Kapitel 27

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Wer erkennt den Kellner?

...

,,Hey, kann ich dir noch was bringen?"

Ich starre verbittert auf die zwei ungetrunkenen Tassen vor mir.

Als heute Morgen aus dem Bett gefallen war, war noch alles gut.
Mehr als das.
Meine Laune war besser als jemals zuvor und das, obwohl ich heute zum ersten Mal seit Tagen wieder zur Arbeit gehen würde.

Ich war im Begriff Edward zu treffen. Endlich.

Wir hatten uns in einem eher abgelegenen Londoner Café zum Frühstück verabredet.
Es war nichts großes, nur ein Tee und ein schneller Snack, bevor ich ins Büro musste, aber ich war nervöser denn je, denn nach all den Wochen und dem Drama der letzten Tage war endlich der Tag gekommen, an dem ich ihn persönlich treffen würde.

Wie er wohl war?
Dumme Frage! Es war ja nicht so, als würde ich ihn nicht kennen. Ich kenne Edward. Natürlich tue ich das -auch wenn ich mir zugegeben noch immer nicht sicher war, ob das nun sein echter Name ist oder nicht.

Aber jetzt würde ich ihn endlich sehen können. Ihn endlich umarmen können.
Es würde großartig werden, endlich mal wieder ein positive Wendung in meinem chaotischen Leben.

Also was sollte schon schief gehen?

Nun, die Frage lässt sich leicht beantworten.
Denn nun sitze ich hier allein in der Ecke des kleinen Cafés.
Ohne Edward.

Keine positive Wendung für mich. Nein, natürlich nicht! Louis Tomlinson muss immer Pech haben.

Ich sehe zu dem blonden Kellner vor mir auf, als er mich mit einem breiten, wenn auch mitleidigen, Lächeln mustert und sich dann erneut in einem herrlich irischen Akzent erkundigt, ob ich noch etwas brauche.

Mein Blick fällt zurück auf die zwei unangerührten Tassen, die ich vor einer guten dreiviertel Stunde bei dem blonden Mann bestellt habe.
,,Nein, danke. Ich brauche nichts mehr, höchstens die Rechnung..."
Unsicher sieht er ebenfalls auf sie Tassen. ,,Wollen Sie das vielleicht mitnehmen, ich könnte es Ihnen in einen Becher füllen?"

Seufzend winke ich ab. ,,Danke. Ich trink das noch schnell, machen Sie sich meinetwegen keinen Aufwand." Ich schnaube. ,,Tut sonst ja auch keiner."
Er schenkt mir erneut ein mitleidiges Lächeln und verschwindet dann in Richtung Kasse.

Ich schnappe mir eine der Tassen und kippe den inzwischen kalten Kaffee hinunter.
Schwarz, mit einem Stück Zucker. So wie Edward es gern hat.

Während ich schließlich an meiner eigenen Tasse Tee nippe, werfe ich zum gefühlt eintausendsten Mal in den letzten 50 Minuten einen sehnsüchtigen Blick auf mein Handy.

,,Vielleicht sollten Sie ihn anrufen. Ein klärendes Gespräch kann Wunder wirken...", reißt der Irische Akzent des netten Kellners mich aus meinen Gedanken und schiebt die Rechnung auf den Tisch.
Ich sehe stirnrunzelnd zu ihm auf. ,,Ihn?"

,,Mein Gefühl sagt mir einfach, dass Ihr Date männlich ist."
Er zwinkert mir zu und obwohl mir eigentlich nach dem Gegenteil zumute ist und es mir einen Stich versetzt, dass er Edward mein Date genannt hat, muss ich bei seiner ehrlich lockeren Art schmunzeln.

Ich zucke mit den Schultern . ,,Dann hat Ihr Gefühl recht. Aber ich kann ihn trotzdem nicht anrufen."
,,Es ist kompliziert.", füge ich bei seiner gehobenen Braue hinzu, woraufhin er auflacht.
,,Das ist es doch immer, oder?"

Natürlich habe ich schon daran gedacht, Edward einfach anzurufen. Vielleicht hatte er einen Unfall und braucht in diesem Moment meine Hilfe, während ich hier eingeschnappt auf ihn warte.
Aber der Feigling in mir hat jeden Versuch, auf Edwards Kontakt zu drücken, im Keim erstickt.

Ich schiebe dem Kellner seine Bezahlung und etwas Trinkgeld hin, woraufhin er sich mit einem letzten Lächeln bedankt, was ich nur halbherzig erwidere.

Während er zu einem der  wenigen anderen Kunden im Café geht, um dort seine Lebensweisheiten gegen Trinkgeld einzutauschen, fällt mein Blick auf mein noch offenes Portemonnaie, welches ein weiteres meiner Probleme offenbart.

Neben meiner Kreditkarte steckt ein Zettel mit der altbekannten krakelig und doch eleganten Handschrift meines ehemalig besten Freundes. 

Falls du jemanden zum Reden brauchst, du weißt, wo du mich findest.
Ich vermisse dich, Lou.
Zayn

Ich verschiebe diese emotionale Baustelle wenigstens fürs erste in eine hintere Ecke meines Gehirns und verlasse seufzend das Café, um mich auf den Weg ins Studio zu machen.

Liam bastelt heute wieder an seinem neuen Album herum und natürlich darf da seine persönliche Kaffeemaschine Tomlinson nicht fehlen.
Ach, und Harry selbstverständlich auch nicht, auf den ich mich obviously besonders freue.

Ein letztes Mal sehe ich auf mein Handy und öffne schließlich nach kurzem Zögern meinen Chat mit Edward.

"Ich: Du bist nicht gekommen..."

𝐇𝐀𝐁𝐈𝐓 | l.s. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt