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Song: Comfortable - Lauv

Ich betrete das Gebäude mit seinem markanten Eigengeruch mit gesenktem Kopf. Ich will nicht nach ihm suchen. Ich will mich nicht umblicken und die Menge nach seinen kurzen hellbraunen Haaren scannen.
Ich will nicht nach seinen T-Shirts oder seiner Footballuniform suchen, ich will sie nicht finden, wenn dann nur durch Zufall.

Aber es kommt, wie es kommen muss. Ich nähre mich den Schließfächern und hebe die Augen vom Boden zu der Stelle, an der Trace und seine Jungs immer stehen. Neben der Tür, die zum Westflügel führt. Und genau dort steht er auch heute und unsere Augen treffen sich.
Automatisch lächle ich verlegen und er lächelt zurück. Es sollte mir nicht so viel bedeuten, aber diese kleine Geste eröffnet mir in meinem Kopf eine Welt voller Möglichkeiten.

Ich passiere Trace. Brook sieht mich und ruft mich zu ihnen. Ich folge seiner Einladung mit einem Knoten in der Brust.
"Morgen", bringe ich heraus und blicke einmal in die Runde, bleibe nicht länger als nötig an Traces ebenmäßigem Gesicht und seinem schmalen Hals hängen.
Es fühlt sich verboten an, zu wissen, wie sich die dünne Haut über seiner Luftröhre anfühlt.

"Wenn du und Trace jetzt schon gemeinsam die Schule schwänzen, kannst du dich auch ruhig zu uns stellen", lacht Kenneth.
Sein Arm ist über die Schulter eines Mädchens mit langen schwarzen Haaren gelegt, die ziemlich unbeteiligt zwischen den Jungs steht. Ich frage mich, ob es sich um Janet handelt, über die sich Brook und er einmal fast geprügelt haben.

Ich weiß nicht, was ich auf seine Einladung erwidern soll, also presse ich die Lippen zusammen und nicke.
Fast jeden Tag setzt sich die Gruppe aus anderen Mitgliedern zusammen, nur ihr Grundstamm bleibt immer bestehen. Trace, Brook, Kenneth, George.
Ich versuche nicht, ihre gebügelten T-Shirts mit meinem weiten Hemd aus der Männerabteilung zu vergleichen, das bereits zwei Knöpfe am Kragen verloren hat.
Ich spüre Brooks Augen auf mir und möchte aus meiner Haut fahren.

"Warum schmeißt du am Wochenende nicht mal die nächste Party? Nicht immer nur zu uns kommen und unseren Alkohol trinken."
Ich starre ihn entgeistert an, habe eigentlich mit allem gerechnet, nur nicht hiermit.
"Trace meinte, deine Familie hat ein Haus außerhalb der Stadt. Ich habe ehrlich gesagt schon lange nichts mehr gehört, das so verlockend klingt."
Sein Grinsen verkörpert das pure Böse in meinen Augen.

Ich fixiere Trace mit fragendem Blick. Er hat was getan?
Ein Räuspern reißt mich aus meinen Gedanken. Alle Augen sind auf mich gerichtet, sie warten auf eine Reaktion.
"Ähm, nein. Das ist keine so gute Idee."

"Warum? Deine Mutter arbeitet doch am Wochenende immer bei Earl's. Ich sehe sie manchmal, wenn ich den Trunk von meinem Dad auffülle", broht sich Brooks Stimme in meinen Kopf.
Hinter meinen Augen beginnt es zu brennen.
Ich glaube, dass niemand, der nicht in meiner Haut steckt, versteht, wie schrecklich erniedrigend Situationen wie diese sind.

Brook weiß genau, was er tut; er stellt mich bloß und lauert nur darauf, dass ich mich blamiere.
"Sie hat aber was dagegen, wenn Partys auf ihrem Grundstück gefeiert werden", beharre ich, bemüht auf eine feste Stimme.
"Komm schon, Trace hat gesagt, wir können auf dich zählen."

"So habe ich das nicht-" Trace wird von Brooks Arm unterbrochen, der ihn spielerisch in den Schwitzkasten nimmt.
Ich habe keine Ahnung, was zwischen ihnen vorgefallen ist, aber Trace wirkt merkwürdig angespannt, fast so als hätte Brook hin von seinem nicht existierenden Thron gestoßen.

"Ich bleibe dabei, nein. Du kannst das akzepieren oder nicht. Mir egal."
Ich hoffe inständig, dass meine Stimme nicht allzu sehr gezittert hat.
Brook habt abwehrend die Hände, lässt von Trace ab und blickt mich unter seiner perfekt zerzausten Mähne an.

"Vielleicht ein andermal."
Ich will ein Nein herauspressen, doch nie Schulglocke unterbricht mich. Eine Sekunde später löst sich die Gruppe um mich herum auf. Nur Trace bleibt stehen.
"Wir sollten uns hier in der Schule voneinander fern halten, sonst lässt er dich nie in Ruhe."

Ich sehen ihn unbeeindruckt an.
"Damit kann ich leben."
"Ich aber nicht. Es ist besser, wenn wir ... ein bisschen auf Distanz gehen."
Ich schlucke und umklammere meinen Rucksack. Ich habe das Gefühl, dass er diesen Vorschlag nicht für mich unterbreitet, sondern für sich.
"Hier", schiebt er eindringlich hinterher. "Nur hier."

"Ich wollte eigentlich nicht dein Geheimnis sein, das nur außerhalb dieser vier Wände existiert", gestehe ich kalt. "Außerdem, wie kommst du dazu, diesem Arschloch zu sagen, dass ich Partys bei mir schmeißen würde?"
Mittlerweile hat sich die Eingangshalle und der Gang um uns geleert.

"So war das nicht. Er hat mich in die Mangel genommen, wo wir gestern waren und dann wollte er wissen, wo du wohnst und-"
"Und da kriegst du Panik und das ist das Erste, was dir einfällt?"
Eigentlich unterhalten wir uns über eine Kleinigkeit, aber ich bin sauer auf ihn.

So schrecklich wütend, über eine Sache, die ich nicht laut aussprechen kann.
"Connor, wir müssen in den Unterricht. Können wir später vernünftig darüber reden?"
"Nein! Wir reden jetzt darüber! Du willst nur nicht mit mir gesehen werden, wegen gestern, wegen dem-"

"Ich weiß nicht, was du meinst."
Seine Augen werden kalt. Es ist, als sei ein Vorhang vor ihr Blau gefallen, eisern und starr.
Er dreht sich um und lässt mich vor den Schließfächern zurück.

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Hello, my cuties!
Frühes Update, weil Lisa war fleißig, yay.

Könnt ihr verstehen/glauben/begreifen, dass in 3 Tagen Weihnachten sein soll?! 
Ich nicht. Echt nicht. Und irgendwie ist mir in den letzten Tagen die Weihnachtsstimmung abhanden gekommen...

Well... was sind eure Vermutungen zu Traces Verhalten? Meint ihr, ihr könnt ihn verstehen?

Fühlt euch ganz doll umarmt (bei dem scheiß Regenwetter kann man das auch gebrauchen)!

All my Love,
Lisa xoxo

OUTCAST [boyxboy]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt