III. Kapitel

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Ich raste die Gänge entlang.

Nur verschwommen konnte ich meine Umgebung sehen und meine Schritte hallten laut im menschenleeren Gang wieder. Vor der unscheinbaren Tür hielt ich quietschend an und rang nach Atem. Das Gemälde einer jungen Frau mit einem Bowtruckle auf der manikürten Hand und einem Rotweinglas in der anderen blickte amüsiert auf mich hinab. Einen Moment japste ich förmlich nach Luft.

Dann stieß ich keuchend die Tür für Verteidigung gegen die Dunklen Künste auf. Im kargen Raum waren die Vorhänge fast gänzlich zugezogen worden. Fahles Licht schien auf den Boden und tauchte den ganzen Raum in eine fast unheimliche Atmosphäre. Sofort war es totenstill und alle sahen sich zu mir um.

Haben die kein eigenes Leben? Sollen mal nicht so gaffen, sonst gebe ich denen gleich einen Grund zu gaffen.

„Lily Brown", die schneidende Stimme von Amycus Carrow. Rundlich, blass und eine keuchende Lache bei der mir schlecht wurde. Ein Slytherin, der sich in die Hose machte wenn der dunkle Lord ihn nur ansah.

Ich hatte vor diesem Kerl einfach keinerlei Respekt.

„Ich habe gehört, dass das mein Name ist. Schön, dass Sie das auch schon mitbekommen haben", meinte ich genervt. Bei Merlin, das war mein erster Tag zurück an Hogwarts und schon jetzt war alles schief gelaufen. Verschlafen, verbranntes Toast, falsche Zauberbücher eingepackt und jetzt kam ich auch noch zu spät zum Unterricht, weil die Treppen Hogwarts nicht vorgehabt hatten mich zum richtigen Ort zu bringen. Es war fast so als wollte das alte Gebäude mir höchstpersönlich mitteilen, wieder zu verschwinden. Vielleicht sollte ich diese Warnung ernster nehmen.

Schweratmend lies ich mich auf den freien Platz neben Ginny fallen die mir einen warnenden Blick zuwarf. Ich sollte es nicht übertreiben, konnte man förmlich in ihren hellbraunen Augen lesen.

„Ich wiederhole es ungern, aber da Sie neu sind, mache ich eine Ausnahme." Mr. Carrow lehnte an seinem Schreibtisch, seinen Zauberstab in den wurstigen Fingern, seine kalten Augen ruhelos im Raum wandernd. „Ich erwarte von jedem, dass er pünktlich zu meinem Unterricht erscheint. Und wenn Sie schon zu spät sind, dann seien Sie wenigstens nicht so vorlaut. Sonst wird das ernsthafte Konsequenzen mit sich ziehen. Ich hoffe wir haben uns verstanden Mrs. Brown."

Ich biss mir auf die Lippe und schaffte es mit viel Mühe nichts spitzes zu erwidern.

Du hast eine Mission bekommen, Lily. Du darfst ihn nicht umbringen.

Das würde alles kaputt machen. So gerne ich es auch gemacht hätte. Also nickte ich nur leicht und stieß den angehaltenen Atem aus, als er seine Augen von mir abwandte.

Amycus fuhr mit dem Unterricht fort.

Genervt drehte ich mich zu Ginny. „Der ist ja schlimmer als ich gedacht habe." Sie seufzte: „Jep, aber seine Schwester ist nochmal schlimmer. Sei froh, dass wir sie weniger als ihn haben." „na super", seufzte ich.

Professor Carrow drehte sich zum Rest der Klasse, die aus Slytherins und Gryffindors bestand. „wir werden heute einen neuen Zauberspruch lernen, obgleich ich der Meinung bin, dass ihn die meisten bereits kennen. Aber der Unterschied zwischen kennen und anzuwenden zu wissen ist ein gewaltiger. Wir nehmen als nächstes den Imperius - Fluch durch ."

Mein Kopf schnellte hoch.

Der Todesser setzte sich auf die Kante seines Tisches, bevor er mit seinen Erklärungen fortfuhr. „Der Imperius- Fluch ist ein äußerst schwieriger Zauber und es bedarf eine Menge an Konzentration um ihn auszuführen. Heute lernen wir die Theorie, aber nächstes Mal erwarte ich dass ihr untereinander übt und ihn an euren Klassenkameraden lernt."

Einen Moment hielt er inne, und wartete auf das Unglauben was seinen Worten folgte. Als das Getuschel anfing, lächelte er schmal, bevor er fortfuhr. „Ich habe in Erfahrung bringen können, dass ihr über den Imperius-Fluch bereits im 4. Schuljahr etwas lernen konntet. Deshalb nur eine kurze Aufrischungsstunde."

Kennt ihr das, wenn man genau weiß dass etwas dumm und unüberlegt ist, man es aber trotzdem einfach nicht lassen kann?

So ging es mir, ich konnte einfach nicht über Ungerechtigeiten hinwegsehen.

Fragt nicht, wie ich trotzdem mit dem Sohn von Du-Weißt-Schon-Wem Zusammen sein konnte.

Meine Hand schoss nach oben.

„Ja, Mrs.Brown?"

„Ich verstehe nicht ganz, Professor. Wir sind doch hier im Fach „Verteidigung gegen die Dunklen Künste" oder irre ich mich da?"

Professor Carrow runzelte die Stirn: „Damit liegen Sie vollkommen richtig, Miss Brown. Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinaus wollen?"

„Nun, wenn ich mich nicht ganz irre, dann ist mit dunklen Künsten dunkle Magie gemeint und da der Imperius-Fluch zu den Unverzeihlichen Flüchen gehört ist er eben dies. Dunkle Magie."

Ginny stupste mich von der Seite an, geradezu flehend, ich solle aufhören.

„Nun, Professor", fuhr ich unbeirrt fort, „falls ich mich nicht irre, und davon gehe ich nicht aus, bedeutet Verteidigung etwas abzuwehren, sich vor etwas zu schützen. Aber unter keinen Umständen kann man Verteidigung mit Angriff gleichsetzen. Statt uns gegen die dunklen Künste verteidigen zu können, bringen Sie uns bei sie zu praktizieren. Verzeihung, wenn ich das so sage, aber Sie machen ihr eigenes Fach falsch."

Amycus war während meiner, nebenbei erwähnt fantastischen, Rede immer dunkler und blasser geworden. Wie auch immer ein Mensch beides gleichzeitig werden kann.

„Mrs.Brown, ich habe Verständnis dafür, dass Sie da Sie lange weg waren, ein wenig verwirrt sind. Aber in Ihrer Abwesenheit wurde der Lehrplan ein wenig verändert. Das ist schon alles richtig so."

Mit angespannter Miene wollte er sich abwenden und seinen Unterricht fortführen, aber wenn ich diskutierte, dann bis ich gewonnen habe.

Als ich anfing zu reden, wurde es totenstill im Raum. Meine Mitschüler wirkten fast so als würden sie ein aufregendes Tischtennismatch verfolgen.

„Aber Professor, Sie stimmen mir doch sicherlich zu, dass das vollkommen Quatsch ist, den Sie da machen. Sie könnten das Fach einfach umbenennen in „Praktizieren der dunklen Künste" aber da dies ja verboten ist, könnten Sie eigentlich auch gleich gehen."

Ich hätte nicht erwartet, dass sein Gesicht noch dunkler hätte werden können, aber er hatte es geschafft. Für einen Moment starrte er mich aus seinen kleinen Augen an, schien sprachlos zu sein. Seine Zauberstabhand zuckte gefährlich. Dann atmet er ein und hatte sich wieder unter Kontrolle.

„Raus."

Es war totenstill, als ich den Todesser stumm musterte. „Ich erwarte, dass Sie zu meiner Schwester oder Professor Snape gehen und dort Ihre Strafe für dieses vorlaute Verhalten absitzen. Und zwar auf der Stelle."

Stille. Alle Augenpaare lagen auf mir. Für einen Moment überlegte ich tatsächlich weiter zu diskutieren, aber dann spürte ich Ginnys Hand auf meinem Arm. Sie zitterte.

Ich stand ohne ein weiteres Wort auf, schmiss mir meine Tasche über die Schulter und ging zur Tür.

Noch 3 Schritte. Noch 2. Noch einer. Noch...

„Professor?"

Ich schloss bei der rauen Stimme die Augen.

„Lassen Sie mich, mich um ihre Strafe kümmern."

Mit der Türklinke in der Hand blieb ich stehen.

„Selbstverständlich, Mr. Riddle. Ich wünsche viel Vergnügen."

Mattheo packte mich grob am Arm und im nächsten Moment wurde ich unsanft aus der Tür gezogen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 09, 2023 ⏰

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