Noch bevor dieser Abend so richtig angefangen hat, habe ich schon mehr Höhen und Tiefen durchlebt, als die ganzen letzten Wochen.
Während ich mich zwischen den Higgins Brüdern ziemlich wohl fühle, wird mir bei Violas Anwesenheit ein wenig mulmig.
Vielleicht habe ich Angst, dass sie die Blicke bemerkt, die ich Rosie immer wieder zu werfe, und dass wir dadurch irgendwie miteinander kommunizieren. Vielleicht fühle ich mich aber auch einfach nur schlecht ihr gegenüber.Trotzdem darf ich mir nichts anmerken lassen und muss weiterhin ein Lächeln aufsetzen.
Viola und ich stehen gerade in einer Traube aus anderen Anzugträgern und Frauen in stilvollen Abendkleiden, als ein älterer Mann auf uns zu kommt.
»Violett, schön Sie zu sehen«, begrüßt dieser die junge Frau, welche sich an meinem Arm eingeklinkt hat, und gibt ihr einen Handkuss.
»Mister Hudson, die Freude ist ganz meinerseits«, sagt Viola so vornehm, wie sie vor den Freunden ihres Vater eben ist, und lächelt höflich.
Auch ich reiche dem Mann die Hand und stelle mich höflich vor.
Wir führen ein wirklich nettes Gespräch und wäre da nicht diese eine fragwürdige Sache, welche mich so beschäftigt, könnte ich mich voll und ganz drauf konzentrieren.»Ich wollte es nicht ansprechen, aber...«, sage ich leise als Viola und ich uns von den anderen wegbewegen und suche nach den richtigen Worten. »Warum zur Hölle nennt dich jeder zweite hier Violett?!«
Ich merke, wie lächerlich ich mich fühle, was Violas leises Kichern nur noch bestätigt.
»Ich hätte es dir sagen sollen, aber ich heiße eigentlich gar nicht Viola. Genau genommen heiße ich Violett Catlyn Higgins...«
Ich bleibe abrupt stehen und schaue sie irritiert an.
»Violett?! Und warum hast du mir denn erzählt, dass du Viola heißt, wenn du eigentlich nicht so heißt?«
»Naja, heißt du etwa Will?«, beantwortet sie meine Frage geschickt mit einer Gegenfrage.
»Natürlich nicht, aber das weißt du auch - es ist ein Spitzname«, sage ich und bin viel irritierter als vor meiner anfänglichen Frage.
»Ja eben - ein Spitzname, Will! So wie Will deiner ist, ist Viola meiner.«
Jetzt verstehe ich - es macht natürlich Sinn! Nichtsdestotrotz wäre ich niemals darauf gekommen, dass in diesem Fall Viola die Kurzform von Violett ist.
»Und warum genau Viola?«, frage ich interessiert.
»Das hört sich vielleicht bescheuert an, aber schon bevor ich geboren wurde, wurde ich Baby Viola genannt, auch wenn der Name Violett schon feststand. Das liegt einfach daran, dass ich meine Liebe zu Blumen von meiner Mutter habe, welche Veilchen über alles liebt. Viola bedeutet Veilchen und so kam ich zu meinem Spitznamen - bescheuert ich weiß.«
Also jetzt muss ich ebenfalls lachen. Dass jemand so einen wichtigen Bezug zu seinem Spitznamen hat, ist mir auch noch nie untergekommen - sonst kommt man zu seinem Spitznamen ja immer rein zufällig.
Trotzdem bleibt mir noch eine Frage.
»Aber warum haben deine Eltern dich denn nicht von vorne rein Viola genannt?«
»Vielleicht weil es zu einfach wäre«, sagt sie schulterzuckend und lacht.
»Außerdem hätte ich mich weniger zu einem Deppen gemacht - dann hätten wir weniger Spaß«, scherze ich, während ich Viola hinterher eile und mich anschließend wieder zu ihren Brüdern geselle.Obwohl ich wirklich gut abgelenkt bin, fällt mir immer wieder Rosie auf, die wirklich förmlich strahlt!
Ihr Lächeln dringt durch den Raum voller Menschen zu mir rüber und ihre Augen strahlen mich ständig im Augenwinkel an.
Immer mal wieder schaue ich zu der Schönheit rüber, was nicht unbemerkt bleibt.
Es ist Ethan, der mich fragend mustert, ehe er in einer ruhigen Minute mich zur Seite nimmt.
Die anderen Brüder samt Viola haben sich auf den Weg durch die Menschenmenge gemacht und erst als wir aus der direkten Sichtweite sind, verschwindet Ethan mit mir durch einer der Nebentüren in ein anderes Zimmer.
Wir gehen durch dieses Durchgangszimmer und befinden uns in einem Raum, welcher etwas seltsam auf mich wirkt. Hier stehen zwei Sessel, welche zu den großen Fenstern gerichtet sind und von denen man einen perfekten Blick auf die lange Auffahrt hat.
Diese Sessel sind ein wenig zu einander geneigt und ein kleiner Beistelltisch steht zwischen ihnen.
An den Wänden hängen wunderschöne Bilder von jeglichen Familienanlässen und mir wird klar, dass das hier ein sehr privater Raum ist - in keinem Raum, wo ich bisher war, hat man so intime Einblicke der Familie Higgins erhalten.
Ich kann mir Violas Eltern sehr gut vorstellen, wie sie in diesen Sesseln zusammen eine Tasse Tee trinken, Zeitung lesen, einander die Hände halten und auf ihren Vorgarten hinabschauen.
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Über uns die Sterne
RomanceWilliam ist ein ehrgeiziger junger Mann, welcher eine glänzende Karriere als Anwalt vor sich hat. In einer der renommiertesten Anwaltskanzleien Englands erhält der gut aussehende Mann eine einmalige Chance sich an die Spitze kämpfen zu können. Aber...