Ehe sie aufbrechen konnten, wurde der Alarm oben auf dem Wachturm ausgelöst. Ein Schneebär schlich auf der Suche nach frischem Fleisch um die Garnison und hatte bis jetzt nur zeitweilig zurück in den Wald getrieben werden können.
Nanouk stand neben den anderen Kurtisanen im Foyer, als der Blondschopf, den Nanouk als Jokim meinte zu erkennen, die Nachricht überbrachte. Also würden sie mit dem Aufbruch warten, bis Adassett und seine Soldaten dafür gesorgt hatten, dass der Weg sicher war.
Unbehaglich blickte Nanouk der Truppe hinterher und verkrampfte die Hände um ihren kleinen Reisekoffer.
»Du siehst schrecklich aus«, wisperte Inja ihr ins Ohr und Nanouk zuckte leicht zusammen. Sie hatte ihre Umgebung kaum wahrgenommen, da all ihre Aufmerksamkeit auf Adassetts breitem Rücken gelegen hatte.
»Konntest wohl kein Auge zu tun.«
Nanouk blickte zu Inja hinunter und straffte die Schultern. »Nicht so recht. Ataha Adassett hat bemerkenswerte Ausdauer.« Die Worte glitten ihr von der Zunge, ohne, dass ihr Herz, noch ihr Verstand diese registrierten. Inja rümpfte die Nase.
»Erzähl doch, wie machst du es?«
Nanouk stieß die Luft heftig aus und zwang sich, die Sorge um Adassett von sich zu schieben. Er konnte sich in einen gewaltigen Raben mit mehr als vier Mannslängen Flügelspannweite verwandeln, es gab nichts in diesen Wäldern, das ihm zur Gefahr werden konnte.
»Es ist euch bestimmt aufgefallen«, fing Nanouk daher an und blickte auf, als sich auch die anderen Kurtisanen mit neugierigen Blicken näherten, »dass ataha Adassetts Tönung der meinen sehr ähnelt.«
Wissendes Nicken machte die Runde, bloß Inja starrte sie nach wie vor an, als hätte sie saure Milch getrunken.
»Nun. Er sieht ein Stück Heimat in mir.« Als Nanouk das sagte, wunderte sie sich, ob dem vielleicht auch so war, oder ob er ihr gegenüber versuchte Buße zu tun, weil er in ihr nicht bloß ein namenloses Gesicht sehen konnte.
»Ihm gefällt meine Sittenlosigkeit. Die ungeschliffene Wildheit meiner Herkunft«, sagte sie tonlos und zwang sich wenigstens ein Lächeln auf das Gesicht.
»Was haben wir doch für ein Glück«, lächelte Inja zuckersüß, während ihre wasserblauen Augen Firn sprühten. Die anderen Kurtisanen nickten leicht ehrfürchtig, leicht bemitleidend und Nanouk hob bescheiden die Schultern.
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Es wurde langsam Mittag, als die Soldaten zurückkehrten. Der Schneebär war erlegt und das Fleisch samt Pelz der Garnison überlassen worden. Ihre Mäntel waren blutverschmiert und in Adassetts Augen glomm der dunkle Wahn, welche ihr bereits bei den Hinrichtungen das Blut in den Adern gefrieren lassen hatte. Sein Blick senkte sich auf sie und Nanouk konnte es nicht verhindern, sie versteifte sich Trotz all der Momente, in denen er ihr seine sanfte Seite gezeigt hatte.
Adassett drückte Jokim sein Schwert in die Hände und kam zielstrebig auf sie zu, die Wollust in seinem Blick beinahe erschreckend glaubhaft.
»Sollen wir den Aufbruch aufschieben?«, fragte Jokim, doch Adassett schüttelte bloß mit einem gehässigen Lächeln den Kopf.
»Nein.«
Er packte Nanouk grob an der Schulter und stieß sie die Treppen wieder nach oben. Er zog sie energisch zurück in das Zimmer und schlug die Türe mit einem ohrenbetäubenden Schmettern ins Schloss.
Nanouk strauchelte beinahe, als Adassett sie sofort losließ und fing sich gerade noch an der Tischplatte ab.
»Ja, sie-«
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[Dark Romantasy] Der Winterkönig ✓
Viễn tưởng⫷Vergib mir, Freund, für das, was sein wird. Vergelte nicht das, was sein muss und vergiss nicht das, was uns im Bunde hält.⫸ Nanouks Welt ist eine aus Hunger, Kälte und Bitterkeit. Seit der Winterkönig vor zehn Jahren die Macht ergriffen hat, ist n...