Kapitel 1

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Ich warte auf Martina im Schlafzimmer der für den Dreh gemieteten Wohnung. Sie kommt um die Ecke und wir lachen uns kaputt.

„Geiles Ding, was?"

„Ja." Ich tue so, als müsste ich schon wieder losprusten. Aber eigentlich ist mein Blick nur auf das Paket gerichtet, das Martina in der Hand hält.

Vorsichtig beuge ich mich nach vorne und streiche sanft über die Außenfolie des Pakets. Wieder zurück.

Ich freu mich drauf!

„Äh... Darf ich mal?"

„Was?", fragt Martina.

„Die Packung."

„Was? Ok..." Sie drückt mir sie in die Hand. Ich begebe mich auf das Bett im Zimmer und mache mich daran das Paket zu öffnen. Ich ziehe eine Windel heraus und lege sie auseinandergefaltet auf dem Bett zurecht.

„Was hast du denn jetzt vor?"

„Ich fordere dich auf, mich zu wickeln."

„Ich... ich soll dich wickeln?"

„Ja. Ich möcht' s ausprobieren. Das ist doch nicht schwer!"

„Nee! Klar nicht. Also dann zieh mal deine Hose aus. Und hinlegen."

Ich ziehe meine Hosen aus und Martina nimmt die Windel. Sie schiebt sie mir unter den Po. Sie zieht das Vorderteil durch meine Beine hindurch nach oben und fixiert dann um meine Hüften die vier Klebestreifen.

„Danke."

„Gerne."

Ich stehe auf und ziehe die Hose wieder hoch. „Auf den ersten Eindruck fühlt sie sich gut an."

„Das freut mich. Behalte doch die Packung, wenn du willst."

„Ok." Ich nehme sie mit in die Küche. Wir trinken mit Carla, die die Mutter des kleinen Babys gespielt hat, noch einen Kaffee, dann verabschiede ich mich von den beiden und nehme den nächsten Bus nach Hause.

Die Windelpackung steht neben mir auf dem Sitz. Ich grinse. Irgendwie bekomme ich die schon an meinen Eltern vorbei. Wahrscheinlich sind sie eh noch in der Arbeit. Jetzt muss ich circa eine Viertelstunde fahren.

Plötzlich drückt mich mein Darm. Mist, denke ich. Der Kaffee! Ich muss es schaffen, einzuhalten. Ich trage zwar eine Windel, aber das kann ich den Leuten nicht antun, hier im Bus so einen Stinker rauszulassen. Ich muss die Po-Muskeln locker lassen, um nicht einzumachen. Unter Anstrengung gelingt mir das ziemlich gut. Ich verziehe mein Gesicht und stöhne ungewollt sehr laut auf, als der Druck von innen endlich schwächer wird.

Ich drehe mich vom Fenster weg, zum Gang hin. In der anderen Bankreihe sitzt eine Frau, die mich mit großen Augen betrachtet.

„Was ist?", frage ich grob.

„Eigentlich nichts.", erklärt die Frau freundlich, mit zurückhaltendem Ton. „Aber sag, wenn du Hilfe brauchst."

Da wird meine Stimme ruhiger. „Ich muss auf die Toilette. Können Sie mir sagen, wo das nächste öffentliche Klo ist? Bis nach Hause werde ich es wohl nicht mehr schaffen."

„Gleich hier an der Ecke wohnt eine Freundin von mir. Die besuche ich sowieso. Da kannst du bestimmt gehen. Komm mit, wir müssen aussteigen."

Ich schnappe mir die Windelpackung und renne der jungen Frau hinterher, um nicht im Bus zu bleiben. Da kommt plötzlich ein fester Pups aus meinem Anus.

Wir gehen die Straße entlang. „Wie heißt du denn?", frage ich.

„Ah ja. Hatte mich ja noch gar nicht vorgestellt! Lea." Sie lächelt mich an.

„Hi. Ich bin Johanna. Freut mich.

Wir gehen um eine Straßenecke und stehen dann vor dem Wohnhaus ihrer Freundin. Gerade frage ich mich, warum Lea mich nicht auf die Windelpackung anspricht.


Nach dem DrehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt