Ich hörte den Schrei, noch bevor sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen konnten.
Er hallte von den Wänden des dunklen Korridors wieder, in dem ich mich befand.
Leise zwar, aber meine geübten Ohren vernahmen ihn sofort.Auf Zehenspitzen schlich ich mich an der Wand entlang, eine Hand an meinem Umhang und jederzeit dazu bereit meinen Zauberstab zu ziehen - und ihn einzusetzen.
Es war schon längst Sperrstunde, wenn mich einer der Lehrer beim späten Herumschleichen erwischen würde, wäre ich geliefert. Ich hatte sowieso schon zu viele Warnungen nach Hause bekommen - als interessiere es meine Eltern auch nur im Geringsten. Aber ich hatte jetzt wenigstens einen guten Grund noch wach zu sein. Denn Schreie in Hogwarts waren sicherlich nicht das beste Zeichen.
Ich drehte mich um, als die Geräusche leiser wurden, ich war am Ursprungsort schon vorbei gelaufen. Schnell huschte ich zurück und landete vor einer unscheinbaren Klassenzimmertür. Wenn ich mich nicht ganz irrte, hatte ich hier immer Geschichte der Zauberei, aber im Dunkeln war das schwer auszumachen.
Einen Moment zögerte ich. Wenn ich die Tür jetzt öffnete, würde ich mich dem Feind, der dort drinnen lauerte, sofort preisgeben. Doch bis ich bei Professor Dumbeldore war, konnte es schon zu spät sein.
Kurz entschlossen zückte ich meinen Zauberstab und drückte die Tür auf.
Ich hatte Glück, die Personen standen mit dem Rücken zu mir.
Ich war unentdeckt geblieben.
Schnell erfassten meine Augen die Situation. Zwei Slytherin Jungs hatten den Zauberstab auf eine am Boden kauernde Gestalt gerichtet. Besser gesagt der eine, der andere hielt sich ein wenig abseits und spielte mit seinem Zauberstab als hätte er nie etwas langweiligeres gesehen.
Der Junge am Boden war ein Ravenclaw. Ich hatte ihn ein paar Mal in der großen Halle gesehen, aber er war sicher erst im 1. Jahr.
„Crucio", der Junge wand sich und sah so aus, als hätte er schon einige Torturen hinter sich. Ich fragte mich ob er überhaupt noch mitbekam, was um ihn herum geschah. Viel außer Schmerzen fühlte er sicher nicht.
Kurz fasste ich all meinen Mut zusammen, dann nutzte ich den Augenblick, bevor mein Überraschungsmoment vorbei war.
„Hey! Lass ihn in Ruhe!", meine Stimme hallte ruhig und klar von den Wänden. Eine meiner Stärken, egal wie aufgewühlt ich war, ich hatte eigentlich immer eine ruhige Stimme und man merkte mir die Unsicherheit nicht an.
Die beiden Jungen wirbelten herum. Der, der den Crucio abgefeuert hatte, war ein älterer Slytherin, vielleicht in seinem 7. Jahr. Doch ich kannte sein Gesicht nur flüchtig. Der andere war mir dafür besser bekannt, dieses Gesicht würde ich überall erkennen. Mattheo Riddle, im 3. Jahr, genau wie ich.
Ich wollte mich an dem älteren Slytherin vorbei drängen, als der versuchte mich am Arm zu packen, reagierte ich blitzschnell und drückte ihm meinen Ellenbogen so heftig in seine Magengrube wie ich nur konnte. Stöhnend ging der Trottel zu Boden. Ich richtete meinen Zauberstab kampfbereit gegen Mattheo, doch der machte keine Anstalten mich anzugreifen. Lässig lehnte er an der Wand und beobachtete mich wie eine Schlange auf Beutejagd.
„Immer diese Gryffindors. Müssen jedem in Not helfen" , spottete der Syltherin keuchend hinter mir. Ich ignorierte ihn und lief zu dem Ravenclaw. „Wetten das du auch nur ein Schlammblut bist? Aber denkst, dass du die große Beschützerin sein musst." Ich biss die Zähne zusammen. „Haben deine Eltern dir nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt?"Das reichte. Ich wirbelte herum und im nächsten Moment krümmte sich der Slytherin wegen meines Cruciatus auf dem Boden.
Mit ein paar schnellen Schritten war ich bei dem Ravenclaw und half ihm auf. Doch der knickte, kaum das er stand, wieder ein und machte eine Beinahe- Bekanntschaft mit dem Boden.
„Halt mal kurz", meinte ich, zu abgelenkt um zu registrieren, dass ich gerade Mattheo Riddle meinen Zauberstab in die Hand drückte.
Doch der nahm ihn ungerührt entgegen und hielt den Cruciatus weiter auf den Slytherin. Tolle Freundschaft war das.
Als ich sicher war, dass der Junge stehen konnte, streckte ich Riddle auffordernd meine Hand hin. Er lächelte verschmitzt, machte aber keine Anstalten, ihn mir wieder zu geben: „Eine Gryffindor, die den Cruciatus benutzt, interessant." Ich wedelte auffordernd mit der Hand: „Zauberstab her, Riddle."
Von hinten kam ein Röcheln von dem Slytherin, den immernoch ungehindert der Cruciatus traf. „Ich muss zugeben, du siehst sexy aus, wenn du jemanden folterst." „Fick dich, Riddle." Für einen Moment wirkte er so überrascht, dass jemand so zu ihm, so zu einem Riddle sprach, dass ich mir den Zauberstab schnappen konnte und mit dem Jungen zur Tür ging.
„Kleiner Tipp fürs nächste Mal: geh nicht immer auf die Schwächeren los, suche dir jemanden auf deinem Niveau."
Seine tiefen Augen bohrten sich in meine: „Wenn ich das nächste mal Druck abblasen muss, sag ich dir Bescheid, Brown."
„Habe dich gar nicht so lebensmüde eingeschätzt."
Sein tiefes Lachen folgte mir, selbst als ich die Tür schon längst geschlossen hatte.
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Süchtig nach einem Riddle
FanfictionEr ist wie eine Droge. Eine Droge, die jeden süchtig macht, der ihn auch nur ansieht. Mattheo Riddle. Sohn des Tom Riddles. Geschichten und Legenden ranken sich um den jungen Zauberer. Doch Lily Brown hat nur drei Worte, mit denen sie ihn beschreibe...