Weihnachten auf Schloss Burgeck verlief in diesem Jahr etwas anders als die meisten vergangen Male. Hauptsächlich weil zu diesem bestimmten Fest auch bestimmte Gäste gekommen waren.
Und zwar Freunde, die die Schlossbewohner auf ihrem letzten großen Abenteuer gemacht hatten.
Freunde wie Königin Diandra, der Wirt Andrej und darunter natürlich auch die Knusperhexe.
"Na, ihr Furznasen? Habt ihr mich vermisst?" hatte sie König Julius und Hui Buh mit breitem Lächeln gefragt als sie sie zur Begrüßung in ihre Arme zog.
Geschenke hatte die Knusperhexe ihnen auch mitgebracht: einen Korb voller kleiner Torten und Lebkuchen für Hui Buh und einen Wollschal für Julius.
Als Weihnachtsgeschenk an sie hatten die beiden Freunde die Knusperhexe eingeladen diesmal bei ihnen Kaffee und Kuchen zu haben.
Während sie dies taten, konnten sie nicht aufhören darüber zu triumphieren wie sie der bösen Erla den Garaus gemacht hatten.
Seine Schwester und seine Nichte hatte das Schlossgespenst mit einem persönlich eingerahmten Foto wo alle drei von ihnen zu sehen waren, als ein Familienfoto überrascht.
"Da haben wir alle aber ganz schön schräg aus der Wäsche geguckt!" gab Maria mit peinlichem Lächeln zu, als sie und ihre Tochter es betrachtet hatten. Hui Buh hatte sie beide nämlich in dem Augenblick als der Fotograf abgedrückt hatte, voller Enthusiasmus und ganz unerwartet auf seine Arme gehoben.
"Tja, ich hab euch ja auch ganz schön auf den Arm genommen!" hatte Hui Buh scherzhaft hinzugefügt worauf sie alle lachen mussten und Ophelia hatte gemeint:"Ich schätze, das haben wir davon, mit dem lustigsten Gespenst der Welt verwandt zu sein, Mama!"
Die Augen des Schlossgespenstes waren feucht geworden, als Maria und Ophelia ihm einen selbst gebackenen Blaubeerkuchen als Weihnachtsgeschenk überreicht hatten.
"Oh, ich liebe euch, Mädels!" hatte er ausgerufen, kaum nachdem er sich den ganzen Kuchen auf einmal reingestopft hatte und die beiden so fest umarmt, dass sie nach Luft schnappen mussten.
Den ganzen Abend lang amüsierten sich alle prächtig mit Geschenken, köstlichem Essen und Weihnachtsmusik.
Dann, als es schon fast Elf Uhr war, kam der große Augenblick dieser Feier.
Denn Julius und Konstanzia hatten noch eine ganz besondere Überraschung für ihr Schlossgespenst geplant.
Gerade war Hui Buh dabei, seine siebte Hühnerkeule zu verdrücken, während Ophelia's Hundewelpen mit bettelnden Augen und wedelnden Schwänzen zu ihm hoch starrten, als Konstanzia neben ihn trat und ihm zuflüsterte:"Hui Buh, kannst du kurz mit rauskommen?"
Hui Buh sah sie fragend an und erwiderte mit vollem Mund:"Warum?"
Die Königin lächelte herzlich. "Es sind gerade zwei neue Gäste gekommen, die dich unbedingt sehen wollen!"
"Mich?" fragte das Schlossgespenst verwirrt und wischte sich das Fett von den Lippen. "Wer?"
Da trat Julius hinzu und antworte an Stelle seiner Frau:"Sagen wir, dass es zwei alte Freunde von dir sind!" Er zwinkerte Hui Buh zu.
Der blickte immer noch verwirrt drein, aber folgte ihnen zur Eingangstür.
Mit dem Arm um Konstanzia öffnete Julius und wies mit einladender Geste nach draußen in den fallenden Schnee.
Die Gäste und restlichen Schlossbewohner verstummten mit ihren Gesprächen und blickten ebenfalls andächtig zur Tür hinaus.
Hui Buh machte einen Schritt nach draußen und sah eine Gestalt im Dunkeln des Schlosshofs stehen. Es war ein Mann der einen großen Koffer in der Hand hielt.
Doch bevor Hui Buh einen näheren Blick auf ihn erhaschen konnte, schoss eine neue Gestalt aus der Dunkelheit direkt auf ihn zu und sprang ihm so heftig auf die Brust, das es ihn zu Boden warf.
Das Gespenst lachte laut auf als er spürte, wie die Zunge dieses Wesens ihm unermüdlich übers Gesicht fuhr.
Es war ein Wesen mit gelblich-gefärbten Fell das Hui Buh sofort erkannte.
"Fixie!" Immer noch lachend schob Hui Buh den aufgekratzten Shiba Inu von sich. "Wo kommst du denn her, du kleine Sprinterin?!"
Er selbst hatte sie Fixie getauft, weil sie schon als Welpe so fix wie ein Windhund los sprintete, wenn man ihren Namen rief oder sie aufforderte, mitzukommen.
Sie war eine ziemlich alte Hündin geworden. Das Fell um Fixie's Schnauze hatte sich bereits grau gefärbt, aber sonst schien sie noch immer genauso energiegeladen wie früher.
Hui Buh erinnerte sich noch gut daran, das dieser Vierbeiner ein Geschenk von ihm war zum 11ten Geburtstag von...
"Ich denke von mir."
Hui Buh's Lachen blieb ihm im Hals stecken als die Stimme an seine Ohren drang.
Es schien so lange her, seit er sie das letzte Mal gehört hatte. Langsam hob er den Kopf - und erstarrte als er den Mann, der gerade noch auf dem Schlosshof gestanden hatte, nur ein paar Schritte vor ihm erkannte.
"T...T..Tommy?!" stammelte das Gespenst ungläubig.
Der Mann nickte, stellte seinen Koffer ab und breitete seine Arme aus.
Hui Buh blieb für einen Moment noch wie versteinert. Dann sprang er blitzschnell auf, stürzte auf seinen Freund zu und schlang fest die Arme um ihn während Fixie mit fröhlichem Winseln um die beiden herumhüpfte.
Die anderen Schlossbewohner und Gäste stießen gerührte Laute aus, als ihnen klar wurde, das dies eine Wiedervereinigung war.
"Wie..?!..Warum?!..Was...?!" stieß Hui Buh durch schwere Freudentränen hervor.
"Du hast es Julius und Mama zu verdanken das wir hier sind, Hui Buh!" antwortete Tommy lachend. "Aber ich denke, am meisten Julius. Er hat gesagt, das dies sein Weihnachtsgeschenk an dich sein sollte, als Dank dafür, das du ihn und Mama wieder zusammengebracht hast."
Ungläubig sah Hui Buh über seine Schulter zu Julius.
Der lächelte nur und raunte:"Frohe Weihnachten, du alter Plagegeist!"(Ein paar Jahre zuvor)
"Du willst das also wirklich machen?"
Der Blick, den Hui Buh seinem Freund schenkte, war so traurig, das es wehtat.
Trotzdem nickte Tommy während er seine restlichen Sachen in den Koffer legte.
Endlich war der Tag für ihn gekommen.
Es war der Tag, wo Tommy seine Reise um die Welt beginnen würde. Seit seine Mutter Konstanzia und König Julius geheiratet hatten, hatte er seinen neuen Vater über seine Reisen um die Welt ausgefragt.
Und das so oft über die Jahre, dass es ihn schließlich angespornt hatte, selbst eine Weltreise durchzuziehen.
Doch Tommy würde natürlich nicht alleine gehen. Eine ganze Gruppe von Freunden die ebenso abenteuerlustig waren wie er hatten sich schon entschlossen mitzukommen.
Ebenso wie Fixie.
Hui Buh hätte sich dabei natürlich auch freiwillig gemeldet, doch Tommy hatte ihn überredet zu bleiben.
"Schloss Burgeck braucht dich, Hui Buh." hatte er gesagt. "Was ist schließlich ein Spukschloss ohne Gespenst? Das hast du selbst gesagt."
"Und was ist ein Gespenst ohne einen seiner besten Freunde?" hatte Hui Buh trotzig erwidert während ihm Tränen in die Augen gestiegen waren.
Er hatte Tommy so Leid getan.
Sie waren in den vergangen Jahren wie Brüder geworden, hatten so viel miteinander erlebt und Hui Buh konnte nicht dankbar genug sein, Tommy in seinem Gespensterleben zu haben. Vor allem, da er ihm verdankte, dass er immer Schloss Burgeck's einzig, behördlich zugelassenes Gespenst bleiben würde.
Inzwischen hatte Tommy alles verstaut und verschloss seinen Koffer mit einer selbstsicheren Miene, die sich auflöste als er aufblickte und sah wie verloren Hui Buh dastand.
Fast so verloren, wie an dem Tag, wo Adolar ihn gezwungen hatte, in die Seelensuppe zu gehen damit Tommy verschont blieb.
Mit entschlossenem Schritt ging der Prinz auf den Geist zu und umarmte ihn fest.
Hui Buh zögerte, doch schließlich umarmte er Tommy zurück.
Als sie sich endlich von einander lösten, klopfte Tommy ihm aufmunternd auf die Schulter und sagte:"Du wirst immer mein Freund sein, Hui Buh. Egal was passiert und egal wie weit wir voneinander getrennt sind. Vergiss das nicht, okay?"
Hui Buh schluckte eine Träne runter und antwortete:"Okay..."
Und auf seinen Lippen stahl sich ein kleines, verlorenes Lächeln.
DU LIEST GERADE
Hui Buh-Kurzgeschichten
AdventureDa ich die Fortsetzung von Hui Buh jetzt gesehen habe und mir sie noch besser gefallen hat als der erste, hab ich mich entschieden Kurzgeschichten dazu zu schreiben. Ich weiß nicht, wie viele es sein werden, aber ich hoffe sie gefallen euch.