Kapitel 28

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Als ich schließlich im Studio ankomme ist es, als wäre ich nie weg gewesen. Als hätten Liam und Harry mich am Freitag nicht mitgenommen... Als hätte ich Harry nie geküsst.

Naja... jedenfalls fast.
Auf den ersten Blick scheint alles normal.
Liam bastelt mit seiner Band und ein und irgendwelchen Ton-Fuzzies an seiner Musik herum, wovon sein bester Freund ihn allerdings immer wieder erfolgreich ablenkt.

Hat er eigentlich kein eigenes Leben? Muss er als Schauspieler nicht auch mal arbeiten?
Es ist mir ein Rätsel!

Die beiden schaffen es, so lange herum zu albern, bis Harry und zu meinem Leidwesen auch ich aus dem Aufnahmeraum geworfen werden, sodass nur noch Musiker und Tontechniker anwesend sind.

Alle Unproduktiven, alias Harry und ich, werden in den kleinen Aufenthaltsraum verbannt.

Und da hört es leider auf mit der Normalität.
Denn nun bin ich mit Harry allein und das ist mehr als unangenehm, zumal unsere letzte Begegnung mit einem nicht gerade unschuldigen Kuss und meiner Flucht endete.

Harry lässt sich auf das schwarze Ledersofa fallen und sieht dann zu mir.
In seinen Augen liegt eine Mischung aus dem üblichen verschmitzt funkelnden Charme und... Unsicherheit?

Er sagt nichts, sieht nur auffordernd neben sich auf das Sofa.
Ich zögere. Ich will mich nicht neben ihn setzten, lieber würde ich in den nächsten Flieger steigen und mir irgendwo einen neue Identität aufbauen.
Mit einer neuen Nummer, dann wäre ich auch Edward gleich los.

,,Nun sei nicht so dramatisch, Louis..."
,,Wie bitte?!" Ich runzele bei Harrys Worten die Stirn. Konnte er jetzt auch noch Gedanken lesen oder was? ,,Ich bin nicht dramatisch!"

,,Dann setzt dich doch bitte." Er weist neben sich und schließlich lasse ich mich Mangels einer anderen Sitzgelegenheit ebenfalls auf dem Sofa nieder, wenn auch so weit wie möglich von Harry entfernt.
Dieser verdreht belustigt die Augen.

,,Ich werde schon nicht über dich herfallen, keine Sorge." Vielsagend zwinkert er mir zu, doch ich erwidere sein Lächeln nicht.
Mein Tag hat zu schlecht angefangen, als dass ich jetzt So mit Harry über unsere letzte Begegnung scherzen könnte.

Es war ein Fehler, ihn geküsst zu haben, egal wie gut es sich auch angefühlt hat.
Ich war betrunken, daran hat es gelegen.
Definitiv.
Vielleicht.

Ich lehne meinen Kopf nach hinten, lege ihn frustriert auf der Lehne des Sofas ab und starre an die Decke.
,,Alles gut bei dir?"
Ich gebe nur ein genervtes Brummen von mir.

,,Hast du schon was gefrühstückt? Ich könnte uns-"
,,Dein Ernst?", falle ich ihm ins Wort. Erst das im Club und jetzt will er mit mir... frühstücken?!
,,Nein, will ich nicht!", ergänze ich auf seinen irritierten Blick hin.

Ich bin lauter geworden als beabsichtigt und bereue es bei Harrys Gesichtsausdruck gleich wieder. ,,Ich hab genug von "gemeinsamen Frühstück"...", brumme ich schließlich etwas leiser.
Noch immer sieht er mich seltsam an, weshalb ich ein genuscheltes ,,Tut mir leid." herausbringe.

Sein Blick wird fragend.
,,Ich hatte einfach keinen guten Morgen."
,,Oh..." Ein trauriger Ausdruck tritt in das Gesicht des Lockenkopfs und er senkt seinen Kopf. Schließlich kramt er sein Handy hervor und beginnt drauf herum zu tippen. Ich lehne den Kopf zur Seite beobachte, wie er immer wieder die Stirn runzelt und unzufrieden den Kopf schüttelt.

Die folgende Stille wird nur ab und zu von Harrys unzufriedenen Lauten unterbrochene und ist damit wohl Segen und Fluch zugleich.
Denn so muss ich zwar keine unangenehmen Fragen von dem Schauspieler neben mir beantworten, dafür geistern wieder tausende Gedanken durch meinen Kopf.

Erst mein vibrierendes Handy durchbricht das Schweigen.
Sofort springe ich auf und beginne im Raum umher zu tigern.
Außer meinem Stiefvater und manchmal meinen Geschwistern, schreibt mir nur eine weitere Person Nachrichten.

Mit zittrigen Fingern ziehe ich mein Handy hervor, spüre dabei Harrys Blick auf mir liegen. Doch das könnte mir in diesem Moment nicht egaler sein, ich will einfach nur wissen, was Edward mir geschrieben hat.

Als mein Blick aber auf den Chat fällt, schwindet die Aufregung, wird erst von Enttäuschung abgelöst und hinterlässt schließlich Wut.

Ich: Du bist nicht gekommen...

Ed<3: Es tut mir leid, Lou

Ich: Das ist alles? Das kann doch nicht dein Ernst sein!

Ed<3: Wenn ich gekommen wäre, hätte sich alles geändert, das hätte ich nicht ertragen können

Ich: Warum? Was hab ich falsch gemacht?

Ed<3: Du hast nichts falsch gemacht

Ed<3: Ich bin derjenige, der einen Fehler begangen hat

Ed<3: Und dieser Fehler könnte alles zerstören

Ed<3: Aber ich konnte dich nicht verlieren, Lou

Ich: Vielleicht hast du das trotzdem

Ed<3: Was?! Nein!

Ed<3: Bitte, Lou, tu das nicht!

Ich: Ich will nicht immer derjenige sein, der dir blind vertraut und nichts davon zurück bekommt

Ich: Ich kenne nicht mal deinen gottverdammten Namen!

Ich: Was soll das für eine Freundschaft sein, in der du mir nicht ein Stück vertraust?!

Ed<3: Lou...

Ich: Nein, nichts "Lou...", davon hab ich langsam die Nase voll!

Ed<3: Ruf mich an

Ich: Was?!

Ed<3: Ruf mich an, dann können wir alles klären

Ich: Dein Ernst?

Ed<3: Bitte, Lou, gib mir eine Chance

Ich: Schön...

Bin ich eben noch durchs Zimmer getigert, so stehe ich nun wie festgefrohren da. Alles andere ist unwichtig geworden, es zählt nur noch das Symbol des Grünen Hörers neben Edwards Kontakt. Ich starre darauf, hebe schließlich wie in Trance den Finger und presse ihn schließlich zitternd auf das grüne Symbol.

Einen Moment ist es totenstill im Raum, dann zerreißt plötzlich Harrys klingendes Handy die Stille.
Er sieht mich an, seine Augen fesseln mich an ihn, weichen nicht von mir, während ich wie gebannt beobachte, wie er den Anruf annimmt.

,,Hallo?", höre ich dann Harrys leicht zitternde Stimme aus meinem Handy dringen.

...

Jetzt ist es wohl raus...
Eure Reaktionen?

𝐇𝐀𝐁𝐈𝐓 | l.s. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt