Kapitel 1

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Es war die zweite Woche der Sommerferien angebrochen und Harry Potter wünschte sich nichts sehnlichster als wieder nach Hogwarts zu gehen, selbst wenn er dann Malfoy's Beschimpfungen und Snape's Ungerechtigkeit aushalten musste.
Er hasste es hier bei den Dursleys. Er wurde von ihnen wie ein Hauself behandelt, zumindest Ron's Meinung nach. Er jedoch war sich sicher, dass selbst diese armen Kreaturen besser behandelt wurden, bei ihm traf Sklave wohl eher zu.
Doch Harry musste die Dursleys nicht nur bedienen, sondern wurde bei jedem noch so kleinen Fehler geschlagen, gepeitscht oder auf andere Weise gefoltert, dafür hatte Vernon Dursley vor ein paar Jahren sogar den Keller zu einer schallgedämpften Folterkammer umgebaut, außerdem sperrten sie ihn in den Nächten, in denen er nicht gefoltert wurde, einfach aus. Und egal was sie in der Nacht mit ihm gemacht hatten, erwarteten sie pünktlich sieben Uhr morgens ihr Frühstück, obwohl sie ihn um diese Uhrzeit meistens gar nicht in das Haus oder aus dem Keller ließen, sodass sie ihn danach für die Unpünktlichkeit bestrafen konnten.
Petunia war die einzigste in der Familie, die Mitleid für ihren misshandelten Neffen empfand.
Harry, beeile dich, weckte Petunia Harry auf, der sich auf der Grasfläche zu einer Kugel gerollt hatte.
Wie viel Uhr ist es denn, Miss?, fragte Harry noch etwas schlaftrunken.
Sie sah ihren Neffen traurig an und antwortete dann: Du hast noch eine halbe Stunde Zeit um das Frühstück vorzubereiten. Und nenn mich doch bitte Petunia oder Tante, wenn wir unter uns sind. Damit verschwand sie wieder im Inneren des Hauses, ließ die Tür dabei jedoch einen Spalt breit offen.
Harry richtete sich mühevoll auf, während er versuchte den stechenden Schmerz in seinem Rücken zu ignorieren, was ihm wahrscheinlich nur gelang, weil er schon durch die vielen anderen Male daran gewöhnt war. Trotzdem schmerzten ihn die Wunden der Peitschenhiebe, die Vernon ihm erst am Abend zuvor zugefügt hatte, bevor er ihn ausgesperrt hatte, sehr.
Er hastete trotz der Schmerzen, die durch seinen Rücken jagten, in das warme Innere des Hauses, in dem er seit Jahren misshandelt wurde, und direkt in die Küche.
Er fing mit Kaffeekochen an, dann holte er eine Packung Brötchen, die man aufbacken musste, aus einem Wandschrank heraus und backte sie nach Anleitung, die er schon auswendig konnte, auf. Währenddessen deckte er den Tisch mit allen möglichen Aufstrichen, Schokocremes und Marmeladen. Danach holte er die Brötchen und die restlichen Aufstriche.
Pünktlich sieben Uhr standen die Brötchen in einem Brotkorb und die gefüllte Kaffeekanne auf dem Tisch, als auch schon Vernon und Petunia das Zimmer betraten. Als seine Eltern sich an den Tisch gesetzt hatten, kam auch Dudley herein und ließ sich schwerfällig auf seinen Stuhl plumpsen.
Er grinste seinen Cousin, an dessen Kleidung, die ihm sowieso viel zu groß war, noch Dreck, der aus dem Garten kam, klebte und wollte dann anfangen zu sprechen, doch sein Vater kam ihm zuvor: Junge, du verdreckt mir das ganze Haus, geh dir gefälligst etwas sauberes anziehen. In deinem Zimmer müsstest du frische Sachen finden.
Harry nickte und drehte sich zur Tür, wurde jedoch ein weiteres Mal von Vernon aufgehalten: Und putze danach die Küche und den Rest des Hauses, verstanden?
Wieder nickte Harry.
Ich wollte wissen, ob du verstanden hast, Junge, schnauzte Vernon den Jungen, der merklich zusammen zuckte, an. Natürlich, Sir, ich habe verstanden, brachte Harry mit zitternder Stimme hervor.
Sein Onkel hatte seinen massigen Körper in die Richtung seines Neffen gewandt, wobei der Stuhl unter ihm merklich quitschte. Wenn du mit dieser Arbeit fertig bist, kommst du zu mir. Und wehe ich erwische dich beim Faulenzen, drohte er.
Harry nickte, darauf bedacht, dass sein Onkel dies sah. Dann ging er in den Flur und öffnete den Schrank unter der Treppe.
Der junge Zauberer sah den Schrank schon lange nicht mehr als sein 'Zimmer' an. Er schlief sowieso im Garten oder lag die ganze Nacht schlafend oder bewusstlos in der Kammer unten im Keller.
Diesen Schrank öffnete er nur noch um sich daraus frische Klamotten zu nehmen, früher hatte er versucht, sich in sein ehemaliges 'Zimmer' zu flüchten, als Vernon ihn schlagen wollte.
Angefangen hatte es damit, dass Harry eine Vase,die seine Verwandten ihren Gästen als total teuer verkauften, obwohl sie eigentlich total billig gewesen war, aus Versehen herunter geworfen hatte und sie war in tausende Scherben zersprungen war. Sein Onkel war so wütend auf den damals zwölf Jahre alten Harry gewesen, dass er ihn mit dem Gürtel geschlagen hatte. Daraufhin war sein Neffe aus Angst in den Schrank geflüchtet, in dem er damals noch schlafen durfte.
Als Harry dann wieder in Hogwarts gewesen war, richtete Vernon diese Folterkammer ein und als sein Neffe dann wieder kam, wurden die Sommerferien in diesem Haus unerträglich, obwohl er sich im zweiten Sommer schon langsam daran gewöhnte.
Harry schloss seine Augen kurz, um die Erinnerungen schnellstmöglich wieder in den hintersten und dunkelsten Winkel seines Gehirns zu verbannen.
Einen Moment später hatte er wieder einen klaren Kopf und nahm sich eine Hose und einen Hoodie aus dem Schrank. Mit den Sachen bewaffnet verschwand er im Bad und kam ein paar Minuten später wieder heraus.
Der Hoodie reichte Bis zu seinen Knien und die Ärmel hatte er hochgekrempelt, allerdings nur so weit, dass man die Narben und Wunden, die er in den paar Minuten neu verbunden hatte, nicht sehen konnte. Die Hose schleifte auf dem Boden und rutschte die ganze Zeit herunter, weshalb er sie einfach wieder auszog und gegen warme Wollsocken tauschte, die die Hälfte seiner Oberschenkel verdeckten.
So bekleidet ging er zur Abstellkammer, die Dursleys hatten bei der Zimmerwahl für Harrys Zimmer darauf geachtet, dass selbst die Abstellkammer des Hauses mehr Platz bot, und nahm sich den Besen, der dort verwahrt wurde, heraus.
Danach ging er die Treppe zum oberen Stockwerk hinauf und fing mit dem Kehren an. Nachdem dies erledigt war, wischte er noch schnell Staub und kochte dann das Mitagessen. Zwischendrin hatte er das Geschirr vom Frühstück abgeräumt und gespült.
Während die Pizza im Ofen war und sein Magen so laut knurrte, als hätte er Tage lang nichts gegessen, was nicht ganz falsch war, denn er hatte in den letzten zwei Tagen nichts bekommen, nahm er sich nach langem Zögern eine Scheibe Brot und ein Glas Wasser.
Zuerst trank er einen großen Schluck um seine trockene Kehle zu befeuchten, dann schlang er das Brot herunter, als gäbe es kein Morgen.
Gerade als er den letzten Bissen verschlang, kam sein Onkel in die Küche gestürmt und schrie ihn auch sogleich an: Wer hat dir erlaubt eine Pause zu machen und zu essen, du undankbarer Junge?
I-Ich...niemand, Sir. Es tut mir leid, Sir, gab Harry verängstigt. Genauso verängstigt wich er einen Schritt zurück, als Vernon wieder zum Reden ansetzte: Ich habe dich gewarnt. Du solltest dir heute besser keine Fehler mehr erlauben. Er sah auf seinen Neffen, der sich wegduckte, herab. Jetzt backe noch einen Schokoladenkuchen. Wir bekommen heute Besuch von einer Freundin deiner Tante und deren Mann, also mache bei dem Kuchen ja nichts falsch. Danach putzt du noch die Fenster und gehst dann in dein Zimmer. Oder nein, wenn du fertig bist mit Putzen, gibst du mir Bescheid. Verstanden, Junge?
Natürlich, Sir. Ich habe verstanden, Sir, antwortete Harry.
Damit verschwand sein Onkel aus der Küche, die so gut wie nie von ihm betreten wurde, außer wenn er überprüfen wollte, ob sein Neffe auch kochte.
Harry hatte jetzt schon Angst vor dem heutigen Abend. Sein Onkel suchte über den Tag verteilt immer Harrys Fehler, die er bei den ganzen Arbeiten übersah, und am Abend bestrafte Vernon seinen Neffen je nach 'Vergehen'. Manchmal machte Harry so viele Fehler, weil er in der Nacht nicht schlafen konnte, wegen Kälte oder anderen ausschlaggebenden Faktoren, und dann total übernächtigt war.
Um keine extra Bestrafung zu bekommen, achtete er darauf keinen Fehler beim Backen zu machen. Allerdings vergaß er währenddessen den Esstisch zu decken und die Pizza, die er vorher schon aus dem Ofen genommen hatte, auf den Tisch zu stellen.
Harry James Potter, wo ist unser Mittagessen?!, schallte die Stimme von Vernon durch das Haus.
Erschrocken unterbrach Harry sein Tun und holte schnell Teller, Gläser und Besteck aus den Schränken und brachte diese Sachen den Tränen nahe, unterdrückte sie jedoch, in das Esszimmer der Dursleys.
In dem Esszimmer warteten bereits die Dursleys auf sein Kommen.
Da bist du ja!, lächelte seine Tante.
Harry wusste nicht, was er erwidern sollte, weshalb er nur stumm nickte und zum Tisch ging.
Er fing an diesen zu decken, wurde jedoch von seinem Onkel unterbrochen: Beeile dich gefälligst, wenn du schon vergisst, den Tisch zu decken, dummer Junge.
Dudley, der neben seinen Eltern Posten bezogen hatte, kicherte unverhohlen.
Wenn er nur an einem Tag in seinem Leben, all die Aufgaben, die ich täglich zu abzuarbeiten habe, tun müsste, würde er verzweifeln, dachte Harry sich von dem Verhalten seines Cousins schon längst nicht mehr entsetzt oder enttäuscht.
Seine Tante stand einfach nur unentschlossen da. Wusste nicht, ob sie dem Sohn ihrer verstorbenen Schwester helfen, ob sie schweigen oder ob sie ihn ebenfalls ausschimpfen sollte.
Harry wusste nicht, was sie bei diesem grausamen Mann, der vor so gut wie gar nichts zurückschreckte, hielt. Sie schien ja nicht mal wirklich glücklich zu sein. War es wegen Dudley oder einem ihm unbekannten Grund? Er wusste es nicht.
Nachdem er fertig gedeckt hatte, wollte er aus dem Zimmer verschwinden, wurde jedoch von seinem Onkel aufgehalten.
Dieser stierte ihn mit vor Zorn und Wahnsinn glitzernden Augen an und zischte nur für Harry hörbare Worte: Noch ein Fehler heute und du wirst den morgigen Tag nicht mehr erleben. Dann drehte er sich um und nahm an dem nun gedeckten Tisch Platz.
Am Ganzen Körper zitternd stand er noch einen Moment wie versteinert da, dann ging er langsam in die Küche zurück.
Dort angekommen fing er mit seinem davor angefangenen Tun wieder an und eine viertel Stunde später backte der Kuchen im Ofen. Währenddessen fing er schon einmal mit dem Putzen der Fenster an und überhörte beinahe den Wecker als der Kuchen fertig war. Gerade noch rechtzeitig holte er den Kuchen heraus, bevor dieser verbrannte. Er stellte ihn auf der Arbeitsfläche ab, dann räumte er das benutzte Zeug aus dem Esszimmer, das nun verlassen vorlag, weg.
Als auch diese Aufgabe erledigt war, putzte er den Rest der Fenster.
Bevor die Bekannten seiner Verwandten kamen, räumte er die die unordentlich herumliegenden Sachen sowohl im Esszimmer, im Wohnzimmer und in der Küche auf ihre vorgestammten Plätze. Als er damit fertig war, wurde er in ein Zimmer im oberen Stockwerk geschickt, wie immer, wenn Besuch kam. Ihm wurde verboten irgendwas zu tun, was auch nur ein winziges Geräusch verursachte.
Der Raum, in dem er während Besuch von den Freunden seiner Verwandten untergebracht wurde, war wenig möbliert. Es stand ein einfacher, brauner Schrank im linken Eck neben dem Fenster, auf der anderen Zimmerseite stand ein Bett zwar mit Matratze, jedoch war es nicht bezogen worden.
Von unten konnte er das Klingeln an der Tür hören, dann war es kurz still, bevor Stimmengewirr nach oben drang.
Harry ließ sich auf der Matratze nieder und schloss erschöpft seine Augen. Vor Müdigkeit driftet er immer mehr in die Traumwelt ab und sein Kopf sank gegen die Wand. Dann war er auch schon eingeschlafen.

Potter, Snape oder doch ein Riddle? (Drarry ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt