Boden

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Er sitzt auf dem Boden, die Taschen voller Dreck. Nicht metaphorisch gemeint, sondern im wahrsten Sinne des Wortes. Denn er ist arm. War es immer schon und wird es immer sein. Der Boden ist kalt, doch er will seine einzige Jacke nicht ausziehen, auch, wenn sie hie und da ein paar Löcher hat, ist sie das einzige, das ihn wärmt. Doch die Menschen sind kälter. Rennen an ihm vorbei, in ihren Anzügen, Aktentaschen, viel Geld in ihren Hosentaschen(das ist der metaphorische Dreck) und tausend andere Sachen, an die sie denken müssen, einige die arbeiten müssen, damit sie nicht so enden, wie dieser arme Mann auf dem Boden, denken sie sich. Doch was kann er denn dafür? Hat er es denn nicht probiert? Immer und immer wieder? Trotz alten faltigen Händen, einem kaputten Rücken und einer Hüfte, die ihm mehr als nur einmal gebrochen wurde, von Jugendlichen, die es lustig finden, auf Obdachlose einzutreten, bis sie bluten und es knackt, immer wieder.

Er sitzt immer noch auf dem Boden, doch zum Glück ist der jetzt wärmer. Fast schon heiß. Der Pappbecher, den er vor sich aufgestellt, scheint beinahe zu schmelzen. Schade um das Geld darin wäre es nicht. Zehn Cent. Wenn er wieder mal hochkommt, könnte er Geld aus dem Glücksbrunnen ziehen und ein wenig den kleinen Kindern zuschauen, die ihren Spaß dabei haben, Geld in einen Brunnen zu werfen und auf Glück zu hoffen. Könnte zusehen, wie ihre Gesichter zu strahlen beginnen und die Eltern um noch ein wenig Kleingeld bitten. Sie denken sich nichts dabei. Wieso sollten sie auch? Sie sind klein, unschuldig, haben noch ihr ganzes Leben vor sich und werden noch viel sehen. Abgesehen von dem grusligen, alten Mann der sie einmal beim Münzen werfen beobachtet hat. Sie werden ihn vergessen, so, wie er sich selbst vergisst.

Er sitzt immer noch auf dem Boden und es wird wieder kälter. Wie oft noch, fragt er sich. Die Menschen, die eilig zur Arbeit hasten, beachten ihn nicht, haben Wichtigeres im Kopf. Er ist arm in den Taschen, doch sie in ihren Herzen. Dennoch...was würde er geben, einer von ihnen zu sein.

Nun sitzt er nicht mehr. Er liegt. Eine viel bequemere Position, auch, wenn ihn das nicht mehr kümmern wird. Sein letztes Bett ist so weich gebettet, wie noch keines davor, doch er kann es nicht genießen. Die Kälte kann ihm nichts mehr anhaben, nichts kann ihn mehr etwas anhaben. Er trägt einen Anzug. Aus einem Secondhandladen, aber das ist doch schon mal was. Sie haben ihn frisiert und ein wenig dekoriert. Es geht ihm so gut wie noch nie. Vielleicht ist am Ende doch immer alles gut.

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