,,Die Kamera war für mich wie vorherbestimmt, und ich gebrauchte sie wie ein Musiker das Klavier, ein Maler die Leinwand oder ein Autor seine Schreibmaschine. Ich fühlte mich als Meister der Elemente und glaubte, Wunderbares bewirken zu können.''
Ich wette, das zugrundeliegende Problem kennst du auch. Du schreibst an deiner Geschichte, aber irgendwie kommst du so gar nicht vorwärts. Dabei scheint es keinen Grund dafür zu geben. Die Hintergrundgeschichte steht, du kennst die Charaktere schon ziemlich gut und weißt auch, wo du hin willst. Trotzdem läuft es einfach nicht. In diesem Kapitel möchte ich euch genau deshalb das Zoom-Plotting vorstellen:
Wie gut kannst du deine Ideen erklären?
Sind wir mal ehrlich, jemanden die Idee, die in deinem Kopf existiert, zu erklären, ist schwieriger, als es scheint. Oft versäumen wir es, unsere Leser in unsere Story mitzunehmen. Das ist wirklich sehr schade, weil er genau derjenige ist, dem wir unsere Ideen kommunizieren wollen.
Also, was kann man tun, um das zu ändern?
Fotografie und Schreiben
Einige von euch wissen, dass ich gerne in meiner Freizeit fotografiere. Ich habe schon große Szenen wie die Skyline von Shanghai fotografiert, aber auch einzelne Personen (Freunde und Familie). Für mich sind Fotografen wie Schriftsteller und Maler. Alle konstuieren auf ihre Art und Weise eine Momentaufnahme des Lebens. Schriftsteller haben eine in ihrem Kopf eingebaute Kamera mit Zoomobjektiv. Was ich damit meine, werde ich hier noch genauer erklären.
Schritt 1: Zoom-out
Du schaust dir deine Geschichte von außen an, also die übergreifende Struktur: Ende, Höhepunkt, Anfang und alles, was du dazwischen schon hast. Aus dieser Perspektive versuchst du nun, „Stücke" zu finden, die dazwischen passen. Das sind Dinge, die dir Spaß machen würden, die Sinn ergeben und/oder passieren müssen. Das können ganze Szenen sein, kleine Handlungs- oder Dialogschnipsel, Beschreibungen, Geheimnisse ... was-auch-immer. Brainstorming ist natürlich auch erlaubt. Und während du dich in diesem Zoom-out-Modus befindest, wird es irgendwann passieren. Du bemerkst es auf jeden Fall sofort, dieses leise Kitzeln in der Magengrube, das Kribbeln in den Fingerspitzen, das „ohhh ja, ich freu mich auf diese Szene" und dann springst du sofort und ohne lange zu überlegen, einfach mitten rein!
Schritt 2: Zoom-in
Wir als Autoren können jederzeit wichtige Personen, Orte oder Dinge heranzoomen, während wir schreiben. Zum Beispiel, anstatt darüber zu schreiben, wie schlecht der Tag einer Figur war, kann der Autor auf die zerknitterte, mit Lebensmitteln befleckte Kleidung, die unordentlichen Haare und die dunklenKreise unter den Augen seiner Figur "zoomen".
Werf dich mit Anlauf und vollem Elan in die Szene, auf die du gerade Lust hast und schreib drauf los. Dadurch, dass du nicht chronologisch schreibst, gibt es natürlich Sachen, die du noch nicht weißt, das ist in Ordnung! Fühl dich einfach nur rundum wohl. Schreib so lange weiter, bis dir nichts mehr einfällt und dann ... Zoom wieder heraus und mach mit den neuen Erkenntnissen weiter bei Schritt 1.
Und dann?
Natürlich kannst du auf diese Weise nicht für immer weitermachen. Aber du gewinnst ein Gefühl für die Geschichte, findest heraus, wohin sie fließt und hast vor allen Dingen Spaß beim Schreiben. Korrigieren kannst du später oder schubweise, wie auch immer es für dich besser funktioniert (und solange du dich nicht in Korrekturschleifen verhedderst).
Klingt konfus?
Ist es aber gar nicht. Denn der größte Teil der Geschichte steckt ja sowieso in deinem Kopf. Das „Zoom-Plotting" ist nur eine Methode, um sie herauszulocken.
Meistens mache ich mir eher grobe Notizen zu Zoom hat. Das liegt wahrscheinlich daran, weil ich ein Bauchschreiber bin und sich der Großteil der Handlung in meinen Büchern aus dem Zoom-in ergibt. Irgendwie hat sich das für mich als die beste funktionierende Methode herausgestellt. Beim Schreiben selbst, wenn ich tief in der Welt meiner Charaktere stecke, komme ich auf Ideen, wie es für sie weitergehen könnte. Für Leute, die detailliert jede Szene ausarbeiten, bevor sie diese schreiben, kann ich meine Vorgehensweise nicht empfehlen. Diese müssten ganz klar ihren Fokus auf Zoom-out legen und sich dann auf dieser Basis ihr Zoom-in in ihre Geschichte machen.
Übung:
Such dir ein Foto aus. Darauf können zum Beispiel du und deine Freunde oder Familie abgebildet sein. Nimm es dir zur Hand und plane etwa 10 Minuten ein. In diesem machst du dir Notizen zu folgenden Dingen:
Zoom-in
1. Beschreiben das Foto.
Welche Farben siehst du?
Wie sehen die abgebildeten Leute aus?
Was für eine Kleidung tragen die Personen?
Wo befinden sie sich?
2.Beschreibe nun die Szene so, wie es ein Insider tun würde.
Wer sind diese Leute?
Was tun sie?
Zoom-out
3.Zoome nun heraus. Schaue nun über das Kameraobjektiv hinaus.
Was befindet sich außerhalb des Bilderrahmens?
Wenn du hinter der Kamera stehen würdest, was würdest du sehen, wenn du deinen Kopf drehst?
Was könntest du hören, fühlen, riechen?
Zoom-in
4.Zoomen wieder näher heran.
Was ist das "Geheimnis" hinter diesem Foto?
Welche Gefühle kommen rüber?
Was ist wichtig an der Szene
Welche Botschaft hat es für dich?
Für junge Autoren ist es wichtig zu verstehen, dass nicht alle Teile einer Geschichte gleich sind. Es gibt Teile, durch die sich ein Autor schnell bewegt, und wichtige Teile, bei denen er das Tempo verlangsamt und eine Weile bei einem bestimmten Geschehen verweilt. Hier kann der Autor die Handlung intensivieren oder die Reaktionen des Charakters detaillierter aufzeigen. Dies ist eine bewusste Strategie des Autors. Wenn ein wichtiger Teil der Geschichte erweitert wird, ist dies ein Signal an den Leser, dass dieser Teil der Geschichte wichtig ist.
Wenn es allgemein um das das Ausarbeiten der Handlungsstränge geht, benutze ich meistens Zoom-in. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich ein Bauchschreiber bin und sich der Großteil der Handlung in meinen Büchern aus dem Zoom-in an der Szene, die ich gerade schreibe, ergibt. Irgendwie hat sich das für mich als die beste funktionierende Methode herausgestellt. Beim Schreiben selbst, wenn ich tief in der Welt meiner Charaktere stecke, komme ich auf Ideen, wie es für sie weitergehen könnte. Für Leute, die detailliert jede Szene erst einmal ausarbeiten möchten, bevor sie diese schreiben, kann ich meine Vorgehensweise nicht empfehlen. Diese müssten erst einmal mit dem Zoom out beginnen und sich dann auf dieser Basis ihr Zoom-in in die Szene schaffen.
MrsRosarot ich hoffe, dieser Beitrag konnte dir helfen <3
Liebe Grüße
Natalia
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Tipps und Tricks fürs Schreiben ✔️
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