never the same | schlotteyemi

Kapitel 4 - Der Streit

Mit einem komischen Gefühl im Bauch wird Nico von Marius nach Hause gefahren. Irgendwas hat Karim doch... Er wäre doch sonst nicht einfach so ohne ein Wort zu sagen gegangen. Das passt so überhaupt nicht zu ihm. Kurz bevor Marius in Nicos Straße einbiegen will, schreit Nico ihn schon beinahe an >>Nee, warte!<< Marius tritt nicht gerade zärtlich auf die Bremse. >>Was, ey?!<<, entfährt ihm harsch, was bei der Plötzlichkeit von Nico auch verständlich ist. >>Kannst du mich bei Karim rauslassen?<< - >>Boah, digga. Deshalb musst du doch nicht so schreien, als würde ich gleich ne Katze totfahren, wenn ich nicht anhalte.<< Marius schüttelt seinen Kopf, biegt dann aber wenig später in Karims Straße ein. >>Was willst du denn da? Der hat sich eigentlich so angehört als hätte der nicht mehr so viel Bock auf Besuch?<< Nico seufzt leise >>Ja, ich weiß. Aber ich will jetzt wissen wieso der uns da einfach alleine gelassen hat. Ich bin mir sicher, dass der nicht einfach so ohne Grund nach Hause gegangen ist.<< - >>Ich kann's mir eigentlich auch nicht vorstellen. Melde dich dann mal, wenn du mehr weißt.<< Als Nico gerade die Beifahrertür von Marius Porsche zuschlagen will, fällt ihm sein Bestechungsmittel wieder ein und er kann es in diesem Moment einfach nicht lassen nochmal zu erwähnen wie sehr er sich darauf freut Marius und Karim in der Eistonne leiden zu sehen. >>Jaja, ich freue mich auch jedem in der Mannschaft zu erzählen, wie du nicht mehr von einer Fensterbank runtergekommen bist.<< - >>Wichser.<< - >>Ebenfalls. Tschüss!<< Mit einem Grinsen auf sowohl Marius als auch Nicos Lippen schlägt dieser schließlich die Tür zu und begibt sich an Karims Wohnungstür.

Nico klingelt und wartet, doch es macht niemand auf. Das kann jetzt nicht wahr sein, oder?! Karim ignoriert Nico eindeutig. Er weiß doch genau, dass Karim auf jeden Fall zuhause ist. Nico klingelt noch einmal. Und dann noch einmal. Aber immer noch tut sich nichts. „Pff, das lasse ich jetzt sicher nicht mit mir machen.", denkt Nico. Er nimmt also sein Handy heraus und sieht, dass Karim auf WhatsApp online ist. Sofort schreibt er ihm: „Ey, mach mal die Tür auf. Es ist voll wichtig!!". Dass Nicos Besuch nicht „super wichtig" ist, ist ihm bei dieser Lüge gerade egal. Und in irgendeiner Form ist es dann ja doch wieder „super wichtig". Schließlich macht Nico sich Sorgen. Sofort erscheinen hinter der Nachricht zwei blaue Haken und ungefähr zwei Minuten später öffnet sich dann auch endlich mal die Wohnungstür. Sofort drängelt sich Nico an Karim vorbei ins Wohnzimmer ohne überhaupt eine Art von „Du kannst hereinkommen" gehört zu haben. Im Grunde genommen hat Karim nur die Tür geöffnet und Nico ist sofort hereingestürmt. Als Karim hinter Nico hertrottet, merkt dieser schon, dass es ihm wirklich nicht sonderlich gut zu gehen scheint. Ohne also großen Smalltalk zu halten, schießt Nico los. >>Also. Was ist los? Wieso bist du eben einfach so gegangen ohne einem von uns überhaupt Bescheid zu sagen?<< Nicos Stimme klingt ziemlich vorwurfsvoll, was er so eigentlich gar nicht beabsichtigt hat. Karim sagt erst mal gar nichts und setzt sich auf die Couch, während sein Kopf ziemlich weit unten hängt. Nach einer Weile sagt er dann tatsächlich etwas . >>Keine Ahnung... Ich hab doch schon gesagt, dass ich keine Lust mehr hatte und müde war.<< Ja klar... Nico glaubt ihm kein Wort. >>Karim, ich höre raus, wenn du mich anlügst.<< Aber auch das bringt Karim nicht wirklich zum Reden. >>Ja, was denn?! Ist aber die Wahrheit. Und was war jetzt eigentlich so wichtig?!<< Okay, so langsam wird er pissig. >>Gar nichts. Ich hab dich angelogen. Aber mir glaubt man wenigstens, wenn ich lüge.<< - >>Ey, was soll das denn?! Lass mich doch einfach in Ruhe jetzt. Ich hab doch gesagt, ich habe keinen Bock mehr auf euch!<< Okay, der war jetzt hart. Nico merkt, dass ihn der letzte Satz schon getroffen hat, aber er weiß auch, dass Karim das jetzt aus reiner Emotion gesagt hat. >>Nee, ich gehe nicht, bis du mir sagst, was zur Hölle mit dir los ist! Wie kann man denn von einer Sekunde auf die nächste einfach so abhauen und angepisst auf alles sein?<< - >>Ist nicht so schwer, wenn man von einer Sekunde auf die nächste einfach komplett ausgeschlossen wird!<< Nico ist verwirrt. Meint Karim damit ihn und Marius? Aber wann haben die beiden ihn denn ausgeschlossen? >>Wie meinst du das?<< Karim bricht den Blickkontakt ab und schaut wieder auf den Boden. Erneut tritt eine Stille in den Raum, die alles andere als angenehm ist. Sie ist einfach nur beklemmend und unaushaltbar. >>Karim, bitte rede mit mir. Es tut mir Leid, wenn ich irgendwie daran Schuld bin, dass es dir jetzt so scheiße geht.<< Nico dachte wirklich, dass es eine gute Idee sein würde, mit Karim zu reden, weil es ihm danach vielleicht besser geht. Aber momentan geht es Karim nicht besser und Nico geht es jetzt auch ziemlich bescheiden. Mission also komplett verfehlt. Und Karim scheint auch nicht daran interessiert zu sein diesen Zustand zu ändern. >>Mir geht es nicht scheiße, ja?! Ich bin einfach nur müde und du nervst mich!<< Nico wird immer klarer, dass er hier wohl heute nicht mehr weiterkommt und Karim absolut stur ist und auch bleibt. Ziemlich verzweifelt und enttäuscht darüber, dass er Karim nicht helfen konnte, steht er also von der Couch auf. >>Okay, dann schönen Abend noch. Ich stör dich jetzt auch nicht weiter. Aber ruf mich an, wenn was ist oder du reden willst oder so, ja?<< Das ist das einzige, was Nico Karim jetzt noch anbieten kann. Weiter weiß er nicht. Wenn Karim nicht will, dann kann er ihn ja schlecht zwingen zu reden, obwohl er ganz genau weiß, dass mehr dahintersteckt als der Abend im Jumphouse. Aber Karim muss selbst entscheiden, ob und wann er Nico etwas davon erzählen will. Nico zögert noch kurz bevor er aus dem Wohnzimmer tritt und fragt sich, ob er Karim vielleicht umarmen soll, aber entscheidet sich dann es nicht zu tun, weil er in diesem Augenblick absolut nicht einschätzen kann, wie Karim darauf reagieren würde und es die ganze Sache dann auch emotionaler macht, als sie ist. Also hebt Nico nur kurz seine Hand mit einem knappen, enttäuschten „Bis morgen." und tritt dann aus der Haustür.