⋙Der Dämon, freigelassen⋘

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Ich schaute an mir herunter. Er hatte es wirklich getan. Vielleicht war diese Flasche doch nicht so hohl, wie sie immer wirkte. Langsam schritt ich aus der Kirche und schüttelte mir einmal leicht das Gefühl von den Schultern, das dieser Ort in mir auslöste. Ob es Ekel, Ehrfurcht oder etwas Anderes war, konnte ich nicht wirklich ausmachen. Nur loswerden wollte ich es auf jeden Fall. Als ich die Kirche verlassen hatte, griff ich in seine Jackentasche. In dieser befand sich das Schlüsselbund mit Wohnungs- und natürlich auch Autoschlüssel. Damit ich nicht den ganzen Weg laufen musste, sondern etwas eleganter vorankam, lief ich erst einmal zurück zu seiner Wohnung und lieh mir sein Auto. Mit dem Wagen fuhr ich zu Zuriel's Anwesen. Einige Stunden später betrat ich das Anwesen und musste erst einmal einem mir entgegenfliegendem Messer ausweichen. „Da bist du ja wieder, Drecksdämon.", zischte mir Zuriel entgegen. Ich wiederrum schenkte ihm ein charmantes Lächeln. „Immer noch sauer?". Als Antwort zog er das Messer aus der Wand neben mir und jagte es mit der Spitze in einen Beistelltisch, der vor dem ausladenden Sofa im Kaminzimmer stand. „Du weißt, dass Erynnien es nicht verdient hatte zu sterben. Sie hat uns zusammengehalten.", wies er mich zurecht. Ich verkniff es mir, ihm direkt Recht zu geben, auch wenn er es hatte. Sie hatte immer ihre Aufgaben erledigt, hatte sich nie beschwert, nie Schwäche gezeigt. Doch bei ihrem letzten Auftrag war sie zu weit gegangen. Denn was Zuriel nicht wusste- Sie sollte ihn töten. Weil er gerne mal aus der Reihe tanzte. Der perfekte, imperfekte gefallene Erzengel Zuriel. Doch dieses Wissen behielt ich seither für mich. Denn soweit ich das beurteilen konnte, empfand er etwas für sie. Und es würde für ihn wohl angenehmer sein, sie so in Gedanken zu behalten. Als wunderschöne Dämonin, die ihre Arbeit sehr ernst nahm, nie klagte und allen schöne Augen machte. Inklusive ihm. Und nicht als Rachegöttin, die sogar ihre Artgenossen umbrachte, wenn man es von ihr verlangte. Da hatte lieber ich diese Stelle eingenommen und der Auftrag Zuriel zu töten, war hinfällig. Denn seit ihrem Tod, gehorchte er Luzifers Befehlen auf's Wort. Vermutlich hatte er mit seiner rebellischen Art nur Erynnien beeindrucken wollen.

Mir entglitt ein Seufzen. „Ich bin nur hier, um mir einen Auftrag abzuholen.", sagte ich unbeteiligt und er drückte mir widerwillig einen kleinen Papierzettel in die Hand.

Juli Meyers
Wiederholte Kindesmisshandlung,
Missbrauch anderer Frauen und Männer,
Schwere Körperverletzung, Todschlag
(eigentlicher Mord)

Frauen zu töten war lästiger, als bei Männern, da sie oft herumflennten, jedoch ignorierte ich diesen Fakt. Ich steckte den Zettel in meine Tasche und drehte mich um. „Mach's gut. Man sieht sich.", kurz hob ich zum Abschied die Hand und war dann auch schon durch den Türrahmen verschwunden.

Auf der anderen Seite des Zettels stand die Adresse der Frau und ich klemmte diesen an den Rückspiegel, nachdem ich wieder in das Auto gestiegen war. Dann fuhr ich los.

Es kam mir vor wie eine unerträglich lange Fahrt, denn mit jeder Minute wurde ich schwächer und müder. Doch ich musste wach bleiben. Meine Zeit war noch nicht gekommen und würde es auch nicht so schnell. Endlich bei der Adresse angekommen, stieg ich aus und ließ die Fahrertür hinter mir ins Schloss fallen. Ich wollte gerade klingeln, als mir jemand den Weg versperrte und sich vor mir aufbaute. Es war niemand anderes als Michael. Noch entnervter als zuvor schob ich ihn beiseite. „Lass mich in Ruhe Michael.", knurrte ich, jedoch schob er sich mir erneut in den Weg. „Ich habe etwas, das deinen Freund interessieren könnte.", sagte er. Mein Freund? Ich hatte doch gar keine- Fuck. Er meinte die Flasche. Weiterhin versuchte ich ihn zu ignorieren, doch er drängte mich zurück zum Auto. „Scheiße Michael, was ist denn. Rück schon damit raus, ich werde dich ja eh nicht los.", gab ich nach. Über seinem Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. „Du wirst diese Frau töten. Danach reden wir.", damit gab er den Weg wieder frei. Wirklich? So ein Bullshit. Ich nickte ihm nur zu und klingelte. 

Im Schatten Der Vergangenheit (Ⅱ)  - Das BundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt