Kapitel 6 - Das erste Date

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~ Luca's Sicht ~

Die restlichen Tage bis zum Freitag vergingen, wie im Flug. Luca hatte Marko natürlich in der Schule gesehen, aber zu mehr als Lächeln und Small Talk kam es leider nicht. Zwar schrieben sich beiden, wenn sie ins Bett gingen, doch mehr war da nicht. Luca konnte die Vorfreude von Marko auf das kommende Date spüren, aber trotzdem wirkte es kühler, nein, angespannter zwischen den beiden Turteltauben. "Machen wir beide das richtige, Marko?", fragte Luca sich, als er Marko in der letzten großen Pausen vor dem Date ansah und über das alles nachdachte. Zwar konnte Marko ihn nicht mit Worten Sicherheit geben, jedoch aber mit einem vom Herzen kommenden Lächeln. So gerne wäre Luca in diesem Moment aufgestanden und hätte seinen Angebeteten umarmt und ihn gesagt, wie lieb er ihn hat. Doch die Angst hielt ihn zurück und eine männliche Stimme riss ihm aus seinen Gedanken. "Es tut mir wirklich leid Herr Märzer, aber sie können heute nicht mit in den Unterricht kommen. Es gab einen Zwischenfall und ich muss zusammen mit der Klasse und der Schulleitung klären", sagte die unbekannte Stimme sich entschuldigend. "Das ist kein Problem. Dann komme ich nächste Woche mit ihnen mit, wenn das in Ordnung ist", antworte Luca. "Selbstverständlich Ost das in Ordnung. Danke für ihr Verständnis", erwiderte der Kollege und verschwand dann wieder. Luca schaute sich um. "Mit wem könnte ich denn jetzt mitgehen?", grübelte er. Melissa war heute nicht da und alle anderen Lehrkräfte unterrichteten Fächer, die ihm nicht wirklich zusagten. "Möchtest du mit mir mitkommen? Es ist zwar nur der Vertretungsunterricht für Melissa, aber dann hättest du Unterricht, den du besuchen könntest", fragte ihm Marko mit seiner freundlichen und warmen Stimme. Luca nickte schüchtern und schaute dann verlegen zu Boden. In dem Moment ging dann auch die Klingel und die Beiden gingen los in den Unterricht. Luca setzte sich vorne ans Pult neben Marko und schaute diesem zu, wie er erst die Arbeitsblätter verteilte und dann mit der Klasse die dazugehörige Buchseite liest. Während die Schüler*innen abwaschelend die Seiten vorlasen, merkte Luca, wie Marko einen seiner Finger in einen von Luca's Finger einhakte. Sofort fing Luca an zu lächeln und schaute dabei seinen Sitznachbarn an. Wenige Minuten später ging die Klasse dann in die Stillarbeitsphase und Marko musste den Finger von Luca loslassen, weil einige Fragen beantwortet werden mussten. Zwar war Marko immer noch im selben Raum, aber ohne seine unscheinbare Nähe fühlte Luca sich einsam und genau diesem Moment wusste er, dass er Marko nicht nur lieb hatte, sondern ihn liebte. Marko kam irgendwann an die Tafel zurück, schrieb die Hausaufgaben an die Tafel und verabschiedete dann alle ins Wochenende. Luca stellte sich an die Tür und wartete auf seinen Herzensmenschen. Dieser saß noch an am Pult und durchbrach dann die Stille. "Man hat dein Lächeln die ganzen 90 Minuten nicht übersehen können", fing er an. "Wirklich? Dabei habe ich doch gar keinen Grund so fröhlich zu sein", log Luca und ging dann ein paar Schritte auf Marko zu. "Sicher nicht?", erwiderte dieser, stand auf und ging auch auf Luca zu, "Vielleicht sollte ich dir einen Grund geben." Nach diesen Worten küsste er Luca kurz auf den Mund und beide genießen kurz diesen Moment. "Jetzt muss ich dich aber rausschmeißen. Ich möchte mich schließlich zuhause noch für heute Abend ausruhen", sagte Marko zwinkernd und verlies dann mit ihm den Klassenraum.

Im Gegensatz zum gesamten Vormittag fühlten sich die letzten Stunden vor dem Date, wie zähflüssiger Schleim an. Luca schaute gefühlt alle zehn Sekunden aufs Handy und er hatte jedes Mal das Gefühl, dass die Zeit rückwärts ging. Eine Stunde vor dem Treffen stand er schon fast fertig angezogen vor seinem Spiegel. Sein halber Kleiderschrank lag verteilt auf dem Boden und skeptisch begutachtete Luca. "Ich weiß nicht, ob ich das anziehen soll", sagte er zu sich selbst. "Redest du mit mir?", fragte eine weibliche Stimme. Luca drehte sich zur Tür und dort sah er, wie seine Mum ihren Kopf hereinsteckte. "Ich wollte dich nicht belauschen mein Schatz, aber deine Tür stand offen", sagte sie noch. "Ist schon gut. Denkst du, dass ich das auf ein Date anziehen kann?", fragte er dann skeptisch und drehte sich dabei einmal im Kreis. Seine Mum kam rein und schaute sich ihren Sohn an. "Also ich finde, dass du super aussiehst", kommentierte sie dann, "Möchtest du über das Date reden? Du hast bis jetzt gar nichts davon erzählt." "Was möchtest du denn wissen?" "Naja. Ist das Date mit einem Jungen oder einem Mädchen oder mit einer nicht-binären Person", bohrte seine Mum nach. "Das Date ist mit einem Jungen, Marko heißt er", gab Luca von sich. "Schöner Name. Hieß nicht auch einer deiner Klassenkameraden so?", grübelte sie. "Ja genau. Vielleicht lernst du ihn ja irgendwann mal kennen", fügte der junge Mann nicht hinzu. "Das würde mich sehr freuen. Hab viel Spass und mach dir nicht zu viele Gedanken, ja?", sagte seine Mum, umarmte ihn und ging dann wieder aus dem Zimmer. Etwas gerührt schaute Luca ihr hinter, nahm dann seine Sachen und machte sich auf den Weg zu Marko. 

~ Markos Sicht ~

Angespannt schaute Marko auf die Uhr in seiner Küche. Sein Magen krampfte schon fast vor Aufregung und zögernd stellte er sich vor den Spiegel. Nervös zupfte Marko an seiner Kleidung rum. Die hellblaue Jeans und sein weißes, mit Blumen verziertes Hemd saßen zwar perfekt, aber trotzdem war er einfach zu aufgeregt, um das wahrzunehmen. "Du schafft das", sagte er zu seinem Spiegelbild und richtete nochmal seinen Hemdkragen. In dem Moment klingelte es an der Tür. Marko atmete noch einmal tief durch und ging dann zu Tür. Er drückte den Öffner und seine Wohnungstür und schaute dann einem fröhlichen Luca entgegen. "Guten Tag, Herr Estenhain", begrüßte ihn Luca und hielt ihm eine Rose hin, "Die ist für dich". "Oh vielen Dank", antwortete Marko und gab Luca als Dank einen kleinen Kuss auf die Wange. "Also. Wohin entführst du mich heute?", fragte Marko etwas neugierig. Sein Gegenüber schaute ihn mit leicht roten Bäckchen an und sagte: "Lass dich überraschen. Wir müssen nur ein wenig U-Bahn fahren." "Alles klar. Dann lass uns losgehen oder?", erwidere der dunkelblondhaarige, junge Mann, nahm seine Sachen, schloss die Tür hinter sich und ging dann zusammen mit Luca los. Der Weg zur U-Bahn war etwas sehr still. Luca lief schüchtern neben Marko her. "Ist alles ok?", fragte Marko ihn daraufhin. "J-ja. Tut mir leid", murmelte Luca vor sich hin. "Es muss dir nichts leid tun. Wenn du magst, kannst du gerne meine Hand nehmen. Ich pass schon auf dich auf", bot  Marko an und hielt ihm seine Hand hin. Dankend nahm Luca an und drücke etwas seine Hand. Kurz darauf stiegen beide in die Bahn und im Gegensatz zu Marcos Erwartung, ließ sein Datepartner seine Hand nicht los. Die Beiden setzten sich nebeneinander und Marko nahm sich endlich die Zeit und Luca nochmal anzuschauen. Er sah so gut aus mit seinem blauen Hemd und den leicht durchgewuschelten Haaren. Luca hätte aber in einem Kartoffelsack auftauchen können und Marko hätte ihn wundervoll gefunden. "Möchtest du mir wirklich nicht verraten, wo wir hingehen?", fragte Marko und lächelte dabei seinen Sitznachbarn an. "Na gut, aber nur weil du es bist. Ich hab mich dran erinnert, dass du Karaoke liebst und somit dachte ich, dass wir beide zusammen in eine Karaoke Bar gehen", gab er dann zu und schaute Marko dabei an. Dieser lächelte und sagte dann: "Ich freu mich schon darauf dich singen zu hören." Man merkte, wie erleichtert Luca von seiner Antwort war. Die Beiden stiegen an der Wunschstation aus, liefen Händchen haltend zu der Bar und wurden dann in ihren Raum geführt. "Also", fing Marko an, "Ich bin ja dafür, dass du anfängst". "Das hab ich mir wohl selbst eingebrockt oder?", fragte Luca lachend und nahm dann das Mikrofon in die Hand. Schnell suchte er sich einen Song raus. Marko dagegen setze sich gespannt hin und wartete ab. Die Melodie von Love me like you do begann zu spielen und Marko merkte, wie sein Begleiter all seine Gefühle in die jedes Wort steckte. Marko klatschte am Ende und griff sich ebenfalls ein Mikrofon. "Lust auf ein kleines Duett?", fragte er und Luca nickte zustimmend. Die Beiden sangen die ganze Zeit durch. Von Disneysongs bis zu weiteren Liebesliedern - Jeder Song fühlte sich dank Luca perfekt an. Als letzter Song suchte sich Marko Lover  von Taylor Swift aus. In dieses Lied wollte er alles an Emotionen stecken, die er für Luca empfand. Luca dagegen legte sein Mikrofon weg und lauschte den Worten. Während den 3:54 min drehte sich die Welt nur um die Beiden. Die Zeit blieb stehen und sowohl die Augen, als auch die Herzen von Marko und Luca strahlten so hell, wie alle Sterne des Universums. Niemand konnte diesen Moment kaputt machen und selbst Aphrodite, die Göttin der Liebe, wäre neidisch auf diesen Moment und diese Kraft, welche diese Liebe hervorbrachte. Als der Song zu Ende war, ging Marko auf Luca zu, nahm seine Hände, schaute ihm in die Augen und sagte mit einem umwerfenden Lächeln: "Ich liebe dich." Luca schaute ihm daraufhin kurz schweigend an, lächelte und flüsterte: "Ich liebe dich auch." Danach nahmen die beiden Tuteltäubchen ihren Mut zusammen und küssten sich. In diesem Augenblick wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen und das erste Wort darin lautete Liebe. Die Musik der Karaoke Bar wurde plötzlich durch ein wiederholendes, lautes Piepen gestört. Alles um Marko herum wurde auf einmal schwarz. Er schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und er lag durchgeschwitzt in seinem Bett. Das laute Piepen seines Wecker unterstrich die Ankunft in der Realität. 




Zwischen Tafeln, Kreide und LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt