Unsichtbarer Junge

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Dunkle Bässe bringen die Körper zum Beben. Drängt sie aneinander, näher, als sie es sonst jemals wären. Der Alkohol löst ihre Zungen, mehr, als es ein Lächeln je könnte. Die bunten Lichter lassen alles so schön erscheinen, schöner, als die Realität je sein würde.

Und da sitzt dieser Junge. Sein Blick starr, sein Haar kurz, sein Herz leer. Der Junge, den wir alle doch irgendwie kennen, vom Sehen, vom Hören, vom Sagen. Seine Hände zusammengefaltet in seinem Schoß, tiefe Furchen im Gesicht zeugen davon, wie viel er schon erlebt hat, wie viel er schon verloren hat und wie lange er noch zu leben hat.

Jeder weiß, er ist komisch, doch was macht ihn dazu? Wieso hat er schon zweimal während des Unterrichts geheult? Weil er trotz all der Menschen alleine ist. Wieso hat er so kaputte Kleidung an? Weil er sich mehr nicht leisten kann. Wieso lächelt er nie? Weil er nicht weiß, wie.

Allein in der Ecke wirkt er klein und wird es auch immer sein. Niemand ist bei ihm. Niemand WILL bei ihm sein, nicht mal im Schein dieser schönen Lichter.

Doch warum sollten wir auch mit ihm reden? Um auch wie er als komisch zu gelten? Um auch wie er von den Schatten eingeholt zu werden? Um auch wie er von ohrenbetäubender Stille umgeben zu sein? Um auch wie er der Realität viel zu nahe zu kommen, die wir doch so sehr verdrängen, unter den Teppich kehren und uns dagegen wehren, einzusehen, dass er vielleicht der einzige war, der bereit war, ALLES zu sehen.

Vielleicht sollten wir mit ihm reden, um ihm Hoffnung zu geben.

Vielleicht sollten wir ihm auch eine Chance geben.

Oder vielleicht sollten wir zu ihm gehen, ihn richtig ansehen und ihn davon abhalten, was er in 2 Monaten, 3 Tagen und 48 Sekunden tun wird?

Um uns herum, unsichtbare Bässe. Unsichtbare Musik. Unsichtbare Menschen.

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