Heute ist ein sehr schöner Tag. Eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Ich stand auf, ging runter in die Küche und frühstückte. Dann nahm ich meine Tabletten gegen den Krebs und den Aggressionen. Jeden Tag das selbe Spiel. Nach dem Einnehmen meiner Medikamente raste ich die Stiegen hinauf ins Badezimmer und putzte mir die Zähne. Währenddessen rief meine Mum: "Sky? Dr. Anderson hat gerade angerufen. Er sagte wir sollen so schnell wie möglich ins Krankenhaus kommen" Wusste ich doch, dass dieser Tag zu schön sei um wahr zu sein... "Ja klar...", ich war so *erfreut*... Schnell zog ich meine Klamotten an, Jogginghose und ein schwarzes Top und natürlich Socken. Diese zwei heiligen Dinger, die einen von Blasen fern halten. Hocherfreut spazierte ich die Treppen hinunter, ganz locker und lässig, als wäre nichts. Ich schlüpfte schnell in meine Schuhe rein und dann setzte ich mich ins Auto.
Bei der Anmeldung im Krankenhaus bekamen wir die Nummer 34, fünf Leute waren noch vor uns. Zum Glück ging das alles schnell, und wir waren in einer Viertelstunde im Anmeldezimmer. "Name und Geburtsdatum bitte", forderte mich der Mann auf. "Eh, Sky Harper, 4.6.1998" "Hier deine Karte. Weise die bitte Dr. Anderson vor, wenn du ihn begegnest.
Derzeit sitzen wir immer noch im fünften Stock vor der Türe. Drei Patienten sind noch vor uns. Nach zirka einer Stunde wurde ich aufgerufen. "Sky Harper", rief mich Dr. Anderson. Ein anderer Arzt flüsterte ihm noch zu: "Und sag es ihr, sonst sag ich es, aber dann ist das eine sehr schwache Leistung von dir!" "Ja", Dr. Anderson. Ich war so extrem nervös, ich wusste kaum wieso. "Setzten sie sich bitte" Ich wies ihm die Karte vor, die ich bekommen hatte, somit wusste er, dass ich immerhin angemeldet war. "So Sky, ich habe sehr schlechte Nachrichten für dich. Bei unseren Laboruntersuchungen mussten wir feststellen, dass sich dein Krebs...", er war eine kurze Zeit still, "mittlerweile sind wir bei den Stadien der Metastasen, bei M1. Kurze Erklärung: M1 heißt, dass sich die Metastasen bereits in mehreren Organe eingenistet haben. Es tut mir so leid Sky, aber es gibt keine Behandlung mehr für dich..." "Nein. Nein, das kann nicht sein. Neeeiin!", meine Mum schrie. "Wieso musste es so weit kommen? Kann man wirklich nichts mehr machen?", sie fing an zu weinen. Ich weinte schon lange. Dr. Anderson drehte seinen Kopf nach rechts, dann nach links, ein Zeichen, dass ich sterben werde. Ich habe keine andere Wahl. Es hat mich getroffen. Ich muss damit klar kommen...
Wie immer war die Autofahrt nach dem Arztbesuch sehr still. Diesmal wurde nur geweint...
Ich bin gerade nicht mehr im Stande normal zu denken, Handeln oder fühlen. Ich weiß nicht was ich fühle. Ist es Traurigkeit? Vielleicht auch ein wenig glücklich, das Gefühl zu haben endlich erlöst zu werden. Neue Erfahrungen im Himmel machen, wenn es ihn Wirklich gibt. In ein paar Monate werde ich alles erfahren, was wahr ist und was nicht. Vielleicht gibt es kein Leben nach dem Tod. Es könnte genau so nur ein Sprichwort sein. Man kann es auf jeden Fall nicht nachforschen, dafür gibt es keine Formel wie in Mathematik, oder eine Grammatikregel wie in Deutsch. Es ist wie eine Überraschung. Nur eine sehr traurige... Jetzt wurde mir auch klar warum ich Überraschungen hasste. Man weiß nie, ob jemanden die Überraschung gelingen würde oder nicht. Wie beim Sterben.
Alte Zeiten kommen hoch. Tag für Tag werde ich immer müder, immer schwächer. Ist das jetzt mein Ende? Werde ich jetzt endlich erlöst? Ich weiß es nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, oder die Frage des Tumors. Meine Mum sprach nichts mehr. Sie hatte so eine schreckliche Vergangenheit. Ihre Worte blieben immer in meinem Kopf. "Du bist das Beste was mir je passiert ist. Wenn man mir dich wegnimmt, nimmt man mir mein sinnvolles Leben weg. Ohne dich werde ich kein normales Leben führen können und mein Alltag würde wieder zurückkehren..." Als ich das immer von ihr gehört hatte, gab sie mir das Gefühl etwas Wichtiges zu sein. Jemand brauchte mich, um zu Leben. Ist das nicht ein schönes Gefühl? Ihr Leben bestand nur aus schrecklichen Dingen. Sie wurde nicht fair behandelt, sie wurde immer beschuldigt, egal ob sie es war oder nicht. Sie wünschte sich immer als Kind, sie würde vom Tode erlöst, doch das geschah nie. Ich hatte ihr Tagebuch am Dachboden gefunden. Sie hatte es mir immer verboten ihn zu betreten, aber genau das macht es ja spannender. Am liebsten hätte ich es nicht gefunden...
Wenn man es aufmacht steht als erstes ihr Name. 》Caroline《 Dann folgte: Du, mein liebes Tagebuch, vist ein Geschenk meiner Großtante Tiffany zu meinem 10. Geburtstag. Sie meinte ich solle alles aufschreiben, um mich später an meine Zukunft erinnern zu können. Es folgen Tage. Sie schrieb nie regelmäßig, immer rein zufällig, wenn sie daran dachte, so kam es mir zumindest vor. Einer der schrecklichsten Einträge:5.7.1985
Hilfe! Ich werde andauern beschuldigt, etwas getan zu haben. Ich weiß nicht was mit Mum los ist. Ich möchte fliehen. Und wenn mich jemand erwischt, dann hoffe ich, dass ich Hilfe bekommen und ausziehen kann. Ich möchte nicht mehr hier bleibenSie ließ einen etwas größeren Abstand.
Ich bin von zuhause abgehauen. Ich habe angst und friere hier draußen. Es ist wie in einem Hollywoodfilm. Es ist ein kalter Herbsttag und ich hatte nichts mit, außer meine Kleidung, eine kleine schwarze Tasche mit einer Flasche Wasser und zwei Scheiben Brot. Vielleicht sterbe ich, weil ich verhungere oder verdurste. Ich bete jeden Tag, einen schönen Tod zu haben. Jetzt. Am besten jetzt sofort...
Drei Tage später:
8.7.1985
Hi liebes Tagebuch. Leider wurde ich nicht erlöst. Mein Plan war erfolglos. Ich ging freiwillig nachhause, da mein Lebensmittelvorrat schon längst aus war. Der Hunger war zu groß, um noch länger in der Kälte zu liegen. Zuhause konnte ich mir einiges anhören lassen. Leider verfehlten Mum's Fäuste meinen Körper nicht. Ich erlitt einige blaue Flecken an den Armen und Beinen. Halb so schlimm.Weiters folgten Tagebucheinträge mit Blutflecken. Sie ritzte sich. Manche Narben sah man jetzt noch. Für jede hatte sie eine Geschichte. Sie erzählte mir diese nach meinem 15. Geburtstag, da ich sie gefragt hatte, was sie an den Armen hätte. Ich war erstaunt. Meine Mum warnte mich immer davor. Wenn ich Probleme hätte, sollte ich es ihr erzählen, sie würde mir helfen. Jetzt hatte ich aber auch ein Problem, leider kann sie mir nicht mehr helfen...
Seitdem ich erfahren hatte, dass es keine Behandlung mehr für mich gibt, veränderte ich mich. Ich wurde dürr, aß und trank nicht, ich laß nur mehr Bücher und meinen Freunden schrieb ich auch nicht mehr zurück. Sie wussten noch nicht bescheid. Ich habe auch nicht vor es ihnen zu erzählen. An manchen Tagen schlief ich bis zu 16 Stunden. Nur gestern nicht. Ich schlief ganz tief und fest. Plötzlich hörte ich schreie aus der Küche, als würde sich jemand umbringen wollen. Sofort rannte ich die Stiegen runter ohne eine Sekunde zu zögern. Meine Mum stand mitten in der Küche, mit einem Messer im Bauch. Das Blut floss, wie ein Wasserfall. Ich wusste, eenn ich jetzt nicht schnell handle, dann wäre das, das Aus gewesen. Doch das Aus ließ ich nicht zu. Ich schrie meinem Dad, doch es scheinte so, als wöre der nicht zuhause gwesen. Ich riss das Telefon von der Halterung und wählte die Notrufnummer. Meine Mul griff mir auf die Schulter "Sky. Lass es bitte. Ich will doch bei dir sein. Wir werden uns bald sehen", flüsterte sie heiser. "Nein ich lasse das nicht zu! Nein!", schrie ich sie an. "Hallo? Ich brauche sofort einen Krankenwagen. Meine Mum wollte sich umbringen..." Alles verging so schnell. Der Krankenwagen war nach 5 Minuten da. Das war der Vorteil, da wir am Stadtrand wohnten. Am Telefon wurde mir gesagt, ich sollte das Messer nicht rausziehen, da die Blutung noch stärker würde. Ich fing an zu weinen und zu schreien. Wieso muss so etwas immer mir passieren? Wieso wollte sie sich umbringen? Kurz bevor der Krankenwagen eintraf, knickte sie ein. Ich fing sie auf, und lag sie auf den Rücken. Dann stürmten die Rettungsmänner in unser Haus. "Wo ist sie?", schrie einer. "Hier! Ich bin hier!", rief ich zurück. Mir wurde andauernd zugeredet, dass alles gut wären würde. Doch woher wollten die das wissen? Meine Mum blutete mittlerweile 6 Minuten durch, normalerweise stirbt man, doch meine Mum ist eine Kämpferin. Sie gab nicht auf, auch wenn sie zwei mal einen Herzstillstand auf den Weg zum Krankenhaus hatte. Caroline, meine Mum, nichts hält sie auf, denn wenn sie etwas möchte, dann schafft sie das auch. Ich hoffe nur das sie den Tod nicht wirklich wollte.
Kurz kam eine Ärztin raus, ihr Kittel war voller Blut, aber die meinte, dass das Messer nur den Darm traf und den konnten sie schnell zunähen, um die Blutungen im Darm zu stoppen. Bis jetzt war alles gut, jedoch konnte mir keiner hundertprozentig versichern, dass sie ihren Selbstmordversuch überleben würde. Dann lief sie wieder in den OP rein.
Da stand ich jetzt, vor der Türe des Operationssaals und wartete. Da lag sie, meine Mum, die Kämpferin. Ganz blass. Sie sah einfach leer aus. Anders als sonst. Wenn ich ehrlich bin, sah sie tot aus...
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