We're going down together - 6

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„Morgen!", nuschelte Pierre, der heute zum Glück wieder in meinen Armen eingekuschelt war. Nur diesmal in einer Villa mit Aussicht aufs Meer. Ich streckte mich erst einmal ausgiebig, um dann Pierre aus dem Bett zu scheuchen. Es war ja auch schon 9 Uhr, höchste Zeit aufzustehen.

„Aber Bärchen, wir haben heute nicht einmal etwas zu tun, wieso sollten wir nicht noch weiterkuscheln?", fragte Pierre mit seinem Typischen Grinsen. Ich kicherte. „Und wird schon was einfallen, komm jetzt, sonst mache ich keine Pfannkuchen!" Dieser Satz löste wie jedes Mal aus, dass Pierre geradezu aus dem Bett sprang.

Am Frühstückstisch rückte ich dann mit der Sprache raus. „Hör mal, Pear. Ich muss heute leider noch ein letztes Mal nach Nizza, aber es ist ein Direktflug, ich fliege also nur eine halbe Stunde. Ich bin zurück, so schnell es nur geht." Als ich diesen Satz ausgesprochen hatte, konnte ich deutlich die Trauer in Pierres Augen sehen.

„Oh, ok. Aber pass auf dich auf, und stress dich nicht, ich werde schon nicht sterben!", antwortete er, worauf ich ihn kritisch musterte. „Sicher?" „Ja versprochen." „Pear, du weißt, dass ich dich unendlich lieb habe?" Pierre nickte, und ich drückte ihn fest an mich, und verschwand dann durch die Haustüre.

Fliegen macht mir nichts aus, ich fliege regelmäßig, was als Formel Renault Fahrer irgendwie logisch ist. Andererseits kann man einen 32 Minuten Flug nicht als Flug bezeichnen.

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„Hallo, ich bin hier für Jules Bianchi, ich bin sein Neffe.", sagte ich der Empfangsdame auf Französisch. „Ok, Zimmer 43, den Gang entlang, und dann links." Ich bedankte mich, und machte mich so schnell es ging auf den Weg.

Als ich vor seiner Zimmertüre ankam, ging gerade einer der Ärzte raus. „Ah, sie müssen Herr Leclerc sein?", fragte er mich. Ich bejahte, worauf er mir ein Gesundheitsupdate gab: „Also, wegen Herrn Bianchi. Er macht große Fortschritte, und wir können ihn vermutlich noch heute aus dem Koma rausholen. Die Wunden sind vorerst verheilt, es könnte aber immer noch Schäden am Gehirn geben. Wir rufen Sie an, wenn es Neuigkeiten gibt, ok?"

Ich bedankte mich, stimmte ihm zu, und ging dann trotzdem noch kurz in das Zimmer. Es ist dieses Geräusch was ich nicht leiden kann. Das Gepiepe von all den Geräten, bei dem man hoffen mag, dass es so bleibt, wie es ist, sonst wäre das Jules' Ende.

„Hey.", begrüßte ich ihn, oder zumindest das, was von ihm noch da war. Alles fühlte sich leer an, und als ich ihn umarmte, spürte ich auch, dass er deutlich dünner war, als vor dem Unfall. Fast schon in Richtung Anorexie, aber Jules war ein gesunder Mensch, also vertrieb ich diesen Gedanken sofort.

Wie so oft erzählte ich ihm etwas. Ich wusste, er hörte mir zu, zumindest spürte er, dass ich da war, auch wenn man das nicht merkte, aber ich mochte das Gefühl. Ich erzählte ihm vom Umzug, von Pierre, davon, wie ich meinen Vater vermisste, und dass er bitte kämpfen sollte. Einfach von Allem.

Da der Flieger aber nicht wartet, musste ich zurück. Ich hätte den Flug gerne umgebucht, von mir aus hätte ich auch an Jules' Bett übernachtet, mir war alles recht. Aber das ging nicht. Man konnte Pierre nicht alleine lassen. Nicht länger als einen Tag.

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„Pear, ich bin wieder da!", kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, schoss Pierre auf mich zu, und umarmte mich. „Hey! Wie ich sehe bist du noch ein ganzer Pierre!", sagte ich, während ich anfing zu kichern. „Ist ja jetzt nicht so, dass ich mich in der Mitte zerteilen würde!", antwortete er, und ich sah ihn gespielt kritisch an, worauf wir beide anfingen zu lachen.

Plötzlich läutete mein Telefon, und ich wurde wieder ernst. „Hör mal, Pear, das ist Jules' Krankenhaus, da muss ich kurz ran, ok? Auch Pierre war jetzt ernst geworden, er kannte Jules' kritischen Zustand, und er nickte verständnisvoll. „Guten Tag!", sagte ich in mein Handy, während ich ins Schlafzimmer nebenan ging.

Pierre Gasly

Nervös kaute ich an meinen Fingernägeln. Das wollte ich mir zwar eigentlich abgewöhnen, aber das ist immerhin noch besser, als dass ich meine alten Wunden und Narben wieder aufreiße. Dieser Anruf war entscheidend. Und das wusste ich, genauso wie Charles.

Nur wenig später kam Charles zurück ins Wohnzimmer. Ich nahm an, dass er keine guten Nachrichten bekommen hatte, denn er hatte ungefähr die Farbe von Schweizer Käse - Für einen Monegassen ungewöhnlich.

„Cha?", fragte ich vorsichtig. Weiter kam ich nicht, denn ich musste nach vorne springen, um Charles aufzufangen, für den das alles zu viel wurde. Vorsichtig legte ich ihn in unser Bett, und streichelte ihn.

Langsam kam er wieder zu sich, und als er dann endlich wieder Farbe bekam, sagte er: „Jules hat es nicht geschafft. Was soll ich jetzt machen? Wer als Nächstes? Du? Meine Mutter? Ich will das alles nicht mehr, ich halte das alles einfach nicht mehr aus!" Jetzt strömten ihm Tränen über die Wangen.

Da ich noch nie mit jemandem in solchen Trauerzuständen umgehen musste, wusste ich nicht, was ich jetzt tun sollte. Deshalb drückte ich ihn einfach fest an mich, und wartete, bis er sein Herz ausgeschüttet hatte. „Alles wird gut, Charles, alle wird gut. Das verspreche ich dir."

Ich wusste, dass diese Worte nicht besonders überzeugend klangen, aber Charles schienen sie eindeutig zu helfen.

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Ok, wie es scheint, schreibe ich heute noch ein ganzes Buch fertig. Aber soll mir recht sein! ☺️

LG ❤️

A little spark of hope - Gaslerc FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt