7 - [Die Ganze Welt]

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Meine Augen waren wund und wirklichen Appetit hatte ich auch nicht - keiner von uns.

Still saßen wir alle am Esstisch und sahen schweigend unser Essen an. Das Ticken der Uhr schien heute besonders laut zu sein.

Nervös sah ich mich im Raum um. Die Küche war viel zu sauber. Jacob war kein ordentlicher Mensch, er war unorganisiert und aufschiebend.

Dieser Raum fühlte sich nicht, wie zu Hause an. Es war ein fremdes Zimmer gewesen - davon war ich überzeugt.

Ich sah zu den beiden. Cataleya traute sich nicht ihren Blick zu heben, während Jacob nervös an seinen Fingernägeln kaute.

Es war eine seiner Angewohnheiten gewesen, wann immer er gestresst war. Und er war häufig gestresst.

Als ich noch kleiner war, und noch keine wirkliche Ahnung von Schulstress hatte, fand ich Jacob und Lily oft zusammen vor, wie sie seine Nägel feilte.

Er bemerkte mein starren und legte schnell seine Hand auf dem Tisch. Seine Nägel waren eingerissen und man konnte die Zahnabdrücke sehen.

Jacob räusperte und sah zur Uhr, welche über der Küchentür hang. Cataleya sah angestrengt von ihrem Teller zu ihm, bis er sprach:
,,Ich werde ihn morgen so gegen 15 Uhr abholen. Wir müssten dann um 17 Uhr wieder hier sein" Zwang er sich zu sagen.

,,Warum erst so spät?" Fragte Cataleya mit brechender Stimme.
,,Ich weiss es nicht"

,,Lass dir alle Zeit der Welt" Versuchte ich die Stimmung und mich selbst zu lockern. Mit einem sanften aber dafür kurzes Lächeln, sah er zu mir.

Wieder war es still. Ich hasste es. Beunruhigt wippten meine Beine auf und ab, während ich mein Besteck fest im Griff hielt.

Ich sah runter zu meinem Essen, am liebsten hätte ich mich Übergeben können.
,,Ich glaube, ich brauche etwas frische Luft" Sprach ich nervös.
,,Ich auch" Stimmte mir Cataleya zu.

Zusammen entfernten wir uns aus der Küche und betrachten sofort das Wohnzimmer. Dieser Raum war genauso fremd gewesen, wie die Küche.

Die DVDs lagen geordnet im Glasschrank, anstelle unordentlich vor dem Fernseher. Die Kissen trugen neu gekaufte Bezüge, anstelle von den alten gräulichen, die wir schon seit unser Kindheit besaßen. Und der Beistelltisch stand aufgeräumt vor der Couch, anstelle von Jacobs Chaos dort liegen zu sehen.

Cataleya reichte mir meine Jacke und zusammen verließen wir das Haus. Mein Blick blieb an meinem Auto hängen. Für einen kurzen Moment, dachte ich darüber nach, ob ich nicht einfach meine Autoschlüssel nehmen und wegfahren sollte.

Kurz zuckte ich zusammen, als ich Leyas Hand in meiner spürte. Sie lächelte mich aufmunternd an.

Wir liefen aus der Einfahrt die Straße entlang. Ich beobachtete die Nachbarhäuser. Viel hatte sich nicht verändert.

,,Ava?" Riss mich Cataleyas Stimme aus meinen Gedanken.
,,Mmh?"
,,Die Schule dort hinten, das war deine, richtig?" Mir war nicht bewusst gewesen, wie weit wir eigentlich schon gelaufen waren.
,,Ja, 'ne einzige Irrenanstalt war das" Lachte ich leicht.

Neugierig sah Leya mich an.
,,Okay, was möchtest du wissen?" Lachte ich geschlagen.
,,Was ist eigentlich aus deinen "Freunden" geworden" Mit Absicht sprach sie Freunde anders betont aus.
,,Gute Frage" Sagte ich nachdenklich.
,,Ivy und Heather arbeiten wohl in irgendeinem Designer-Laden"

Das wusste ich aber auch nur, weil Zane mir das mal erzählt hatte. Was aus den anderen wurd, wusste ich nicht. Interessieren tat es mich aber auch nicht.

,,Klingt passend" Lachte sie.

Wie oft ich mich über Ivy und Heather beschwert hatte, da bekam Cataleya einfach das Gefühl, als wäre sie dabei gewesen.

Ich lächelte, als der doch kalte Wind uns entgegen kam. Cataleya trug ihre langen Haare offen. Ich konnte den reuevollen Ausdruck in ihren Augen erkennen, als sie darüber nachdachte, warum sie sich keinen Zopf gemacht hatte.

Weiter zog sie mich an der Hand hinterher. Ein paar Minuten von der Schule entfernt, gab es einen Park.

Nie hatte ich Cataleya zu diesem gebracht. Schließlich fanden wir uns beide immer, bei dem, vor dem Krankenhaus wieder.

Sie zog mich unter den Baumkronen entlang. Der Herbst bahnte sich langsam an, trotzdem war er noch immer angenehm.

,,Wir sollten öfters hierher kommen" Hörte ich Leyas Stimme sagen. Sie blieb auf einer kleinen Brücke stehen und starrte nach unten auf dem Fluss, in welchen Enten umher schwammen.

Ich stellte mich hinter ihr, schlang meine Arme um sie, legte mein Kinn auf ihrer Schulter ab und sah zusammen mit ihr nach unten.

Langsam atmete ich ein und aus, hörte ihrem Lachen zu, während ich den Lärm um uns herum, komplett ausblendete.

Sanfte Küsse platziert ich auf ihrer Schulter und ihren Hals. Herzhaft lachte sie und drehte sich zu mir um.

,,Geht es dir besser?" Fragte sie, als sie mit ihren Händen meine Wangen umfasste. Mit einen Lächeln nickte ich und drückte meine Lippen auf ihre.

Sie strahlte eine warme aus, in der ich mich hätte sonnen können. Immer wieder lächelte sie in den Kuss hinein, während sie ihre Arme um meine Schultern schlang.

Ich spürte ihren Atem gegen mich schlangen, als sie lachend nach Luft schnappte.

,,Ich glaube, mir würde es besser gehen, wenn wir das wiederholen würden" Grinste ich ihr fordernd entgegen.

Kopfschüttelnd hebten sich ihre Mundwinkel und warteten auf meine. Ungeduldig trafen meine Lippen auf ihre.

Die Kälte des Windes konnte uns nichts mehr anhaben. Ich konnte diese vertraute Wärme in mir spüren, welche mich immer wieder daran erinnerte, dass Cataleya mein zu Hause war.

Sie war die Geborgenheit, welche ich über Jahre hinweg ersehnte. Sie war mein Zufluchtsort, wann immer der Lärm der Welt mir zu viel wurd. Sie war die Göttin, welche ich freiwillig verfiel.

Keine Sekunde bereute ich unser aufeinandertreffen. Eventuell konnte ich sogar von Schicksal sprechen, schließlich fanden wir beide ineinander Sicherheit und Liebe.

Ich wollte es der ganzen Welt, wissen lassen. Sie war das Mädchen, mit welcher ich meine Ewigkeit verbringen wollte.

Sie war kein Geheimnis. Sie war das offene Buch, dessen Seiten man lernen musste, um sie zu verstehen.

Und das tat ich. Ich war der Schlüssel, welcher ihre Seiten beschützte.

Ich wollte, dass die ganze Welt, ihre Seiten kennenlernte.

Auch er.

Ich wollte, dass er sie genauso akzeptieren konnte, wie ich sie liebte.

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