"Sie sind 15 Minuten zu spät, Ms. Harper", war das Erste, was mir Mrs. Hamilton an den Kopf schmiss, als ich den Klassenraum betrat. Die gesamte Klasse starrte mich bloß an. Die Mädchen aus der hintersten Reihe kicherten nur und warfen mir verwunderte Blick zu. Sie flüsterten mir etwas zu, zeigten auf etwas, aber ich konnte nicht wirklich entziffern, was sie mir berichten wollten.
Ich setzte mich neben meine beste Freundin Beth, die mich schockiert anschaute. "Was hast du nur mit deinem Haar angestellt?" Ich lachte, kein Wunder, warum mich meine Klassenkameraden so perplex anstarrten. Sie sind es schließlich nicht gewohnt, mich in einem solchen Zustand zu sehen, vor allem am ersten Schultag.
"Bist du heute nicht mit dem Auto gekommen? Und wieso zur Hölle siehst du so verstrubbelt aus?", fragte sie mich überrascht. "Doch bin, aber nebenan sind neue Leute eingezogen und ich..." Doch bevor ich meinen Satz überhaupt beenden konnte, wurde ich unterbrochen, als ein neuer Schüler in die Klasse kam. Es ist derselbe, den ich neulich vor meiner Haustür begegnet war. Seine dunklen Haare waren zerzaust, seine düsteren Augen müde. Er sah äußerst grimmig und unmotiviert aus.
Mrs. Hamilton stand vorne vor dem Pult und lächelte glücklich in die Klasse hinein. "Klasse, bitte heißt euren neuen Schüler herzlich Willkommen. Sein Name ist Calum, er kommt aus Australien."
Ohne sich weiter vorzustellen oder einen Kommentar abzugeben, verließ er seinen Platz vorne am Lehrerpult. Ich spürte seinen bohrenden Blick auf mir. Er hatte mich definitiv wieder erkannt.
Er unterbrach seinen Blick nicht, und so ließ er sich auf den Stuhl der hintersten Reihe an der Fensterreihe fallen. Schweifend entfernte er seinen Fokus von mir, schlug seine Bücher auf und setzte sich Kopfhörer in die Ohren. Ich fühlte mich durchgehend beobachtet und unwohl. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich hörte ihn beharrlich vor sich hin summen und in seinen Büchern herum krakeln. Obwohl unsere Lehrerin ihn immerzu ermahnte, er solle endlich die Kopfhörer aus den Ohren entfernen, hörte er dennoch nicht. Eine Frechheit, vielleicht war so etwas erwünscht dort, wo auch immer er herkam, aber so etwas durfte man sich hier nicht erlauben.
Nach einer anstrengenden Stunde Wirtschaft hatten wir uns die Pause verdient. Beth und ich gingen in Richtung Cafeteria und ich hielt Ausschau nach meinen Freund Luke.
Als wir uns endlich begegneten, fielen wir uns in die Arme. Er gab mir einen sanften Kuss auf den Lippen und strahlte mich fröhlich an. Blair und er hingegen wahrten Abstand zueinander, was ich für äußerst merkwürdig empfand, weil sie sich sonst immer blendend verstanden. Ist etwa etwas vorgefallen?
"Wie war der Urlaub in Portugal, Babe?, fragte ich ihn aufgeregt.
"Der Urlaub, der war natürlich toll. Aber dich hab ich vermisst. Unglaublich, außerordentlich, du kannst dir das gar nicht vorstellen, ehrlich."
Wieso fing er plötzlich an, so eigenartig zu sein? Was um Gottes Willen war heute los? Er hatte recht, ich konnte mir das wirklich nicht vorstellen. Wir waren zwar glücklich in unserer Beziehung und liebten uns unendlich, und selbstverständlich wusste das jeder, aber in den letzten Monaten lief es einfach nicht ganz so gut. Er fing an sich zu distanzieren und hatte immer weniger Zeit für mich. Wir waren schon lange zusammen und das Paar schlechthin. Die gesamte Schule himmelte uns aus diesem Grund an. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass er meinen Beliebtheitsgrad nicht um Einiges angekurbelt hatte. Als wir anfingen miteinander auszugehen, bekam ich Komplimente in Massen und es wollte so gut wie jeder mit mir befreundet sein. Versteht mich nicht falsch, ich war nie unbeliebt, gar unattraktiv, nur bekam ich dadurch einfach die Aufmerksamkeit, die ich auch verdiente. Das passierte also, wenn man den beliebtesten Jungen der Schule für sich erobert hatte.
Luke griff nach meiner Hand, führte mich auf den Gang und zog mich hinter sich her. Die Mitschüler versammelten sich nacheinander um uns herum und folgten unseren Schritten nach und nach mit ihren amüsiert, glänzenden Augen. Mir machte das nie etwas aus. Ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die neidischen blondhaarigen Mädchen hinter mein Rücken über mich tratschten und hinter her gifteten. Aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich heute dennoch anders an. Lag es daran, dass es der erste Schultag war? Oder das es nun das letzte Jahr auf der High School war, und die Menschen um uns herum endlich bemerkten, dass der Ernst des Lebens auf uns zu kam? Vielleicht lag es auch nur daran, dass ich mich seit einiger Zeit nicht mehr ganz so wohl in meiner Beziehung fühlte.
Wir gingen auf das Footballfeld und begrüßten seine Freunde. Ich schüttelte allen die Hand und schenkte ihnen ein freundliches Lächeln. Kurz daraufhin lief ich rüber zu meinen Mädchen.
"Mia! Schön dich zu sehen, gut siehst du aus", rief meine Freundin Emily mir zu. "Hast du schon den neuen Jungen aus dem Jahrgang gesehen? Er ist so mysteriös, das ist super hot!", plapperte sie begeistert drauf los.
Meinte sie etwa Calum? Der Typ ist doch nicht mysteriös, gar "hot". Er ist einfach nur nervig. "Ja, ich hab Wirtschaft mit ihm zusammen, aber der ist echt nichts besonderes..."
"Wirklich, Mia! Denkst du, du schaffst es, mir seine Nummer zu klären?"
Ich schüttelte nur den Kopf und wendete mich zu meinen anderen Freundinnen. Wir tratschten ein wenig über die Ferien und was wir so trieben, die eine oder andere erwähnte auch noch einmal den neuen Schüler, allerdings versuchte ich daraufhin das Thema zu wechseln. Ich verstand echt nicht, was sie so toll an dem fanden. Er war unverschämt und respektlos.
Nach langen Gesprächen und Wiedersehen ging ich in die Umkleidekabine, um mich für das Cheerleader-Training fertig zu machen. Ich schlüpfte in meine Uniform, zog mir die Socken hoch und bind mir einen Zopf.
Auf den Weg nach draußen stieß ich in einen Spieler des Football-Teams, was ich zumindest dachte, weil er das Trikot trug. Ich wollte ihn gerade begrüßen, da ich durch Luke mit fast allen befreundet war und gut zurecht kam. Ich hob meine Hand, bis ich in das Gesicht des unbekannten Spielers blickte. Es war Calum, aber was zur Hölle machte er im Football-Team? Er sah nicht aus wie einer, der Football spielen würde und auch wenn, wie konnte er schon in das Team aufgenommen werden? Die Bewerbungsphase für Schulsport hatte noch gar nicht begonnen. "Was machst du denn bitte im Football-Team? Oder weshalb trägst du dessen Trikot?" Meine Gedanken brausten ungeachtet aus meinem Mund, ohne das ich es gemerkt hatte. Ich fühlte mich etwas beschämt und hätte alles dafür getan, um mein Gesagtes wieder rückgängig zu machen.
Er lachte nur amüsiert und grinste mich an. "Ich bin nur hier, um mir süße Cheerleaderinnen zu klären."
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THE BOY NEXT DOOR » c.h ff
Fanficmia harper scheint alles zu haben: ihre familie wohlhabend, ihre freunde vergöttern sie und ihr freund liebt sie über alles. doch inwiefern verändert sich ihr leben, als nebenan der widersetzliche und umstürzlerische calum hood einzieht?