⋙Prolog⋘

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Wie an jedem, normalen Tag saß ich an meinem Schreibtisch im Büro und zerbrach mir den Kopf über Farben, Formen, Stimmung und Komposition des Designs an dem ich gerade saß. Wobei man es eigentlich immer noch nicht normal nennen konnte, einen Dämon in sich zu tragen, der einen ständig nervte und von der Arbeit abhielt. Nun, nach einigen Monaten hatte ich es endlich geschafft mit ihm in Einklang zu kommen, sodass wir uns permanent „unterhalten" konnten. Wenn man das überhaupt eine richtige Unterhaltung nennen konnte. Denn hören, tat ich nur ihn. Er selbst hörte wohl nur meine Gedanken. Es fühlte sich dennoch jedes Mal wieder seltsam an. Er. Armaros wurde in mir eingesperrt als ich gerade einmal 14 Jahre alt war. Allerdings bemerkte ich Jahre lang nichts davon. Erst vor einigen Monaten, nach meinem 21. Geburtstag traten Erscheinungen hervor. Damit meine ich nicht so etwas wie Kopfschmerzen oder Fieber. Die Erscheinungen von denen ich spreche waren Halluzinationen, horrorhafte Träume, gewalttätiges Verhalten und eine Art dissoziative Identitätsstörung. Mutter hatte mir meine Vergangenheit lange vorenthalten. Erst, als ich bereits jemandem etwas angetan hatte, rückte sie mit der ganzen Geschichte raus. Das hatte ich ihr bis heute nicht verziehen. Seitdem war ich kein einziges Mal mehr zuhause gewesen. Denn irgendwie fühlte es sich nicht mehr wie zuhause an. Zuhause sollte eine Wärme in mir hervorrufen, ich sollte mich dort wohl und geborgen fühlen. Doch nun fühlte es sich an, als würde ich bei Fremden und unter Lügnern leben. So hatte ich die vergangenen Monate alleine in meiner Wohnung verbracht, wieder gearbeitet und versucht mich an das ganze Chaos zu gewöhnen. Wie es mir schien hatte auch der sonst so rücksichtlose, gefühlskalte Armaros bemüht es uns angenehmer zu gestalten. Er verdrängte mich nicht wieder aus meinem Geist, jedenfalls nicht ohne mein Einverständnis und schien auch so relativ ruhig. Die letzten Tage sogar etwas zu ruhig. Ehrlich gesagt begann ich, so dumm es klingen mochte, mir allmählich Sorgen um ihn zu machen. Auch, wenn er Teil dessen war, dass mein Leben zerstört wurde, hatte er es sich wohl genauso wenig ausgesucht wie ich und hatte es deswegen wohl irgendwo auch verdient, dass man sich um ihn sorgte. Außerdem erhoffte ich mir auch, mehr über ihn zu erfahren, wenn er mir vertraute. Also musste ich herausfinden, was mit ihm los war. Aber mehr erfahren konnte ich wohl nur an einem Ort, bei dem ich eigentlich niemals vorhatte, jemals zu ihm zurückzukehren. Der Bauernhof, der mal mein Zuhause war.

Im Schatten Der Vergangenheit (Ⅱ)  - Das BundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt