Kapitel 23

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Zayn lässt seinen Blick über mich wandern. ,,Wie ich sehe sind dir die vergangenen drei Jahre gut bekommen..." Der Halbpakistani vor mir zwinkert verschmitzt.
Ich nicke nur langsam, worauf auch sein Blick sich verdunkelt. ,,Ist ja schon eine Weile her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben...", meint er etwas kühler.

Ich seufze und Zayns Blick wird etwas weicher, wenn auch traurig.
Ich bin gerade dabei, mich doch noch zu einer anständigen Antwort zu überwinden, da fällt mir überraschend Liam ins Wort.

Er und Harry haben meine Konversation nur stumm beobachtet, doch nun fragt der braunhaarige Sänger neugierig ,,Ihr kennt euch?".
,,Ja... Wir sind... äh...", bringe ich hervor und blicke zu Zayn. ,,...nur alte Freunde, Liam." Der Schwarzhaarige zwinkert Liam zu, dann sieht er etwas unsicher zu mir.

Ich nicke nicke zustimmend.  Zayn seufzt, mustert erst Harry und dann Liam, wo sein Blick schließlich mit einem Funkeln hängen bleibt. ,,Und wie ich sehe, hast du dir neue Freunde gesucht...", meint er halb scherzend halb ernst.
Ich schnaube. ,,Ist ja nicht so als hätte ich mir ausgesucht, was damals passiert ist..."

Zayn nickt und erneut schleicht sich dieser traurige Ausdruck in seine braunen Augen. ,,Ich mache dir wirklich keinen Vorwurf, Lou." Ich bemerke, wie überraschenderweise nicht nur ich bei dem Spitznamen zusammen zucke, sondern auch Harry.

Ich runzele die Stirn, aber Zayn fährt bereits fort. ,,Wir haben alle respektiert, dass du damals deine Zeit für dich gebraucht hast, Lou. Wir wollten dir helfen, aber du hast uns einfach nicht gelassen-"

Zu meiner erneuten Überraschung schnaubt nun Harry auf. ,,Und es ist zu viel verlangt, dass wahre Freunde hartnäckigen bleiben? Die meisten Menschen versuchen sich von der Außenwelt abzuschotten, wenn sie einen schweren Schlag erlitten haben... Aber dafür sind Freunde da, um genau das nicht zuzulassen!"

Zayn setzt schon zu einer Erwiderung an, aber zum  Glück unterbricht Liam ihn, bevor das ganze noch mehr ausarten kann. ,,Das reicht jetzt, Jungs! Themawechsel!"

Zayn schweigt kurz und sein Blick wandert wieder zu dem Sänger, wobei erneut dieses erfreute Funkeln in seine Augen tritt. Schließlich nickt er und auch Harry wendet sich wieder seinem Glas zu.

Nachdem Zayn schließlich wieder gegangen ist, um unsere Bestellung zu bearbeiten, herrscht erst einen Augenblick lang Stille, in der ich nur wieder starr die Theke vor mir fixiere oder meinen Blick über die beleuchteten Flaschen an der Wand gegenüber wandern lasse.

Erst ein paar Minuten später registriere ich die geflüsterte Diskussion, die Liam und Harry neben mir führen.
Liam sieht dabei zwar amüsiert aus, Harry aber hat eine genervte Miene aufgesetzt.

Die beiden werden erst von meinem ehemaligen besten Freund unterbrochen, denn dieser platziert unsere Getränke schwungvoll vor uns.
Ich nehme es kaum war, greife nur mechanisch danach und im nächsten Moment brennt sich die kalte Flüssigkeit einen Weg durch meinen Rachen.

Der Alkohol ist eine angenehme Pause von all den Gedanken, die heute durch meinen Kopf schwirren und lässt mich in eine leichte Trance verfallen.
Am Rande nehme ich war, wie Zayn und Liam sich unterhalten.

