chapitré trois

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cotard ✝{h.s} // chapitré trois

Ich bekam Harold erst wieder nach drei Tagen zu sehen. Mit niedergeschlagener Erscheinung, kam er die Treppen hinunter und gesellte sich zu uns, während wir gerade über mögliche Ausflüge debattierten, da die kleineren unter uns den Drang verspürten, nach Disney Land zu reisen. Ich hielt mich aus der Sache heraus, beobachtete Harry, der seinen Blick auf Prudence gelegt hatte, da sie vor der Gruppe stand und redete.

Prudence mochte es nicht wenn viele nicht mitwirkten, falls es um Entscheidungen ging. Sie hasste den Gedanken, dass sich manche Menschen einfach dem Willen anderer unterordnen mussten, sodass sie mühsam jeden einzelnen befragte, welchen Ausflugsort, sie als legitim bezeichnen würden. Harry fuhr sich durch die Haare und sah emotionslos in die Runde. Sein Blick streifte an meinem vorbei und er öffnete seine Lippen, da er bald offenbaren musste, wohin er wollte.

Er überlegte ziemlich lange.

»Harold dein Vorschlag?« wollte Prudence wissen, stellte sich auf Zehenspitzen, damit ihr Blickfeld zu den älteren Jungen reichte. Neben Harold standen noch drei weitere Jungs, die vergeblich versuchten, genau den gleichen Effekt bei Mädchen auszulösen wie Harold es tat. Sie scheiterten bei dem Versuch, so cool auszusehen wie er. Denn Harold versuchte es nicht. Er war es einfach.

»Lasst uns raten eine Beerdigung hm?« lachte der etwas jüngere Nate neben ihm, rempelte ihn an, sodass Harold kurz nach vorne gedrückt wurde. Das Lachen der ganzen Gruppe verletzte mich, deshalb hielt ich inne - außerdem fand ich gar keinen Spaß an der Aussage dieses Vollidioten. Mein Blick senkte sich kurz, hob sich dann, als Harold anfing zu sprechen.

»Schreiben Sie Disney Land auf die Liste« sprach Harold, bekam danach sämtliche Kommentare vorgeworfen mit einem Gemisch aus Lästereien, die er gekonnt scharf ignorierte. Jetzt wurden die Jungen neben ihm unruhiger, lachten sich schlapp und entfernten sich mit Taschentüchern oder bloßen Händen ihre Lachtränen aus dem Gesicht. Kein einziges Mal, hatte ich Harold so Lachen sehen, ihm fehlte jegliche Art der Emotion. Er stand in der Menschenmasse, sah gegen Prudence und änderte keinen Stück seiner Fassade.

Ich driftete in Gedanken ab, fragte mich, warum Harold so etwas getan hatte, doch als ich auf die Antwort meiner Gedanken zusteuerte, riss mich Prudence aus meinen Träumen.

»Noelle?« fragte sie genervt und fuhr fort, »dein Vorschlag bitte?«

Ich sah zu den Jungs, die Harold ausgelacht hatten, setzte mein ironischstes Lächeln auf, drehte mich zu Prudence, absolvierte einen perfekten Wimpernaufschlag und sagte:

»Eine Beerdigung bitte.«

Danach hörte ich die Stille der Gruppe und auch wenn mein Rücken zu Harold gedreht war, könnte ich schwören, dass er mich jetzt nach so vielen Tagen endlich anerkannt und realisiert hatte.

-

Später, während der Essenszeit, saß ich alleine in einer Ecke und löffelte meine Suppe auf, hörte andauernd das Klappern des Besteckes, dass mir die Nerven raubte. Mit einer schnellen Handbewegung steckte ich mir die Haare hoch, trug mein Tablett in die Küche und bedankte mich für das Essen. Mir wurde ein kleines Lächeln zugeworfen, dass ich herzlich annahm und dann verschwand. Meine Beine trugen mich auf mein Zimmer und ich hörte Prudence Stimme aus dem Flur, sodass ich kurz stehen blieb und sah wie Harold mit ihr dastand und redete. Augenblicklich hielt ich meinen Atem an, ging ein paar Schritte zurück und lauschte.

»Ich weiß das du provozieren wolltest« hisste Prudence skeptisch und ich malte mir ihren abwertenden Gesichtsausdruck aus. Worüber sprachen die beiden?

cotardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt