⫷ Kapitel 24: Saghanis Hingabe und Fürsorge ⫸

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|| Ein extrem langes Kapitel - tut mir Leid 🙈 Aber wir gelangen endlich in die intriganten Teile der Geschichte, also zieht euch warm an 😇||

Ischka führte ihre Lehrstunde fort, erklärte ihnen die Grundregeln einer korrekten Reverenz, die schockierend mannigfaltig waren, sodass Nanouk schon bald angestrengt die Brauen runzelte. Sie konnte verstehen, dass es bei der Jagd auf bestimmte Winkel ankam, wie man einen Bogen hielt, aus welcher Himmelsrichtung der Wind wehte, doch nicht, wenn man vor jemandem knickste. Man verlor sein Leben nicht anhand eines Kniefalls, der einen Deut zu knapp ausfiel. Und dann wiederum befanden sie hier in Gesellschaft von Monstern wie Adassett und dem Winterkönig und Nanouk blinzelte sich energisch wach.

Man ließ sie Mittagessen, doch gleich darauf wurden sie erneut in den Unterricht gezwungen. Nanouk spürte die bekannte Erschöpfung einsetzten, als sie von Ischka durch die Gänge hinauf in den zweiten Stock geführt wurden und entlang der Hintergänge schließlich in das Badehaus gelangten.

In den marmornen Hallen erläuterte ihnen Ischka rudimentär, wofür die Badesäle dienten. Als hätten diese Mädchen noch nie in ihrem Leben ein Badehaus gesehen. Nanouk, zugegebenermaßen, hatte dies tatsächlich noch nie und so blickte sie sich neugierig um. Die Badesäle waren allesamt mit einem niedrigen Becken aus Alabaster ausgestattet, welches sich zu den Fenstern hin absenkte. Die Marmorsäulen, die Seidenbaldachine über die Wasserbecken spannten, waren mit feinsten Schnitzereien und Edelsteinintarsien verziert.

An den Wänden neben der Eingangstüre standen hohe Holzregale, in welche die Nanouk mittlerweile vertrauten Gefäße aus Porzellan und Stein geschlichtet waren. Befüllt mit den wundersamsten Ölen und Tinkturen, Seifen und Blütenblättern, die man sich vorstellen konnte. Als wäre dies noch nicht bizarr genug, waren unzählige Pflanzen in akribisch angelegten Beeten angesetzt, deren Blätter größer waren als Nanouks gesamtes Gesicht. Sie hatte diese Gewächse noch nie gesehen und fühlte sich aufs Neue völlig vor den Kopf gestoßen. Wallheim musste diese Sträucher mit Unsummen aus dem Ausland importiert haben, woher war Nanouk schleierhaft.

Ihr schwirrte der Kopf, als Ischka sie über die Eigenschaften der verschiedensten Bürstenvariationen aufklärte und wunderte sich über alle dem, wie sie es schafften, dass die Becken stets mit warmem, dampfendem Wasser gefüllt waren, wo sie doch inmitten einer eisigen Wüste standen.

Natürlich wurden Wallheims Frauen hier ebenso verkauft, wie in den unzähligen Schlafzimmern. Der noblen Gesellschaft beim Baden zu dienen war eine ganz spezielle Form der Intimität, bei der sich Nanouk alleine bei der Vorstellung die Nackenhaare sträubten. Baden war keines der Dinge, die Nanouk jemals gerne, noch ausgiebig gemacht hatte. Es war in den eisigen Wäldern auch gar nicht möglich. Wer hatte schon Zeit ein ergiebiges Bad zu nehmen, wenn so viele andere Dinge erledigt werden wollten?

Waschtag war immer fürchterlich anstrengend gewesen, als Nanouk Anjij und Imiaq aus ihrer vielschichtigen Kleidung schälen und so schnell wie nur irgendwie möglich mit dem heißen Wasser abschrubben musste. Selbst in den geheizten Zelten und Hütten unterkühlte man ohne Kleidung rasch und völlig sauber zu werden war daher auch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Ganz zu schweigen davon, dass Anjij ständig herumgetollt war, sich nicht hatte entkleiden lassen und nachher dann auch noch schadenfroh das Wasser aus dem Zuber über sie alle verteilt hatte. Nanouk biss die Zähne zusammen und verdrängte den Gedanken an ihre lachende Schwester.

Die Sonne senkte sich bereits unter die Wolken und ließ die Welt hier oben in blauer Dämmerung zurück, als Ischka endlich ihre Lektion beendete. Sie waren gerade dabei den Badesaal zu verlassen, als Nauju an dessen Tür auftauchte.

Er trug wie immer sein blütenweißes Hemd, die bunte Stoffweste und eine schwarze Seidenhose, dessen Bund bis zu seinem Bauchnabel reichte. Kleidung so befremdlich und unpassend, dass Nanouk jedes Mal ungläubig an ihm herabblickte. Er lehnte mit verschränkten Armen gegen den Türstock und lächelte unbefangen, als Ischka sogleich vor ihm knickste.

[Dark Romantasy] Der Winterkönig ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt