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Song: The Latter Teens - Vansire

"Ich wollte dich wirklich nicht verletzen", beteuert der Braunhaarige, der sich an mich geheftet hat, wie ein zweiter Schatten, der leider nicht unter der sengenden Sonne schmelzen will.Viel mehr gefällt mir allerdings der Vergleich mit ihm und einer lästigen Schmeißfliege.
Ich starre mal auf den grellen Boden vor mir oder geradeaus auf die fast menschenleere Straße.

Seine Schritte sind zu einem penetranten Geräusch in meinem Hinterkopf geworden.
Ausgerechnet heute wollen keine ablenkenden Gedanken über mich kommen. Hinter meiner Stirn ist es wie leergefegt.
Die Sonne fällt glitzernd durch die Laubdächer, als wir in die vorvorletzte Straße vor meinem Haus abbiegen.

"Jetzt sei doch nicht so!"
"Wie denn?"
Die ganze Zeit war ich ruhig, doch jetzt kann ich nicht mehr an mich halten. Beziehungsweise, ich spiele ihm genau in die Karten. Ich bin nicht so blöd, wie er anscheinend glaubt, denn ich habe sein Spiel hinterschaut.

Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob auf meiner Stirn großgeschrieben steht: Leicht zu manipulieren.
"Connor, ich bin schlecht in sowas, Freundschaft. Ich hatte keine Ahnung, wie sehr-"
"Wenn du so schlecht darin bist, warum hast du mich dann angesprochen, hm?"

Ich wirble zu ihm herum und strecke den Hals vor. Beinahe stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um größer zu wirken.
Er lässt die Arme fallen und seufzt.
"Hattest du noch nie das Gefühl, dass du einer anderen Person einfach vertrauen kannst? Dass du einfach zu ihr hingehen kannst, einfach so?"

Sprachlos sehe ich ihn an.
"Nein. Ich muss dich enttäuschen."
Ich wäre schön dumm, wenn ich ihm gestehen würde, dass ich für einen kurzen Augenblick geglaubt habe, so etwas Ähnliches ihm gegenüber zu fühlen.

"Eine zweite Chance?"
Das Braun in seinen Augen leuchtet wie Bernstein. Ich habe erst zweimal in meinem Leben Bernstein gesehen und jedes dieser Male lag es um Tante Beths Hals. Bedeutet also, ich konnte es immer nur aus der Ferne betrachten, aber ich erinnere mich noch ganz genau an diese Farbe.
Und jetzt finde ich sie in seinen Augen wieder.

"Connor?"
"Was?" Ich stehe ihm immer noch gegenüber, wer weiß wie lange. "Was habe ich gesagt?"
"Nicht du, ich. Eine zweite Chance?"
Ich wende mich ab und verdrehe die Augen in den Himmel. Ja, ich gebe auf. Oder nach.

"Na schön. Du lässt mich ja eh nicht in Frieden."
Nach der letzten Straßenecke wird mir unvermittelt klar, dass Trace im Begriff ist, die Bruchbude zu sehen, die ich mein neues Zuhause nennen soll.
Aber nach dem ersten erneuten Zögern und dem beklemmenden Gefühl in der Brust schüttele ich meine Sorgen über seine Reaktion ab.

Er hat bereits von nahem gesehen, wie meine Klamotten aussehen. Keine falschen Illusionen.
Vielleicht kann ich ihn ja so abschrecken.
"Ich würde einfach vorschlagen, wir reden nicht mehr drüber, okay?"
"Wir sind da", bringe ich stumpf hervor und bleibe auf der gleichen Stelle stehen, wie als ich aus dem gemieteten Lieferwagen gestiegen bin.

Trace scheint beruhigt darüber, dass ich gar nicht weiter auf seinen Vorschlag eingehe.
Seine Augen lösen sich von meinem Gesicht und mustern das kleine Haus, vor dem nun auch er zum Stehen gekommen ist.
"Nett."

"Dein Schweigen sagt manchmal mehr als deine Worte", entgegne ich schnippisch und schiebe mich zwischen ihm und dem abgeblätterten Zaun auf das verwilderte Grundstück.
"Meine Mutter gibt sich keine Mühe, hier klar Schiff zu machen. Und ich auch nicht. Und meine Schwester auch nicht. Du kannst noch umdrehen, bevor dich gleich die Ratten anfallen, wenn ich diese Tür öffne."

Ein kurzes Zucken seines Mundes zeugt von seiner Abneigung und dem Ekel, den er bei diesem Szenario verspüren muss.
Ich beiße auf meine Wange, um nicht leise zu lachen.
"Sehr witzig", knurrt er und folgt mir.

"Ich meine es ernst. Wusstest du, dass Ratten in einigen Ländern als sowas Ähnliches wie Wachhunde gehalten werden, sie können äußerst aggressiv werden, wenn man in ihr Territorium eindringt."
Jetzt verzieht er endgültig den Mund und versteckt sein Widerstreben nicht mehr.

"Meinst du das ernst?"
Ich zucke mit den Schultern.
"Es gibt doch eigentlich nichts, was es nicht gibt."
Und dann schiebe ich meinen Schlüssel ins Schlüsselloch und schließe auf.

Die dünne Holztür wackelt in den Scharnieren und knallt kurz darauf an die Wand.
Links von uns geht die marode Treppe nach oben zu den Schlafzimmern. Der schmale, schummrige Flur führt direkt ins Wohnzimmer und die angrenzende Küche.
"Wie lange seid ihr schon hier?", fragt er unsicher.

Der Stand unserer Behausung lässt wirklich nicht darauf schließen, dass schon mehrere Wochen vergangen sind, seitdem wir die Staatsgrenzen überfahren haben.
"Ich weiß, es sieht nicht danach aus, als ob wir bereits hier leben würden."
Plötzlich ist mir das Ganze doch peinlich.

Es scheint nicht nur ein schlechtes Licht auf mich, sondern auf meine gesamte Familie. Wir hausen hier.
Trace lacht verlegen und kratzt sich am Hinterkopf.
"Mich soll es nicht stören."
"Wenn es das würde; da ist die Tür", erinnere ich ihn mit einem Kinndeuten Richtung Tür, die man nach wie vor mit einem leichten Tritt zum Einfallen bringen könnte.

Natürlich muss ich ihm Wohnzimmer und Küche zeigen. Er macht sogar ein paar der Kartons auf und wagt einen Blick in das verstaute Chaos.
Auf mein: "Hey, das ist privat", antwortet er: "Wenn ihr euch schon eingerichtet hätte, würde ich das Zeug doch in Schränken oder so sehen."

Nach einer Weile fühlt es sich nicht mehr ganz so verkehrt an, ihn neben mir zu haben.
Es ist beinahe erschreckend, wie schnell ich mich an seine Gegenwart gewöhne.
Der Weg, die knarrende Treppe hoch, fällt mir allerdings schwerer. Es ist Jahre her, dass ich einem Klassenkameraden, Gleichaltrigen - wie auch immer man es nennen will -, der nicht Abbygail war, Einlass in mein Zimmer gewehrt habe.
Nicht, dass die Leute Schlange stehen würden.

"Wow", lautet der Kommentar, den ich bekomme, als er durch meinen Türrahmen tritt.
"Gibt nicht viel zu sehen."
Ich pfeffere meinen Rucksack in die Ecke. Warum, weiß ich nicht.
Um cool zu wirken? Weil ich es so in unzähligen Filmen gesehen habe und mich plötzlich beobachtet fühle, wie ein Schauspieler auf dem Bildschirm?

Jedenfalls bereue ich meine Aktion, sobald der braun-grüne Stoff auf dem Boden aufschlägt und ich glaube, ein Reißen zu hören.
Ich presse die Augen zusammen und fluche innerlich.
Trace steht hinter mir und scheint auf irgendetwas zu warten. Eine Einladung vielleicht.

"Also, ich bin fast überrascht, hier oben ein Bett zu sehen. Ich habe nur mit einer Matratze gerechnet."
Ich lache trocken und ohne jegliche Emotion.
"Und was willst du jetzt machen?", will ich wissen.
"Wie wäre es, wenn wir nochmal versuchen, uns kennenzulernen. Richtig."

Mein Blick triff seinen. Und plötzlich weiß ich nicht mehr, wohin mit meinen Armen.

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Moin :)
Heute bin ich mal super früh hehe

GUYS! not gonna lie. I'm kinda freaking out right now.
Reading and Leeds Festival hat gerade einen Teil des Lineups für 2023 bekannt gegeben.

AND ARE YOU FUCKING KIDDING ME?!
SAM FENDER, BILLIE EILISH, THE KILLERS, INHALER?! BABY QUEEN?

Ich bin so mad, weil ich definitiv nicht hin kann, weil ich dieses Jahr war.
Aber Sam Fender tut persönlich weh, weil ich so gehofft habe, dass er dieses Jahr spielt. Er ist einer dieser Künstler, die ich unbedingt auf einem Festival sehen will. Und dann auch noch in Reading. Das wäre perfekt gewesen. Fuck.
Die Briten fühlen seine Musik noch mehr, als die Deutschen. Sorry, aber ist so, jedenfalls wenn es um die Masse beim Konzert und die Lautstärke geht.

Möchte mir hier jemand Geld schenken? Hahaa
So nen paar hundert Euro? Ja?

Ich gehe jetzt in eine Ecke und heule.
Hoffe, dass kapi hat euch gefallen ;)

All my Love,
Lisa xoxo

OUTCAST [boyxboy]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt