Mozartkugeln (Juni 2015)

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Wieder war da dieses untrüglicheGefühl.

Das Gefühl, beobachtet zu werden.

Sie fuhr herum.

Da war niemand.

Natürlich nicht.

Warum auch.

Sie saß schließlich in der letztenReihe.

Schon das ganze Schuljahr.

Gut, normalerweise saß sie in derersten Reihe, nicht aber im Musikunterricht.

Da saß sie ganz hinten.

Dafür gab es zwei Gründe:

Erstens konnte sie von hier aus Mitchgut beobachten.

Sie war jetzt schon ewig in ihnverliebt.

Der zweite - und wichtigere Grund war,dass sie am ersten Schultag nach den Sommerferien, an dem sie Musikhatten, zusammen mit ihren Freundinnen zu spät kam.

Darum also saß sie hinten.

Und gerade im Moment schrieb sie eineArbeit.

Sie hatte einen Spickzettel dabei.

Aber jedes Mal, wenn sie den Zettelhervornahm, hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.

Sie spürte es regelrecht.

Dass jemand hinter ihr stand undmahnend den Zeigefinger hob.

Sie fuhr erneut herum und - da warniemand!

Wütend wandte sie sich wieder derArbeit zu.

'Vielleicht werde ich ja verrückt' -dachte sie - 'aber was soll's.'

KGs 2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt