Noch einen flüchtigen Kuss tauschen wir aus, ehe wir, nahezu gleichzeitig, aus dem Wagen steigen, im Laufen unsere Sturmmasken über unsere Gesichter stülpen und in die Tankstelle hineinstürmen. Während ich mit zitternden Händen meine Waffe auf den, ungefähr 22-Jährigen, Verkäufer richte, schrei ich, gedämpft durch die Sturmmaske: "Geben Sie uns das gesamte Geld aus der Kasse und Ihnen wird nichts passieren!" Hastig kramt er die Scheine auf den Tresen, als ich langsam auf ihn zugehe, jedoch ohne meine Waffe auch nur einen Zentimeter zu senken.
Über seine Stirn laufen ein paar Schweißtropfen an seiner Schläfe entlang nach unten. Ich löse eine meiner Hände von meiner Waffe und greife in das Fach vor dem Tresen. Die Pfefferminzkaugummis, die ich dabei herausziehe, packe ich zusammen mit dem Geld in eine Plastiktüte, als ich plötzlich dieses eine Geräusch höre, welches mich am ganzen Körper zittern lässt und welches ich auf gar keinen Fall hören wollte. Polizeisirenen.
Wir sehen uns erschrocken an, laufen aufeinander zu und dann zusammen nach draußen. Vor der Tankstelle kann man schon die ersten Polizeiautos sehen. Ich drücke ihm das Diebesgut vor die Brust, fische dabei das Kaugummi noch heraus und flehe ihn an: "Liam! Lauf!" Geschockt sieht er mich an und schüttelt mit dem Kopf: "Nein, ich lasse dich nicht allein!" Ich drücke meine Hände gegen seine Brust, um ihn in Richtung Auto zu schieben: "Mach schon!" Benommen rennt er zum Auto und öffnet die Tür, dann dreht er sich nochmal um: "Ich liebe dich, June!"
Drei Polizisten, mit ihren Waffen auf mich gerichtet, rennen mir entgegen. Sofort lasse ich meine Waffe fallen und hebe meine Hände. Einer wendet den Polizeigriff an und dreht meine Arme soweit, dass ich mit einem kleinen schmerzhaften Stöhnen auf den Boden gedrückt werde. Ich drehe meinen Kopf zurück zu Liam, der mittlerweile schon auf die Straße gefahren ist. "Ich liebe dich auch!", flüstere ich vor mich hin, auch wenn ich weiß, er hört es nicht mehr.
Der Polizeibeamte legt mir Handschellen an und zieht mir die Maske vom Kopf, entsetzt schaut er mich an. Ich grinse teuflisch: "Demütigend seine eigene Tochter in Handschellen abzuführen, nicht wahr?"