Wie Alles begann

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PoV: Erzählerin

Kim lief gestresst durch ihr Büro, weil sie noch ein wichtiges Meeting hatte. Sie atmete tief durch und öffnete die Türe. In dem Raum saßen bereits sechs Männer mit angestrengter Miene und zwei von ihnen tippten mit ihren Fingern auf die Tischplatte. Ein Mann im rotem Anzug stand überschwänglich auf und reichte ihr die Hand. „Miss Chaeyoung, es freut mich überaus sie kennenzulernen!" Sie schüttelte ihm die Hand und setzte ihr typisches Lächeln auf, das sie hatte, wenn sie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich unwohl fühlte. „ Guten Tag, Mr. Jihun. Die Freude ist ganz auf meiner Seite." begrüßte sie ihn. Das Meeting war sehr wichtig für Kim, da es um den Bau einer zweiten Firma ging. Es dauerte keine 15 Minuten, bis sie fluchend und mit hochrotem Kopf aus dem Meetingraum stürmte. „So eine Frechheit, was fällt diesem aufgeblasenen Schnösel eigentlich ein!" schimpfte sie auf dem Weg zu ihrem Auto. „Ich leite diese Firma nun schon 3 Jahre, seit mein Vater gestorben ist und sie denken ich würde der Firma schaden!"

Die Eltern von Kim und Hyun Jung sind beide gestorben und ihre Kinder erbten die Firma ihres Vaters. Doch Kim kümmerte sich seitdem alleine um diese, da ihr Bruder sich mehr für Glücksspiele interessierte, als für die Firma. Ihr wuchs das alles jedoch häufig über den Kopf und dennoch... sie kämpfte und wollte die Firma nach oben bringen. Als jetzt auch noch das Meeting schief ging, brannte ihr eine Sicherung durch und sie fuhr rasend nach Hause. Dort traf sie jedoch nicht wie gewohnt, auf ihren Bruder, der wehleidig auf der Couch versauerte, sondern auf eine leere Wohnung. Sie stellte ihre Handtasche ab, um nach oben zu gehen. „Hyunny, bist du da?" Keine Antwort, also ging sie in sein Zimmer. Nichts! Wo mag der Kerl nur schon wieder sein, fragte sie sich. Doch dann sah sie einen Lottoschein und vermutete, dass er nur wieder Zocken gegangen sei.

Sie traf sich am Nachmittag mit ihrer besten Freundin Xu Liu. Sie kam aus China, doch ihr gefiel Korea besser, da sie schon oft hier war, also wanderte sie dorthin aus. Sie gingen shoppen und in ein Restaurant. „Ich werde mal kurz Hyun anrufen. Er muss ja früher oder später mal zurückrufen!" Teilte Kim ihrer Freundin mit. Sie rief ihn an, doch es kam keine Antwort. „Es ist schon spät, ich sollte nach Hause gehen." sagte Kim. „Okay, pass aber auf dich auf ." antwortete Xu. „Na klar, ich kann wenigstens auf mich aufpassen im Vergleich zu meinem Bruder!" lachte sie. Xu winkte ihr noch und dann ging auch sie. Als Kim zu Hause ankam, war immer noch keine Spur von Hyun und so langsam machte sie sich Sorgen. Sie lag nun auf dem großen Sofa und schaute fern. Die Stunden vergingen, aber niemand kam nach Hause. Nun war es schon 2 Uhr morgens und Kim schlief auf dem Sofa ein, da das Programm sehr ermüdend war.

Am nächsten Morgen wurde sie unsanft von ihrem lauten Fernseher geweckt, da es bei dem Film einen Autocrash gab. Sie schreckte hoch und schaute auf die Uhr. „Mist, schon 11 Uhr. Ich bin viel zu spät!" schrie sie. Sie wollte gerade die Wohnung hastig verlassen, als ihr einfiel, dass ihr Bruder scheinbar immer noch nicht da war. Sie machte sich schon immer viele Gedanken und Sorgen um ihren jüngeren Bruder und jetzt hatte sie den Entschluss gefasst, zur Polizei zu gehen. Sie kramte nach ihrem Schlüssel und rannte zu ihrem Auto. Bei dem Polizeipräsidium schilderte sie hastig ihr Anliegen und dass sie sich Sorgen um ihren Bruder machte. Die Polizei nahm es als Vermisstenmeldung auf und der nette Herr von der Infostelle sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen bräuchte, da sie ihn schon bald gefunden haben werden. Doch die Tage vergingen und die Tage wurden zu Wochen, in denen es kein Lebenszeichen von Hyung Jung Chaeyoung gab.

Es waren nun schon 10 Wochen vergangen und Kim verlor allmählich die Hoffnung ihren Bruder jemals wieder zu finden. Sie verstand nicht warum er auf einmal weg war. Ist er abgehauen? Wurde er entführt? Ist ihm was zugestoßen? Diese Fragen stellte sie sich jeden Tag, jede einzelne Stunde, in der man ihn nicht auffinden konnte. Als sie am Mittwoch von der Arbeit nach Hause kam, fand sie ihre Wohnungstür spärangelweit offen vor. Sie rannte in dem Glauben, dass ihr Bruder zu Hause sein könnte, in die Wohnung. Doch es war niemand dort. Als sie ihn nicht fand, brach sie in Tränen aus. Sie nahm die Vase von der Fensterbank und schmiss sie durch das Wohnzimmer, sodass es nur so rumste. Sie war verzweifelt und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie ging ein letztes Mal in das Zimmer ihres Bruders, da sie den Anblick des Zimmers nicht länger verkraftete. Sie schaute sich alles genau an. Das Familienbild, dass direkt über seinem Schreibtisch hing, seine Konsolensammlung, sein blaues Bett und zu guter Letzt seine Zeichenecke. Ja, er liebte das Zeichnen und er war sehr begabt, doch leider machte er nichts aus diesem Talent. Sie sah sich den Zeichentisch an und fand einen merkwürdigen Umschlag. Wahrscheinlich eh nur wieder ein Lottoschein, dachte sie sich. Doch sie öffnete ihn und zu ihrer Überraschung war es ein Brief.

„Liebe Kim,
Hier ist Hyun, dein Bruder. Wie du sicherlich gemerkt hast, bin ich nicht nach Hause zurückgekehrt. Dies hat auch einen Grund, da ich bei einem ganz besonderen Spiel mitmache. Ich habe nicht viel Zeit dir alles zu erklären, aber du musst dir das genau durchlesen! Ich habe also bei dem Spiel mitgemacht, weil ich dich unterstützen wollte mit dem Gewinn. Schließlich hast du mich bisher immer unterstützen müssen! Ich habe fast alle Level durch, doch dies gefiel dem Spielmaster nicht, also hat er mich aufgespürt und eingesperrt. Er sagt, dass nur du mich retten kannst, indem du alle Level durchspielst und gewinnst! Aber bitte beachte, falls du dich dafür entscheiden solltest, dass dies kein normales Spiel ist. Sobald du bei einem Level verlierst, wirst du getötet! Ich hoffe wir können uns Wiedersehen. Ich liebe dich Schwesterchen, bitte hilf mir! Ich muss jetzt aufhören, solltest du spielen wollen, so musst du bis morgen hier auf dieser Insel sein! Pass auf dich auf. Dein Hyunny."

Sie las fassungslos diesen Brief und sah sich die Karte der Insel an. „Shinraya, die Insel kenne ich nicht!" sagte sie aufgelöst. Sie verstand die Welt nicht mehr und wusste nicht was sie tun sollte. „Wenn ich es nicht mache, stirbt er. Wenn ich es mache, sterben wir vielleicht beide! Andererseits, wenn ich gewinne, sind wir beide frei." Sie überlegte und überlegte, doch dann traf sie die alles verändernde Entscheidung. „Ich werde es wagen! Ich habe sowieso nichts mehr zu verlieren und ich möchte meinen Bruder wieder zurück!" Sie packte sich schnell ein paar Dinge in einen Rucksack und nahm den Brief mit der Karte mit. Sie rannte zur Bushaltestelle und fragte den erstbesten Busfahrer nach dieser Insel. Er wusste nichts darüber und sie sah sich die Karte nochmal genauer an. „Oh, da ist ein Zeichen, welches sagt, dass ich mich mit anderen Spielern an der Inselkreuzung treffen soll." Sie kannte diese Kreuzung und so machte sie sich auf den Weg.

Nach knapp 3 Stunden laufen erreichte sie die Kreuzung und sie sah schon andere Menschen. „Das müssen also meine Mitspieler und Rivalen sein!" sagte sie.

Das Spiel des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt