Kapitel 15

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,, Du hast richtig gehört! Ich habe mich selbst gehasst und mich zu Tode geschämt. Ich habe sogar meinen Körper verstümmelt. Ich zog die Ärmel meines Hoodies hoch. Siehst du diese Narben?  Die sind alle wegen dir geschehen. Jede einzelne! Es waren höllische Qualen aber sie taten immer noch weniger weh als die seelischen die ich wegen dir durchleiden musste! Und mir konnte niemand helfen. Ich war komplett auf noch alleine gestellt ich habe es aber irgendwie geschafft. Du hast absolut keine Ahnung was ich alles durchgemacht habe uns besitzt trotzdem noch die Frechheit hier aufkreuzen und mich wieder zu bedrohen. Ich empfinde so großen Hass für dich,  wie noch nie für einen Menschen zuvor;  und eines kann ich dir sagen: Wenn du tot wärst würde ich dich absolut nicht vermissen!" Ich bemerkte erst jetzt dass ich heulte und sofort kam eine meiner schmerzhaftesten Erinnerungen zurück, sodass ich in Trance war und nichts mehr um mich herum mitbekam.

----- FLASHBACK ANFANG -----
,,Nein, nein, bitte nicht! Das kann doch alles nicht wahr sein! Was habe ich dir getan Gott, damit du mich so bestrafst? Ich habe mich immer an die 10 Gebote gehalten, habe meinen Eltern nie was böses gewollt und trotzdem sitze ich hier! Ich habe doch nichts getan. Wieso also lässt du mich solche Qualen durchleiden? Es ist nicht mehr lustig! Ich bin einfach nur fertig. Ich kann weder will ich noch leben und du zwingst mich trotzdem dazu!  Wie kannst du mir nur sowas antun? Nach allem was ich durchgemacht habe! Ich habe schon genug ausgehalten ich kann nicht mehr! Wie soll ich das alles schaffen?  Wieso passiert mir das? Wieso ausgerechnet mir?" Zur Erklärung: Eigentlich dachte ich, dass mein Leben endlich wieder normal und glücklich werden würde. Und ich hatte mir nichts dabei gedacht,als meine Periode ausblieb. Auch nicht als die Morgenübelkeit anfing. Ich dachte einfach, dass das noch Folgen der Vergewaltigung waren.
Doch nun saß ich heulend am Boden meines Badezimmers. Mit einem positiven Schwangerschaftstest in meinen Händen.

*

Mittlerweile hatte ich mich entschieden. Ich wollte wirklich kein Kind. Jedenfalls noch nicht in meinem Alter. Ich war viel zu jung. Ich wollte noch die Schule fertig machen, vielleicht meine große Liebe treffen, studieren, heiraten und dann Kinder kriegen. Aber noch nicht jetzt. Ich war weder alt genug noch bereit dazu jetzt schon Mutter zu werden. Zuerst dachte ich über Abtreibung nach. Aber ich wollte kein Menschenleben beenden. Das wäre zu grausam gewesen. Also entschied ich mich für Adoption. Ja richtig gelesen: Ich wollte mein Kind anderen Leuten geben die unbedingt eins haben wollten. Ich hatte auch heute meinen ersten Ultraschall. In irgendeiner Art und Weise war ich aufgeregt, aber wahrscheinlich nur weil ich wissen würde wie es sich anfühlt sein Kind zu sehen. Auch wenn es nach der Geburt nicht bei mir leben würde, war ich trotzdem die Mutter. Im Arztzimmer starrte noch jeder so komisch an. Tja schon scheiße wenn man weiß dass man nichts dafür kann aber alle einen verurteilen. Ich las mir verschiedene Broschüren über die Schwangerschaft durch und versuchte das Geläster um mich herum auszublenden. Es lief mittelmäßig. Manchmal hörte ich Wörter wie Schlampe, was sehr weh tat. Ich konnte nichts dafür dass ich in meinem Alter schwanger war aber manchen Menschen ist die Geschichte der anderen egal sofern sie etwas zum lästern haben.
,,Zoe Leurner"!
Die Empfangsdame rief mich endlich auf und ich konnte unter vielen prüfenden Blicken das Wartezimmer verlassen. Die Frau brachte mich ins Untersuchungszimmer, ohne mich angewidert oder anzusehen, wofür ich ihr sehr dankbar war. Ich mochte die Frau ab jetzt. ,, Setzen Sie sich bitte auf den Untersuchungsstuhl, die Ärztin kommt gleich." Sie lächelte mich noch einmal freundlich an, als sie zur Tür ging.
,,Danke"
Verwirrt drehte sie sich um.
,,Wofür denn?"
,, Dafür dass sie mich nicht im Gegensatz zu allen anderen Leute dafür verurteilen jetzt schon schwanger zu sein."
Sie dachte kurz nach, aber was sie dann sagte überraschte mich wirklich.
,,Es ist nicht meine Aufgabe dich zu verurteilen. Weder ich noch andere haben das Recht dazu. Aber ich gebe dir einen Rat : Verurteile nie einen Menschen vorschnell. Jeder hat seine eigene Geschichte, die niemand oder fast niemand kennt; Und ich sehe dass du auch so eine Hintergrundgeschichte hast.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass dein Kind gewollt war und ich finde deinen Schritt es nicht abtreiben zu lassen sehr mutig.
Dennoch solltest du deine Entscheidung gründlich überdenken. Du kannst es weggeben oder du kannst es sogar selbst behalten und ein glückliches Leben führen.
Du wirst schon das Beste für dich und dein Baby entscheiden.
Da bin ich mir ganz sicher. Wir sehen uns dann später noch."
So ging sie aus der Tür raus und ich musste mich zusammenreißen nicht sofort los zu heulen. Ich hatte nämlich meine Entscheidung überdacht : Ich wollte mein Kind behalten.

*

,, Okay Miss Leurner. Es sieht eigentlich aus gut aus, ich würde nur gerne noch einen Ultraschall machen. Sie können dies natürlich auch verweigern."
,,Nein ich möchte mein Baby sehen. Bitte. "
,,Okay alles klar. Das Gel das ich nun auf ihrem Bauch verteile kann etwas kalt sein, aber man gewöhnt sich schnell dran. Also fangen wir an.
Sie lächelte mich freundlich an und verteilte das Gel auf meinem Bauch. Es war zwar kühl aber sie hatte Recht,  es dauerte nur wenige Sekunden bis man es nicht mehr bemerkte. Da ist ihr Baby. Dieser kleine schwarze Punkt da ist ihr Kleines." Mir traten Tränen in die Augen als ich mein Kind das erste Mal sah.

*

Es waren wieder ein paar Wochen vergangen. Ich hatte einen weiteren Arztternin gehabt und mittlerweile sah man schon eine kleine Kugel.
Ich freute mich schon auf mein Kind. Meine größte Sorge war nur wie ich alles bezahlen sollte. Ich bekam zwar Vollewaisengeld aber ich hoffte dennoch auf Kinder-Geld sodass wir eine schöne Zukunft haben konnten.
Im Moment saß ich auf der Couch und schaute Criminal Minds. Ich liebe diese Serie. Dazu aß ich Karotten und Gurkensticks, da ich wollte dass mein Kind gesund blieb. Bei einer besonders spannenden Szene spürte ich plötzlich einen Stich in meinem Bauch. Ich dachte mir nichts dabei und starre weiter wie gebannt auf den Fernseher. Aber als ich dann etwas flüssiges bei meiner Jogginghose fühlte schrie ich auf. Ich blutete.

Hey Leute.
Tut mir leid für die vielen Rückblenden in meinen Kapiteln, aber sie sind leider nötig um alles zu erklären.
Schönes verlängertes Wochenende ♡

Liebe mit HindernissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt