-18-

471 42 49
                                    

Song: worldstar money - Joji

Trace's P.O.V.

"Und ich dachte, er sei einfach ein Arsch, der euch runter gemachte hat", sage ich, meine Finger in Connors Haaren verwoben.
Er schnieft an meine Brust.
Das letzte Mal, dass ich jemanden so nah bei mir gehalten habe, war, als meine Freundin aus der Mittelstufe sich mit ihrer besten Freundin zerstritten hat und das ist schon ein paar Jahre her.

Ich streiche über Connors nasse Schläfe und verteile seine langsam abebbenden Tränen über sein Gesicht.
Er hat mir schon mal von seinem Vater erzählt, auch wie schwer die Umzüge für ihn und seine Familie waren, aber er hat nie mit einem Sterbenswörtchen erwähnt, wie schlimm die Situation wirklich um sie stand.

Ich meine, jeder mit ein bisschen Verstand hinter den Augen sieht, dass die Greens nicht gerade in Geld schwimmen und dass es sich nicht um eine Bilderbuchfamilie handelt. Dennoch habe ich nicht mit so einer Geschichte gerechnet.
"Genau das lasse ich ja auch jeden glauben", krächzt der Junge vor mir schließlich. "Es ist erstens einfacher und zweitens will ich keine Gerüchte über mich hören, das geht eigentlich niemanden etwas an."

Ich war vorhin kurz davor, ihm von meinem Vater zu erzählen, der meine Mutter offen betrügt und die Stimmung Zuhause schon lange unerträglich gemacht hat, aber ich habe mich dagegen entschieden, aus Sorge, dass Connor denken würde, ich würde versuchen, mich in den Vordergrund zu stellen und nur mich und meine Probleme sehen, wenn er doch derjenige ist, der gerade reden muss.

"Verstehe", sage ich leise und mache mit meinen beruhigenden Bewegungen weiter.
Beruhigend für ihn, hoffentlich. Aber sie haben auch eine beruhigende Wirkung auf mich. Ich habe mich wirklich erschrocken, als Connor wie ein gequälter Hund vor mir zurückgeschreckt ist und sich in sich zusammenkauerte, während er meinen Arm schmerzhaft auf Abstand hielt.

Ich würde mich nicht wundern, wenn ich blaue Flecke am Unterarm bekommen werde, einen solchen Kraftaufwand hat er eingesetzt.
Es war erschreckend und beängstigend, mitanzusehen. Es war so, als ob der Connor, den ich kenne, verschwunden war. Zwar nur für ein paar Sekunden, aber er war nicht mehr da.

Zwei fremde Augen haben mich angestarrt, die auch mich nicht mehr wiedererkannt haben.
So etwas ist mir noch nie passiert, so etwas habe ich noch nie miterleben müssen und auch eine solch schreckliche Geschichte hat noch nie jemand mit mir geteilt.
Ich fühle mich komisch, zerrissen.

Auf der einen Seite sind der Schock und Abschaum und ich, wie ich nicht richtig verstehen kann, was gerade passiert ist und gerade immer noch passiert.
Auf der anderen Seite fühle ich ... Stolz? Freude? Ich fühle mich geschmeichelt.
Ich habe Connor dazu bekommen, mir bedingungslos zu vertrauen, mich einzuweihen in sein dunkelstes Geheimnis.

Er hätte genauso gut ausrasten, mich rausschmeißen und nie wieder mit mir reden können.
Ich habe ihn also doch richtig eingeschätzt, auch wenn er mich in den letzten Wochen des Öfteren überrascht hat; er ist ein schüchterner, einsamer Mensch, der sich bei der ersten Gelegenheit an die Hand klammert, die ihm gereicht wird.

Ich lege mein Kinn auf meinen Schopf und lächle in die kleinen, krausen Locken hinein.
Aus einem Instinkt heraus schlinge ich meine Arme fester um ihn und ziehe ihn noch näher an meine Brust heran.
Und so liegen wir da. Im Stillen und lauschen den Geräuschen vor den Fenstern, der Geräuschkulisse des Sommers; den ratternden Rädern der Mülltonnen, die an die Straße gebracht werden, die surrenden Rasenmäher, das unermüdliche Gezwitscher der Vögel, die Sprinkleranlage von neben an, die auch einen Teil der Einfahrt bewässert.

Vereinzelte Autos, die - je mehr es werden - uns vermitteln, dass es nach sechzehn Uhr sein muss. Feierabend.
Zuschlagende Autotüren, Gelächter.
Das Licht im Zimmer ändert sich, mein linkes Bein schläft ein, aber ich bewege mich nicht.

Wir lauschen den Geräuschen des alten Hauses; dem Klappern eines offenen Fensters irgendwo unter uns, als der Wind gen Abend etwas zu nimmt, Kelseys gedämpfte Stimme, als sie mit einer Freundin zu telefonieren scheint, Füße, die auf knarrende Treppenstufen treffen, die Haustür, die scheppernd ins Schloss fällt.
Wir sind allein.

Ich will Connor einfach nur auf mir spüren, sein Gewicht auf meinem Bauch und meinen Oberschenkeln.
Mir gefällt es, zu wissen, dass er da ist, dass er mich braucht.
Ich rutsche etwas am Kopfteil seines Bettes herunter, positioniere meinen Körper in einem anderen Winkel zu seiner schmalen Statur und erfahre, wie Connor Green sich seufzend an mich kuschelt und seine letzten Tränen vergießt.

Und ich kraule weiter seinen Kopf und genieße die Wärme, die zwischen unseren Körpern entsteht.
Er fühlt sich gut an.
Ich weiß nicht, ob er einschläft oder die ganze Zeit wie ich wach liegt.
Ich weiß nur, dass ich, nachdem ich sein Haus im Sonnenuntergang verlassen habe, plötzlich mit meinen Gedanken über das, was ich - wir - gerade getan haben, allein bin.

Hauptsächlich darüber, was ich gerade getan habe.
Ich habe ihn gehalten, seinen Körper, ihn. Ich habe ihn an mich geschmiegt und zugelassen, dass seine filigranen Finger über meine Brust geleiten.
Und es hat mir gefallen.

Ich richte den feuchten Kragen meines T-Shirts und laufe mit schnellen Schritten die Straße hinunter.
Die Wasserflecken in der Nachbar-Einfahrt sind schon längst wieder getrocknet.

________________________________

So. Ausgeschlafen und mit aufgeladenen Batterien zurück.
Did you get it? Nasser Kragen, wegen Connors Tränen?!?!! :) :)

Und noch einen schönen 4. Advent wünsche ich euch!
Ich war gestern echt so müde, ein Wunder, dass ich hochgeladen habe.

Da Weihnachten jetzt praktisch schon so gut wie vor der Tür steht, kann ich ja fragen, wie ihr gedenkt, den 24. zu verbringen.
Das finde ich immer mega spannend, weil jeder hat da ja so einen eigenen Ablauf.

Ich stehe auf (wie wohl jeder Mensch irgendwann, oder? haha.), frühstücke. Dann Weihnachtsbaum schmücken. Für euch hochladen. Mittagessen, ich kümmere mich um den Nachtisch, wie jedes Jahr :)
Dann "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" gucken. Kekse essen, Kaffee trinken. Irgendwo im Laufe des Tages werde ich wohl noch Geschenke einpacken, da ich immer irgendwas vergesse!!! Und dann ist es meistens schon so dunkel, dass wir Bescherung machen können. Dann gibt's Abendbrot und danach beschäftige ich mich mit meinen Geschenken.
Jetzt freue ich mich schon richtig auf den Abend :)

All my Love,
Lisa xoxo

OUTCAST [boyxboy]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt