Broken like glass || Pausiert

Kapitel 5

Draco

Am selben Abend, 1 Stunde zuvor

Ich stehe neben Marcus in der großen Empfangshalle der LaRouxs. An der Decke hängen große, unglaublich funkelnde Kronleuchter und tauchen alles in ein warmes Licht. Immer mehr Gäste strömen herein. Ein Kleid wirkt teurer als das andere und die protzigen Edelsteine, die die meisten Frauen um ihre Hälser tragen, sind ziemlich sicher mehr wert, als ich bisher in meinem Leben verdient hatte. Ich mustere jeden, der die Villa betritt genauestens. Denn genau das war mein Job heute Abend. Ich sollte einfach dumm rumstehen und glotzen oder wie Bella es gestern genannt hatte Alles von einem guten Punkt aus beobachten und nach verdächtigen Geschehnissen Ausschau halten. Instinktiv verdrehe ich meine Augen.

Sie ging mir mittlerweile dermaßen auf die Nerven. Sie führte sich auf, als würde ihr der Laden gehören und scheuchte alle durch die Gegend. Und das Schlimmste daran war, dass die anderen Männer sich das auch noch gefallen ließen. Ich verstand einfach nicht, wie man vor ihr Angst haben kann. Ich weiß zwar nicht, mit wem sie geschlafen hat, um an diese Position zu kommen, aber eigentlich ist es mir auch egal. Ich habe sie vielleicht noch einen Monat an der Backe und danach wird LaRoux schon merken, dass ich eindeutig zu gut dafür bin, mich von einer Frau herum kommandieren zu lassen und wird mich befördern.

Ich bin so vertieft in meine Gedanken, dass ich Bella erst wahrnehme, als sie vor mir steht. Sie trägt ein dunkelgünes Kleid, welches mit Edelsteinen verziert ist. Im Gegensatz zu den meisten Anderen trägt sie allerdings nur dezenten Schmuck. Das Aufälligste ist der Schlangenring an ihrem Finger. Darunter trägt sie cremefarbene Handschuhe, die bis zu ihren Ellbogen reichen. Die Augen der Schlange werden von zwei grünen Edelsteinen dargestellt, vermutlich Smaragde. Die Schlange ist das Zeichen der LaRoux Mafia und soweit ich weiß, trägt nur die LaRoux Familie und sehr hohe Angestellte dieses Zeichen. Plötzlich bin ich mir meiner vorherigen Gedanken doch nicht mehr so sicher. Vielleicht ist sie doch nicht so dumm, wie sie aussieht? Vielleicht unterschätze ich sie doch?

Sie kommt auf mich zu und sieht aus, als wüsste sie genau, was ich gerade gedacht hatte. Sie bleibt vor mir stehen und muss wirklich ihren Kopf leicht in den Nacken legen, um zu mir hoch zu sehen. Sie war ein ganzes Stück kleiner als ich und das amüsierte mich zutiefst. „Starr nicht so, ich weiß, dass ich hübsch bin", sind ihre ersten Worte diesen Abend an mich. Ja, das ist sie wirklich. Ich schnaube nur genervt. So nervig sie auch ist, so hübsch ist sie leider auch. Es wäre wohl keine gute Idee bereits an meinen ersten Tagen mit meiner Chefin zu schlafen - auch wenn ich bezweifle, dass sie es lange bleiben würde.

Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen wendet sie sich an Marcus. „Und hab ich irgendwas Wichtiges verpasst?" „Nein, bisher noch nicht", antwortet er schlicht. „Okay, danke, bis später, Marcus", verabschiedet sie sich von ihm. Nur von ihm. Mich beachtet sie nicht mal mehr. Sie dreht sich um und stolziert schnurstracks in Richtung ‚Ballsaal'. Miststück.

Ich wende mich wieder an Marcus, „Was genau sollen wir eigentlich entdecken? Also was zählt als verdächtig?" „Naja, also zum Beispiel der Mann da vorne", er deutet auf einen älteren Mann mit einem weiß grauen Vollbart „er sieht ständig auf die Uhr,  wirkt nervös, könnte sein, dass er etwas geplant hat. Zum Beispiel ein Attentat. Er könnte aber auch eine Bombe oder so gelegt haben."

BOMBE?! „Worauf warten wir dann noch?! Schnappen wir uns den Kerl", erwidere ich und versuche dabei angestrengt nicht zu panisch zu wirken. Er macht sowas warscheinlich jeden Tag. „Wenn wir jeden, der verdächtig erscheint, einfach so gefangen nehmen, führt das zu nichts. Erstens ist es ziemlich unmöglich, dass er durch unser Sicherheitssystem gekommen ist. Und zweitens habe ich bereits Luca und Roman Bescheid gegeben, die sich in unserem Technik-Raum aufhalten. Die beiden haben sich mit einer speziellen Software - die übrigens Bella entwickelt hat - in sein Handy gehackt und es durchsucht."