Leichte Überraschung durchflutetet mich, als ich beobachte, wie die beiden immer mehr in ein haltloses Flirten verfallen.

Ich runzele die Stirn, meinen Blick immernoch auf die beiden gerichtet. Kennen Liam und Zayn sich?
Es gab eine Zeit -eine wunderbare Zeit-, in der ich glaubte, alles über Zayn zu wissen.
Zayn und ich waren seit Schulzeiten beste Freunde. Er war wie ein Bruder für mich. Nichts hatte uns trennen können.

Bis Mum gestorben war.
Und damit alles in die Brüche ging...
Nachdem ich mich wochen-, ja vielleicht sogar monatelang von allen abgeschottet hatte, hatten schließlich auch meine engsten Vertrauten aufgegeben.
Und ich konnte es ihnen nicht verdenken, oder?

Schließlich hatte ich es auch getan.
Damals hatte ich nicht daran geglaubt, dass noch irgendwas zu retten war. Nicht von mir, meiner Familie oder meinem Freundeskreis.

Nur langsam hatte ich -oder vielmehr mein Stiefvater- mich langsam wieder auf die Beine bekommen und erst mit diesem Job war ich wieder richtig im Leben angekommen.

So mehr oder weniger jedenfalls.
So ganz sicher bin ich mir da momentan nicht...
Immerhin sitze ich hier in einem Promi-Club, mit einem viel zu heißen und furchtbar schlecht gelaunten Schauspieler, meinem Ex-Besten-Freund, welcher mit einer weltberühmten Pop-Icone flirtet, die gleichzeitig noch meinen Vorgesetzten bildet.

Schnell nehme ich noch einen Schluck, muss dann aber unzufrieden feststellen, dass das Glas bereits leer ist. Mist.

Der Abend vergeht so, wie er angefangen hat.
Harry trinkt, ich trinke.
Liam flirtet, Zayn flirtet.

Mit düsterer Miene beobachte ich abwechselnd die beiden Turteltäubchen und den Lockenkopf neben mir.
Beides ohne zu einem bewegenden Schluss zu kommen, versteht sich.

Eigentlich habe ich Zayn nie wie einen flotten Flirter eingeschätzt.
Aber was weiß ich schon...
Immerhin ist es schon über drei Jahre her, dass wir beste Freunde waren.

Verbittert trinke ich noch einen Schluck... muss dann aber zum wiederholten Male an diesem Abend feststellen, dass es leer ist. Verdammt.
Mein Blick wandert zu Zayn, doch ich wende ihn schnell wieder ab. Ihn schon wieder um ein neues Getränk zu bitten, ist keine Option.

Den beinahe mitleidigen Blick, den ich in seinen mir einst so vertrauten Augen gesehen habe, als er mir mein drittes Glas hinschob, ertrage ich nicht noch mal. Zugegeben... vielleicht war es auch schon das vierte, so sicher bin ich mir da nicht mehr.

Meine Hand verkrampft sich um das Glas. Erst als ich einem Blick auf mir spüre hebe ich den Kopf zur Seite, wo ich auf Harrys grüne Augen treffe.
Sie mustern mich fast schon besorgt, was mich kaum merklich lächeln lässt.
Dann aber fällt mir auf, dass er vielmehr meine verkrampfte Hand ansieht als mich.

Schnell löse ich sie von den Glas und lasse sie eilige unter den Tisch wandern.
Mein Blick trifft seinen und im nächsten Moment bin ich aufgesprungen.
,,Ich bin kurz weg...", murmele ich hastig, dann versuche ich möglichst schnell in der Menge zu verschwinden.

...

Morgen ist Weihnachten, Leute...
Feiert ihr? Und wenn ja, wie?

Das hier isr zwar eigentlich ein Adventskalender, aber nach Weihnachten geht's trotzdem noch ein bisschen weiter, auch wenn wir uns langsam dem Ende der Geschichte nähern.

𝐇𝐀𝐁𝐈𝐓 | l.s. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt