Kapitel 11

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Bella

Stöhnend blinzle ich. Die Sonne ist viel zu hell für diese Uhrzeit. Ich greife nach meinem Wecker und schalte ihn genervt aus. Der einzige Grund, warum ich heute so früh raus muss, ist ein Meeting mit Dad. Ich nehme die Aspirin, die ich gestern schlauerweise zusammen mit einem Glas Wasser vorbereitet habe und reibe verschlafen meine Augen. Mein Kopf dröhnt, obwohl ich gestern eigentlich gar nicht so viel getrunken hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich das letzte Mal vor über 5 Monaten feiern war und absolut nicht mehr an Alkohol gewöhnt bin.

Nachdem ich mich aufgerafft hatte aufzustehen und duschen war, betrete ich mit fast guter Laune das Büro meines Vaters. Er telefoniert noch, begrüßt mich aber mit einem kurzen Nicken und deutet mir mich zu setzen. Ich nehme ihm gegenüber Platz. Manchmal kann ich es kaum glauben, dass dies einmal mein Platz sein wird. Nachdem Ced das Familiengeschäft nicht übernehmen wollte, und Leon sich nie so wirklich sicher war, was er in Zukunft machen wollte, lag es an mir die Mafia nach meinem Vater weiter zu führen.

Dad legt auf und sieht mich an. „Du siehst echt fertig aus", schmunzelt er. „Ja war eine lange Nacht", gebe ich zurück. „Ich habe nicht so viel Zeit, also mache ich es kurz: Ich weiß, wie sehr du es liebst, die Zeit rund um Weihnachten in Paris zu verbringen, aber nachdem hier zurzeit echt viel los ist und wir alle echt viel zu tun haben, können wir nicht alle fahren. Deswegen habe ich mir überlegt, dass du morgen fliegst und eine Woche dort bleibst. Dein Rückflug wäre dann am 22. So könnten wir Weihnachten als Familie verbringen und du hättest trotzdem deine Zeit dort."

Bei seinen Worten kommt Enttäuschung in mir auf. Ich liebe Weihnachten. Aber vor allem liebe ich Weihnachten mit Schnee. Und so gut Los Angeles auch für Geschäfte ist, schneit es hier leider so gut wie nie. Also hatten wir vor ein paar Jahren angefangen die Weihnachtsfeiertage in Paris, unserer alten Heimat, zu verbringen. Dabei genieße ich nicht nur die Atmosphäre und die Schönheit der Stadt, sondern auch die Zeit mit meiner Familie, abseits all der Probleme und Verpflichtungen.
Dieses Jahr würde das scheinbar anders sein.

„Ja klar, dann machen wir es dieses Jahr einfach so." Ich schlucke den Kloß hinunter, der sich in meinem Hals gebildet hat. Es macht mich traurig, dass wir dieses Jahr nicht zusammen verreisen würden, aber ich möchte nicht undankbar sein. Immerhin kann ich ja fahren.

„Ich dachte du könntest einen deiner Männer mitnehmen", schlägt Dad vor. Er weiß, dass ich mit ein paar von ihnen nicht nur eng zusammen arbeite, sondern auch befreundet bin. Ich zögere, aber nach kurzem überlegen wird mir klar, dass eine Woche alleine, selbst in Paris, langweilig ist. Also antworte ich: „Das ist eine gute Idee. Ich denke ich nehme Alex mit. Es wird bestimmt witzig mit ihm." Doch anstatt der begeisterten Zustimmung, mit der ich gerechnet hatte, antwortet er nicht. Das Lächeln verschwindet von seinem Gesicht und seine Augen verdunkeln sich. Fast so als würde er sich schuldig fühlen.

Alarmiert versteife ich mich in meinem Stuhl. Warum sollte er sich schuldig fühlen? Ich bin zwar enttäuscht, dass er viel zu tun hat und nicht mit kann, aber es ist ja kein Weltuntergang. Also was ist es dann? Was verheimlicht er mir?

„Bella... Alex ist im Krankenhaus", sagt er schließlich. Ich springe von meinem Stuhl auf.
„WAS?! Wieso weiß ich nichts davon?"
„Er wurde bei einem Auftrag verletzt", nach einer kurzen Pause fügt er hinzu „schwer verletzt."
„Wie schwer?", frage ich ihn aufgebracht.
Mein Puls beginnt zu rasen und das Blut in meinen Ohren fängt an zu rauschen. Panik macht sich in mir breit, legt ihre Klauen um mich. Packt meinen Körper und rüttelt an mir. Mein Herz pocht in wild. Bilder, was mit ihm passiert sein könnte, blitzen vor meinem inneren Auge auf. Eines schlimmer und blutiger als das andere

„Er hat ein Messer in den Bauch bekommen..." Plötzlich steht alles still. Jetzt ist es nicht mehr nur Panik, sondern Schock. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, in der ich ihn einfach nur anstarre. Doch dann brodeln meine Emotionen wieder auf, kommen an die Oberfläche und reißen mich aus meiner Starre. Und die stärkste ist Wut. Wut auf die Person, die ihm das angetan hat, die die Schuld daran hat.

Broken like glass || PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt