächelte dabei. Luca war daraufhin einfach nur überfordert. "Ihm hat der Kuss gefallen?", fragte Luca sich selbst. "Gibt es noch was?", fragte Marko. "Ich ...", Luca schluckte kurz und redete dann weiter, "Ich wollte dir sagen, dass ich genauso eine Scheiß Angst habe. Die Welt ist so ein komischer Ort, aber ich möchte mit dir zusammen alles erleben, was diese Welt zu bieten hat. Ich hab dich wirklich gern und ich kann nicht aufhören an dich zu denken!" Marko lächelte ihn einfach nur und sagte letztendlich: "Ich hab dich auch gerne. Weißt du was? Lass es uns probieren. Also natürlich meine ich ein Date. Nur wir zwei. Ist das okay?". "Natürlich ist das okay! Ich freu mich. Wie wäre es mit Freitag Abend? Hast du da Zeit?", fragte Luca. "Sieht gut aus. Dann sehen wir uns morgen, ja? Ich muss das erstmal alles verarbeiten. Also Gute Nacht", sagte Marko und legte dann auf. Luca saß auf seinem Bett und starrte auf den schwarzen Bildschirm. "M-Marko und ich haben wirklich ein Date", dachte er sich und legte sein Handy zur Seite. "Aber was ist, wenn er es nur aus Freundlichkeit macht oder es nur gesagt hat, damit er wieder schlafen kann?", fragte sich Luca selbst und verfiel etwas in Panik. Sein Handy vibrierte kurz und Luca nahm es wieder in die Hand, um nachzuschauen. Auf dem Bildschirm leuchtete eine Nachricht von Marko auf. "Gute Nacht. Hab dich lieb ❤️", stand da und Luca lächelte daraufhin hin und verschwand in seine Gedankenwelt. 


Zwischen Tafeln, Kreide und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt