Kapitel 1

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Mit Anfang 30 ein frisch geschiedener Mann zu sein, war wahrscheinlich nicht in Sirius' Vorstellung gewesen.

Wobei, korrigiere, er war ein Anfang 30 jähriger, frisch geschiedener Mann mit Kind.

Oh, und außerdem Leiter einer riesigen Firma, Bruder eines ins Exil geflohenen Gang-Mitgliedes, enterbter Sohn einer stinkreichen Familie, Angeklagter von dieser Familie, Vater eines Vorschulkindes mit Verlustängsten, Patenonkel eines Pubertierenden, adoptierter Sohn einer anderen stinkreichen Familie, Eigentümer eines riesigen Hauses, in welchem ständig etwas defekt war und Herrchen einer Katze, die ihn verabscheute.

Perfekt, nicht?

Dann gab es noch Remus Lupin, den Ex-Mann. Wenn Sirius könnte, würde er dramatische Musik einspielen, wann immer er die Bezeichnung erwähnte.

Bei genau diesem Ex-Mann stand er gerade auch vor der Tür. Wobei die Betonung, dass es genau dieser Ex-Mann war, unnötig war. Es gab keinen anderen Ex-Mann. Es gab im Grunde nie jemand anderen, aber so lief nunmal das Leben.

Vor der Tür stand Sirius nicht, weil er so unendlich Lust hatte Remus wiederzusehen oder diesem so sehr vermisste - wobei das ein anderes Thema wäre - sondern wegen Teddy. Teddy, der sie noch immer verband, Teddy, der wichtigste Mensch in ihren Leben.

Remus hatte angerufen, weil Teddy geklagt hatte, wieder zu Sirius zu wollen, obwohl dieser ihn erst vor einigen Stunden zu Remus gefahren hatte. Da Sirius in ihrem früheren gemeinsamen Haus wohnen geblieben war, lebte auch Teddy die meiste Zeit dort, weil die Schule und der Kindergarten in der Nähe waren. Jedes zweite Wochenende verbrachte er allerdings bei Remus.

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Sirius sich gefreut, dass Teddy lieber zu ihm wollte, wäre die Fahrt nicht mehr als vierzig Minuten lang und wäre er auch nicht mitten im Berufsverkehr gelandet. Was man nicht alles für die Kinder tat.

„Hallo, mal wieder", meinte Sirius und presste kurz die Lippen zusammen, nicht direkt in einem Lächeln, aber etwas in der Art. Ein nicht allzu verhasster Gesichtsausdruck, vielleicht?

„Ja, mal wieder", Remus lachte, ein humorloses erzwungenes Lachen und der Blick auf den Boden abgewandt. „Kommst du rein?"

„Kann Teddy nicht einfach zu mir kommen?", Sirius wollte nicht, dass es bösartig klang, aber er wollte auch nicht länger bei Remus sein, als er musste. Dort war kein Hass oder Verachten von Sirius' Seite, schließlich war Remus... nun, an erster Stelle war Remus Teddy's anderer Vater. Und der Grund, weshalb Sirius jetzt diesen wunderbaren Sohn hatte. Und außerdem die ehemalige erste Liebe. Aber daran würde Sirius jetzt nicht denken.

„Komm wirklich lieber rein", meinte Remus, ein leicht flehender Ausdruck auf seinem Gesicht. „Wir haben noch etwas, was wir besprechen sollten."

„Und das wäre?", fragte Sirius, doch er trat herein, als Remus Platz machte. Er machte sich nicht die Mühe seine Schuhe oder den Mantel auszuziehen, zog aber den Schal langsam runter, um ihn in den Händen zu halten.

Die Wohnung, in die Remus nach der Trennung gezogen war, war ziemlich klein, doch sie hatte drei Zimmer, von Küche und Bad abgesehen, und die Miete war außerdem billig. Nicht, dass das eine Rolle spielte, schließlich bezahlte Sirius jede Miete, die er musste, damit Remus nicht ohne Bleibe blieb und Sirius war ziemlich wohlhabend, weil er das Erbe seines Onkels bekommen hatte. Dazu aber später mehr.

Der Flur war klein und eng und Sirius stand näher bei Remus, als er wirklich wollte. An der Wand waren zwei Häkchen befestigt, der eine für Remus' Jacke, der andere weiter unten für Teddy's. Ein kleines Paar Schuhe stand direkt unter der knallig roten Jacke, die Teddy sich gewünscht hatte.

Das Durcheinander namens Liebe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt