Kapitel 2

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„Du, ich weiß, dass du lieber etwas anderes machen würdest, als als Kindergärtnerin zu arbeiten, aber jetzt im Moment hast du nichts anderes.", erklärte Ada, während ich mir die Zähne putzte.
„Ja, ich hätte aber trotzdem gerne einen Buchladen.", brabbelte ich mit vollem Mund.
Ada fasste sich angestrengt an die Schläfen und sah so aus, als wollte sie Telekinese anwenden. „Das hast du mir schon tausendmal gesagt. Anstatt die ganze Zeit darüber zu reden, könntest du auch mal anfangen, daran zu arbeiten."
Ich spuckte zu Zahnpasta ins Waschbecken und spülte meinen Mund aus.
„Was steht denn sonst heute bei dir an? Du brauchst eine Aufgabe, Nina."
„Picnic.", murmelte ich und wuschelte durch meine Haare, „Aber es soll regnen. Deswegen machen wir das drinnen. Und dann hab ich noch ein Elterngespräch mit den Eltern von einem Jungen."
Ich schaute sie abwartend an. „Und bei dir?"
„Training. Und ich besuche Oma nochmal."
„Dann richte ihr mal ganze Liebe Grüße aus und der Kuchen war lecker."

„So, hat denn jeder das mitgebracht, was er oder sie mitbringen sollte?", fragte ich, im Schneidersitz auf dem großen türkisfarbenen Teppich sitzend. Mich schauten lauter motivierte, große Augen an.
„Dann breitet mal alles ordentlich auf dem Teppich aus; aber in Ruhe. Wir haben Zeit."
Die kleinen Zwerge tappsten in die Mitte und legten Brotzeitdosen mit Obst, Gemüse, Brot, Aufschnitt und anderen Sachen auf den Teppich.
Ein kleines Mädchen, Olivia, zog an meinem Ärmel. Sie sah mich verschlafen an und strich sich mit den zarten Fingern die verwuschelten Haare ordentlich. „Nina, kannst du Musik anmachen?"
Sie ließ sich neben mich auf den Boden fallen und schmatzte müde. Sie hatte gerade erst ein Nickerchen gemacht.
„Wollen die anderen denn auch Musik hören?"
Ich hörte allgemeines Zustimmen.
„Welche Musik wollt ihr denn hören?"
Jonathan, blau-grün gestreiftes Oberteil und eine viel zu große Hose, meinte: „Die, die du immer hörst. Die von Louis."
Ich grinste stolz und zog mein Handy aus der Hosentasche. Ich wählte eine Playlist aus, die nur aus Songs von Louis Tomlinson Bestand und ließ sie laufen.
„Habt ihr euch denn auch die Hände gewaschen?", einige nickten, einige schüttelten den Kopf.
Ich klatschte in die Hände. „Dann los."

„Nehmen Sie bitte Platz, Ms Miller.", forderte ich die junge Mutter auf. Sie war genauso alt wie ich, 23, und hatte ihren Sohn in ihrem Abschlussjahr gekriegt. Man merkte ihr an, dass sie mit der Aufgabe, ein Kind großzuziehen überfordert war und deswegen versuchte ich, mich regelmäßig mit ihr zusammenzusetzen und ihr etwas Unterstützung zu bieten. Sie war heute auffällig blass und hatte dunkle Schatten unter den Augen. Ich wusste wohl, dass sie eine Vergangenheit mit Alkohol hat, aber ich erwähnte es nie.
„Wie geht es Ihnen, Ms Miller?"
Sie platzierte ihre große Handtasche auf ihrem Schoß und zuckte mit den Schultern. „Gut."
Ich nickte. „Ich werde gleich zur Sache kommen, Ms Miller. Der Grund, warum ich Sie heute hergebeten habe, ist dass Tom sich in letzter Zeit stark verändert hat."
„Was meinen Sie?"
Ich faltete die Hände und schaute zu Tom, der wenige Meter entfernt auf dem Boden mit roten Feuerwehrautos spielte.
„Er hat eine sehr kurze Zündschnur entwickelt. Er war schon immer sensibel, aber er neigt in letzter Zeit zum Überreagieren."
Ms Miller stockte. „Ich verstehe nicht-"
„Er hat einem andern Kind einen Stein an den Kopf geworfen, zum Beispiel. Er hat ein Kind getreten und wieder ein anderes mit Bauklötzen geschlagen."
Ich kniff die Augen zusammen und schaute die Frau vor mir abwartend an. „Dieses Verhalten ist nicht normal und ich bin mir sicher, dass es dafür eine Ursache gibt."
Sie sagte nicht und schaute nur schweigend auf den Griff ihrer Tasche, den sie fest umklammert hielt.
„Ms Miller?"
Sie schaute auf.
„Ich will Ihnen und Tom helfen. Dazu muss ich aber wissen, was los ist."
Man merkte, wie sie einen Moment lang mit sich rang. Dann sagte sie aber: „Er hat sich das, glaube ich, von seinem Vater abgeschaut."
„Sind Sie noch mit ihm zusammen?"
„Nein, aber er sieht ihn immer an dem Wochenenden.", sie strich sich eine Strähne hinters Ohr.
Ich nickte verstehend und vereinbarte mit ihr, dass wir uns in ein paar Tagen wieder treffen würden und genaueres zu Tom besprechen.

Faith In The Future|| Louis Tomlinson FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt