Das Hupen der Lock trieb die kleine Hexe zur Eile an.
Sie durfte diesen Zug auf keinen Fall verpassen!
So schnell sie konnte, rannte Ophelia zwischen den geparkten Zügen hindurch bis sie ihren am Gleis Sieben erreichte.
Die Lock war bereits dabei, langsam abzufahren. Ophelia lief an den Waggons entlang bis sie den mit Stalltür entdeckte. Sie zückte ihren Zauberstab, hexte sie auf und kletterte hinein.
Strohballen und Mehlsäcke häuften sich hier herum. Der Boden war zusätzlich auch mit Stroh bedeckt.
Ophelia schloss die Stalltüren erneut um nicht von irgendwelchen Bahnhof Aufsehern als blinde Passagierin gesichtet zu werden.
Es wurde rasch dunkler in dem Waggon bis auf einen dünnen Schlitz zwischen den Türen durch den etwas Sonnenlicht hineinfiel.
Erleichtert setzte die kleine Hexe sich in das kalte Stroh und lehnte den Rücken gegen einen der Säcke. Es war nun Zeit sich etwas auszuruhen, falls ihre besorgte Miene sie ließ.
Mehr als tausendmal schon hatte Ophelia sich gefragt, was die böse Erla in der Zwischenzeit mit ihrer Mutter angestellt haben könnte. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass Erla Maria lebend brauchte wenn sie ihr die Lebenszeit stehlen wollte. Und dies konnte sie nicht ohne das Necronomicon machen.
Das hatte schließlich Ophelia.
Trotzdem kamen diese dunklen Gedanken immer wieder zurück, so oft sie sie auch fortschickte.(Stunden später)
Der Zug durchquerte ein weites Tal an dessen Hängen Häuser und Wälder zu sehen waren. Ophelia hatte die Stalltüren etwas geöffnet um raussehen zu können. Mit ihrem Hundewelpen Uwe im Arm saß sie schweigend da und betrachtete die Gegend. Ihre Gedanken hatten sich mittlerweile zum Ziel ihrer Reise gewandt.
Zu Schloss Burgeck.
Und zu Hui Buh, ihrem Onkel.
Obwohl Ophelia Hui Buh nie persönlich kennengelernt hatte, war all das, was ihre Mutter über ihn erzählt hatte, mehr als genug, um sie aufgeregt darauf zu machen, ihn nun endlich zu sehen.
Wann immer sie als kleines Kind nicht schlafen konnte, oder betrübt oder gelangweilt war, hatte Maria ihr von ihm erzählt. Davon was für ein Tollpatsch und Gauner er war, und das man sich bei Leben und Tod auf ihn verlassen konnte.
Deshalb hatte Ophelia sich auch entschieden, Hui Buh ihr Lieblingsgespenst zu nennen. Sie wusste selbst, dass das verrückt klang, doch irgendwas in ihr bestand immer darauf, dass sie sich da nicht täuschen würde.
"Mama, glaubst du, er würde mich mögen?" Ophelia erinnerte sich an das erste mal, dass sie ihrer Mutter diese Frage gestellt hatte.
Sie hatte geantwortet:"Ich will ehrlich mit dir sein, Liebes. Hui Buh ist kein allzu großer Fan von Kindern. Aber ich bin mir sicher, dass wenn er dich erst mal richtig kennenlernt, er dich letztendlich sehr gern haben wird. Du bist ja auch ein äußerst einfühlsames Mädchen."
Ophelia erinnerte sich auch daran, wie oft sie gefragt hatte, ob sie ihren Onkel je in Person kennenlernen würde. Und Maria hatte immer entgegnet:"Eines Tages wirst du das bestimmt. Ich verspreche es..."
Die kleine Hexe hätte sich aber nie gedacht, dass es während der dunkelsten Zeit in ihrem Leben passieren würde.
Und wäre ihre Mutter nicht die Gefangene von Erla, würde sie jetzt vor Glück platzen.
Nicht, dass Ophelia sich nicht auch so freute. Denn die Sorge um Maria mischte sich andauernd mit der Vorfreude, dass sie Hui Buh nun endlich treffen würde.
Hui Buh, ihr Gespenster-Onkel.
Ihr absolutes Lieblingsgespenst.
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Hui Buh-Kurzgeschichten
AdventureDa ich die Fortsetzung von Hui Buh jetzt gesehen habe und mir sie noch besser gefallen hat als der erste, hab ich mich entschieden Kurzgeschichten dazu zu schreiben. Ich weiß nicht, wie viele es sein werden, aber ich hoffe sie gefallen euch.